Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
soweit kommt …“, schluchzte Athene leise, als sie ihr einige
Strähnen aus dem Gesicht strich, doch Serena schaute sie noch immer fragend an
als würde sie kein Wort von dem verstehen, was sie sagte. Und so wurde Athene
hysterisch und fing an sie zu schütteln, nachdem sie keine Antwort erhielt. Ihre
Augen glichen der einer Wahnsinnigen und ihre Stirn bildete tiefe Falten, die
die junge Göttin viel älter wirken ließen.
Serena
schreckte unter dem ungewohnt harten Ton ihrer Schwester zusammen und sah sie
mit weitaufgerissenen Augen an, doch Helios eilte herbei und zog Athene schnell
von ihr weg. Er packte sie an den Schultern und flüsterte ihr scheinbar ein
paar beruhigende Worte zu, denn unter seiner monotonen Stimme schien ihr Körper
plötzlich wie in Trance und wurde steif wie ein Fels. Sie wirkte mit einem mal
geistig völlig abwesend und verließ auf Anweisung des Sonnengottes die Zelle,
ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen. Er sah ihr noch nach und wartete
darauf, bis sie hinter den dicken Steinmauern verschwand, ehe er sich zu Serena
umwandte und zu ihr kam. Diese wich an die kühle Wand zurück und gab ihm somit
zu verstehen, dass sie ihm nicht traute, als er sich vor ihr niederkniete, doch
er schien sich davon nicht beirren lassen zu wollen und griff nach ihren Armen.
Reflexartig versuchte sie diese wegzuziehen, doch wie im Festsaal auch, war er
ihr körperlich weit überlegen. Seine Haut war glühend heiß und angesichts
dessen, dass ihre eiskalt war, sah er sie verwundert an.
„Fühlst
du dich nicht wohl?“ Seine Stimme wirkte beruhigend auf sie, doch das durch das
Mondlicht leuchtende Grün seiner Augen funkelte bedrohlich und ließ sie erneut
zusammenzucken. Der Klang seiner Stimme wiedersprach seinem äußeren Erscheinen
und verwirrte sie nun umso mehr. Vergeblich würde er auf eine Antwort von ihr
warten, doch darauf schien er auch nicht hinaus zu wollen. Unbefangen
begutachtete er ihre Handfesseln und das Material, während Serena ihn misstrauisch
musterte. Wohl war ihr nicht dabei, dass sie nun alleine mit ihm war, denn noch
immer traute sie dem Gott nicht über den Weg, auch wenn Athene es tat.
Helios
schien eine Öffnung in den eisernen Metallfesseln zu suchen oder eine brüchige
Stelle, jedoch waren diese makellos und gewährten ihr keinerlei Freiraum.
Währenddessen schwiegen sich beide an. Was hatten sie sich auch groß zu sagen? Genau
genommen hatte er den Olympiern eigentlich geholfen sie hier einzusperren,
warum wollte er sie also nun wieder befreien?
Sein
Verhalten gab für die junge Halbgöttin keinen Sinn, doch bei genauerem
Überlegen verstand sie inzwischen keinen der Götter, weder ihn, noch ihre
Schwester Athene, Hera oder ihren eigenen Vater. Es war, als hätte sich in den
Tagen, die sie hier in der Zelle verbracht hatte und von der Außenwelt
abgeschnitten war, alles verändert.
„Was
ist mit Athene …?“, säuselte sie plötzlich leise und starrte vor sich hin.
Helios hielt einen Moment inne und sah sie nachdenklich an, als sich seine
Hände fest um ihre Handfesseln legten und ihr Körper seine Wärme aufnahm.
„Sie
ist besorgt und nicht zu Unrecht“, erwiderte er leise genug, sodass er
sicherstellen konnte, dass nur sie es mitbekam. Serenas Augen weiteten sich
daraufhin.
„Was
meint ihr damit?“, entfuhr es ihr nun mit angehaltenem Atem, doch Helios würgte
sofort ab. „Das solltest du besser deine Schwester fragen, wenn sie sich
beruhigt hat.“ Kurz drehte er sich um, als wolle er nach dem Rechten sehen und
widmete sich dann wieder seiner eigentlichen Aufgabe.
Serena
holte Luft, schloss ihre Lippen jedoch noch bevor ihnen ein Laut entfliehen
konnte. Sie wollte kein weiteres Wort an ihn richten. Es würde die Verwirrung,
die ohnehin schon in ihr tobte, nur noch verstärken. Vergeblich versuchte sie
nicht über seine Worte nachzudenken. Unbehagen machte sich in ihr breit und so
wurde sie immer unruhiger.
Die
Ketten, die sie an dieses finstere Loch banden, konnten sie nicht länger halten.
Sie zog ihre Hände ruckartig auseinander und prompt löste sich das heiße Eisen
von ihrer Haut und die beklemmende Kälte wich dem warmen Kribbeln von Helios‘
Händen.
Verwundert
über ihren plötzlichen Kraftschub sah sie auf die am Boden liegenden Fesseln
hinab und musste schnell feststellen, dass nicht sie die Verursacherin war. Das
Eisen war geschmolzen und hatte sich bereits durch leichtes Ziehen ihrerseits
von ihren Handgelenken gelöst, doch es war nicht
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