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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Falle gelaufen! Ihr habt ausgesprochen, weshalb ein guter Christ Platon meiden muss. Der griechische Philosoph spricht nicht von Gott, sondern von Göttern …«
    »Und doch gibt der heilige Augustinus den Platonikern vor allen anderen Philosophen den Vorzug. Weil Platon weiß, dass über den Dämonen und Göttern der wahre Gott ist, der Schöpfer der Welt.«
    »Ihr seid Gerberts würdig«, lächelte Bruder Andreas anerkennend und erhob sich. »Wann werdet Ihr Weiterreisen?«
    »Morgen, vielleicht übermorgen. Darf ich in der Frühe einen Blick in die Bibliothek werfen?« Alexius hatte andere Fragen auf der Zunge, die nicht herauskamen. Ein inneres Warnsignal hielt ihn zurück. Bruder Andreas wollte er sich nicht anvertrauen. Lieber am nächsten Tag die Bediensteten im Stall oder im Gästehaus über jene italienische Delegation befragen, die nach Bruder Maxims Tod von der Reichenau hergekommen war.
    Alexius kehrte spät in seine Unterkunft zurück. Er war mit dem Aufknüpfen seiner Beinkleider beschäftigt, als jemand an die Tür klopfte. Ein Klosterbruder mit hochgezogener Kapuze brachte Vater Andreas’ gute Wünsche für die Nacht und reichte Alexius auf einem Holzteller einen Becher Wein und einige Gewürzplätzchen.
    Erstaunt bedankte sich der Missus. Als ob wir beim Nachtessen nicht genug getrunken hätten! Aber tatsächlich hatte er Durst. Der Fisch und auch die Hülsenfrüchte waren zu salzig gewesen. Bevor er zum Tisch mit dem Holzteller trat, stellte Alexius sich ans Fenster. Er sah den verhüllten Mönch von vorhin aus der Tür des Gästehausflügels treten. Eilig durchschritt dieser den frisch umgestochenen Kräutergarten und verschwand in der Klausur.
    Alexius ging zum Tisch zurück und hob den Becher. Wieder der helle, kristallklare Wein. Als das Gefäß seine Lippen berührte, durchzuckte ihn eine unerklärliche Angstwelle. Er stellte den Becher auf den Tisch und blickte erneut hinein. Nun sah er erst richtig, was ihn unbewusst alarmiert hatte. Der gleiche Wein stand vor ihm, hell, aber nicht glasklar wie im Speiseraum des Priors. Auf dem Grund lagerte ein feines Pulver.
    Im ersten Impuls wollte Alexius den Wein stehen lassen. Doch plötzlich hatte er eine Idee, ging mit Becher und Teller auf den Gang hinaus und von dort in den Garten. Er machte mit seiner Fackel die Runde, bis er im Stall eine schlafende Katze entdeckte. Alexius hob seinen Becher und rührte mit einem Holzstab den Inhalt um. Dann goss er einige Tropfen in den Teller und stellte ihn vor das Tier. Die Katze erwachte und begann zu trinken. Er schüttete nach, aber das Tier wandte sich von der Flüssigkeit ab.
    Der Missus wartete. Plötzlich machte die Katze Sprünge und blieb nach heftigen Krämpfen liegen. Was er jetzt tun musste, war Alexius zuwider. Trotzdem streckte er die Finger aus und berührte das weiche Fell. Keine Bewegung, kein Atemzug. Die Katze war noch warm, aber tot.
    In dieser Nacht fand Alexius keinen Schlaf. Ricolf und Gerold lagen auf Strohsäcken in seiner Kammer. Sie waren schwer bewaffnet, mussten abwechselnd Wache halten. Im ersten Schreck wäre der Missus am liebsten mitten in der Nacht aufgebrochen. Dann besann er sich. Fortlaufen würde nicht helfen. Er musste bleiben und in Peterlingen Fragen stellen. Ein ganzes Kloster konnte kaum Mordpläne gegen einen Kaiserboten ausgeheckt haben.
    Am Morgen verlangte Alexius Bruder Andreas im Besuchsraum zu sprechen. Seine zwei Gefolgsmänner sollten dabei sein. Obwohl der Prior nichts von Alexius’ nächtlichem Abenteuer wissen konnte, trat er völlig aufgelöst zu den drei Männern, rieb sich die Hände und schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Stellt Euch vor«, flüsterte er mit enttäuschter Stimme. »Ein Klosterbruder ist mitten in der Nacht auf und davon. Er hat im Stall eines der besten Pferde gestohlen.«
    »Welcher Bruder?«
    »Markus, von dem ich Euch gestern Abend erzählt habe. Er ist kurz nach Jahresanfang für Studienzwecke nach Peterlingen gekommen.«
    »Nehmt Ihr jeden Mönch auf, der eintreten will?«
    »Wenn er ein solches Empfehlungsschreiben bei sich trägt, bestimmt. Es war von einem angesehenen Kloster in Verona ausgestellt. Man bat um Aufnahme des gelehrten Bruders Markus für ein halbes Jahr.«
    Die Augen des Boten funkelten dramatisch. »Ich weiß, weshalb Euer Gast bei Nacht und Nebel geflüchtet ist.«
    »Ihr wisst? So sagt schon, was ist passiert?«
    »Geduld. Zuerst müsst Ihr mir eine Frage beantworten. Habt Ihr mir gestern Nacht einen

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