Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
verstehen, geschweige denn sie zu verwenden!“ Helios‘ Stimme
klang plötzlich eindringlich, doch er versuchte so leise wie möglich zu sein,
dass kein Olympier ihn hören konnte.
Serenas
Blicke fielen erneut zu Boden als sie sich wieder abwandte und die beiden
völlig vergaß.
Kein
Wunder, dass Arkios sie fragend ansah. Er verstand kein Wort von dem was sie gesagt
hatte. Ihre Wut war so groß, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, dass sie eine
völlig andere Sprache gebraucht hatte. Nur die Götter hatten sie verstanden und
diese wussten nun, dass sie kein Dienstmädchen sein konnte, kein gewöhnlicher
Mensch. Wohlmöglich waren sie bereits dahinter gekommen, dass Serena ein
weiteres uneheliches Kind des Zeus war, Abschaum in einer Welt wie dieser, eine Halbgöttin .
Ihre
Hände ballten sich zu Fäusten. Sie hatte alle verraten, sich selbst, ihre
Schwester, ihren Vater, den gesamten Olymp, weil sie Worte benutzte, die sie
mit klarem Verstand nicht einmal mehr zusammenfügen könnte.
Als
sie die warme Hand Athenes auf ihrer kalten Schulter spürte, sah sie wieder zu
ihr auf. Das grelle Mondlicht schimmerte in ihren goldenen Augen und tanzte auf
und ab.
„Wie
geht es jetzt weiter?“, flüsterte sie leise, niedergeschlagen und verärgert
über ihre eigene Tat.
Nach
und nach begriff sie, dass sie die Chance auf ein besseres Leben nun verschenkt
hatte und dennoch war der kleine Funken Hoffnung wahrzunehmen, der sie
letztendlich menschlich wirken ließ.
„Das
soll dir unser Vater sagen …“, erwiderte Athene mit jenem warmherzigen Ton, der
Serena immer wieder beruhigte und sie wenigstens für einen Moment alle Sorgen
vergessen ließ. Sie lächelte leicht und somit konnte sie auch Serena zu einem
kleinen Lächeln überzeugen, nicht mehr, denn dazu war sie nicht fähig.
Ruckartig
zog Athene sie plötzlich an sich und schloss sie eng in ihre Arme. Der warme
Hauch ihres Atems kribbelte auf ihrer Haut und ließ sie erzittern.
„Es
wird alles wieder gut, hörst du? Ich lasse dich nicht im Stich!“, flüsterte sie
leise in ihr Ohr.
Serena
sah mit starren Blicken zu Helios, der die beiden nachdenklich betrachtete.
Dabei hallten Athenes Worte in ihrem Kopf wieder. Sie wollte sie schützen .
Wie konnte Serena nur an ihr zweifeln, wie konnte sie Athenes Unterstützung nur
in Frage stellen?
Ein
erdrückendes Gefühl überkam sie. Es war ihr schlechtes Gewissen, doch sie wagte
nicht, Athene auch nur ein Wort davon zu erzählen, geschweige denn ihre Besorgnis
über den schwarzen Schatten zu bestätigen. Sie machte sich bereits genug Sorgen
um sie, wenn sie nun auch noch wüsste, dass auch sie glaubte, dass eine
schwarze Gestalt ihr Unwesen auf dem Olymp trieb, würde ihre Besorgnis schnell
zu einen Kontrollwahn umschlagen und das war das letzte was die junge
Halbgöttin wollte.
„In
den nächsten Tagen wird sich einiges für dich ändern, aber wir werden dir
helfen.“
Doch
Athenes Worte kamen längst nicht mehr bei Serena an. Sie fühlte sich gefangen.
Eine Gefangene, die nicht mehr in Ketten lag, doch in ihrem eigenen Körper
festsaß und weder ein noch aus wusste. Eine Sklavin, die darauf wartete, dass
ihr leiblicher Vater ihr Schicksal verkündete, über ihr Leben entschied und sie
konnte rein gar nichts dagegen unternehmen.
Ein Neuanfang
Gedankenversunken
blickte Serena über die Schulter ihrer Schwester hinweg und versuchte sich
vorzustellen, was ihr Vater nun mit ihr vorhaben würde, doch was sie dann sah, ließ
ihr die Haare zu Berge stehen.
Zugleich
wandte auch Helios seinen Kopf um und seine giftig grünen Augen fixierten eine Gestalt,
die, als sie sich erblickt fühlte, schnell hinter einer Säule, nur wenige Meter
von ihnen entfernt, verschwand.
Athene
stellte sich schützend vor Serena und hielt sie hinter ihrem Rücken versteckt.
Dabei sah die erschrockene Halbgöttin keinen Grund dazu, denn sie hatte den
heimlichen Beobachter längst erkannt und war nur entsetzt darüber, dass sie sie
im Beisein der Götter antraf.
„Das
ist Helia!“, flüsterte sie leise, sodass nur Athene sie verstand und sich
fragend zu ihr umwandte, doch noch ehe sie etwas sagen konnte, fuhr Helios‘
herrische Stimme dazwischen und ließ Serena zusammenfahren. „Ich werde mich
darum kümmern!“
Mit
finsterer Miene und leuchtendgrünen Augen stampfte er in die Dunkelheit, die
den freien Korridor einhüllte und das helle Licht des Mondes nur zwischen den
Säulen hindurch ließ.
Aufgeregt
riss sich Serena von
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