Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
trat zögernd an sie heran, während
Helios sie mit verschränkten Armen musterte.
Sie
hasste es. Sie hasste es so sehr.
„Zeus
hat die letzten Tage in seinen Gemächern verbracht“, entgegnete die Göttin dann
flüsternd und kam auf sie zu. Erst jetzt bemerkte Serena die dunklen Augenringe
im Gesicht ihrer Schwester. Unglaublich aber wahr. Sie hatte in den letzten
Tagen wohl kaum geschlafen, ebenso wie sie.
Geduldig
wartete sie ab und hoffte darauf, von der Göttin einige Antworten zu erhalten.
„Die
Götter sind aufgebracht Serena! Sie nehmen uns nicht länger die Geschichte des
unschuldigen Dienstmädchens ab. Sie glauben nicht länger, du seist ein
gewöhnlicher Mensch. Wir mussten handeln und dich schützen. Den Kerker sahen
wir als einzigen Ausweg. Es tut mir leid!“, fuhr Athene schließlich fort und
griff nach ihren Händen. Aufgrund der Schmerzen zog Serena diese jedoch schnell
weg und versuchte einen verzerrten Gesichtsausdruck zu unterdrücken.
Sie
durchlief noch einmal gedanklich den verhängnisvollen Abend, von Arkios‘ ekelerregenden
Annäherungsversuchen bis zu der Niederstreckung durch Helios. Sie wusste, dass
sie den Olymp und all ihre Bewohner in Gefahr gebracht hatte. Sie wusste auch,
dass sie als Dienstmädchen niemals hätte so reagieren dürfen, doch wieso
sollten die Götter nicht länger glauben, sie sei ein gewöhnlicher Mensch?
Fragend
schüttelte sie den Kopf und blickte verwirrt zu ihrer Schwester auf.
„Serena,
was du getan hast … war nicht menschlich und das weißt du!“
„Was
ich getan habe? Ich habe diesem Mistkerl gezeigt, was ich von ihm halte! Er hat
meine Eltern, meine Herkunft und meine Existenz in den Schmutz gezogen, das
konnte ich nicht auf mir sitzen lassen!“, brach es plötzlich aus der in sich
gekehrten Halbgöttin heraus. In ihrer Stimme vernahmen die Götter den Zorn, der
sich in ihr angestaut hatte. Beide sahen sich kurz darauf fragend an, ehe sie
sie wieder musterten - Der gleiche Blick wie der des Arkios. Sie sahen sie auf
die gleiche Weise an, wie er es tat, als sie ihre Drohungen über die Lippen
brachte.
Der
Spiegel zur Seele, sein Spiegel, war im Moment ihres hasserfüllten Ausbruchs
völlig leer.
Sie
wollte Angst in ihnen sehen, Wut oder wenigstens Gleichgültigkeit, irgendetwas
mit dem sie sich bestätigt fühlen konnte, dass ihr Hass auf ihn nicht
unbegründet war, doch stattdessen sah er sie fragend an, als würde … als wolle
er nicht verstehen, was sie fühlte.
Die
junge Halbgöttin atmete einige Male tief durch und wandte sich dann von ihnen
ab, um sich selbst nicht die Blöße zu geben, verletzlich zu wirken.
Für
einen Augenblick kehrte Ruhe ein, in der ein kühler Luftzug einige Haarsträhnen
ihr zierliches Gesicht umspielen ließ.
„Sie
sahen mich an als wäre ich das Monster, auch er . Ich war es, die
respektlos einen Hauptmann angegriffen hatte und er zeigte sich wiedermal von
seiner besten Seite, so unschuldig, als wüsste er nicht, was um ihn herum geschieht“,
hauchte sie leise mit zitternden Lippen.
„Wie
auch? Er verstand ja kein einziges Wort von dem, was du gesagt hast!“,
entgegnete Athene dann plötzlich verständnislos und schüttelte den Kopf.
Serena
holte Luft und wollte sich mit starker Stimme verteidigen, da sie schon damit
gerechnet hatte, Athene würde ihr die Schuld zu schieben, doch noch bevor sie
ein Wort sagen konnte, hielt sie inne und wandte sich zögernd zu der Olympierin
um.
Was
hatte sie gerade gesagt?
Sie
blickte in die Gesichter zweier fragender Götter. Sie verstanden sie ebenso
wenig wie Arkios es tat, doch sie verstand die beiden auch nicht. Ein Gedanke
jagte den nächsten, doch keiner konnte sie aufklären.
Wieder
holte Serena Luft, hielt dann jedoch erneut inne und dachte noch einmal nach,
ehe sie fortfuhr. „Aber ich habe doch …“ Ihre Stimme brach, als sie irritiert
den Kopf schüttelte.
„Du
hast nicht einmal bemerkt, dass du ihn in einer anderen Sprache angeschrien
hast?“, fuhr Helios irritiert fort, als er sich neben Athene stellte, die sie
verwundert ansah.
Serenas
hochgezogene Schultern sanken wieder bei dieser unwahrscheinlichen Behauptung.
Eine
andere Sprache? Sie war nur dem gewöhnlichen Griechischen mächtig, wie sollte
sie dann, ohne es zu wissen, völlig fremde Worte gebrauchen?
„Die
Götter haben dich so angesehen, gerade weil sie dich verstanden haben Serena.
Du hast die göttliche Sprache gebraucht. Kein menschliches Wesen ist fähig
solche Worte zu
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