Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
von ihr entfernt und wollten sie in den Wahnsinn treiben.
Mit
angehaltenem Atem sah sie sich um, doch sehen konnte sie nichts. Nichts, außer
die Blätter, die sich durch eine leichte Brise hin und her wogen und die junge
Halbgöttin völlig verwirrten.
„Was
haben sie vor?“, flüsterte sie panisch, während sie ihrer Schwester fast schon
in den Armen lag.
„Sie
besitzen die Macht über diesen Irrgarten und werden die Wege verschwinden und
an einer anderen Stelle neue entstehen lassen, sodass ihre Opfer die
Orientierung verlieren und bis an ihr Lebensende oder zur Besinnungslosigkeit
hier herumirren. Sorge dich nicht, Dionysos wird uns nichts zustoßen lassen!“,
versuchte sie Serena zu beruhigen, doch wirklich beruhigen konnte sie sich erst,
als sich das Dickicht vor ihr lichtete und sie die Sonne vor sich wiedererblicken
konnte. Serena überrannte Athene fast schon, als sie über sie hinwegstürzte und
sich der Knoten in ihrer Brust endlich löste.
„Ich
sehe schon. Wir werden auf dem Rückweg viel Spaß haben“, lachte Athene frech
und zog eines der Schwerter an ihrem Waffengurt. Es wies bereits einige
Verschleißspuren auf der Klinge auf, der Lederhandgriff war durch dutzende
Hände gegangen und zeigte massive Abnutzungen.
„Das
dürfte für den Anfang reichen“, sagte sie mit ruhigem Atem und gab es in die
Hände der Halbgöttin. „Nimm es fest in beide Hände“, fügte sie hinzu und wich
einige Schritte zurück.
Sie
ließ Serena Zeit, sich an das Gefühl mit einer Waffe in ihrer Hand zu gewöhnen,
doch dies schien ihr nicht sonderlich schwer zu fallen.
Die
junge Halbgöttin wirbelte das Schwert um ihren Körper und schien es auf seinen
Zustand zu untersuchen. Timaios tat es ebenso. Sie hatte sich viel von ihm
abgeschaut, doch Athene bemerkte auch eine Veränderung an ihrer zierlichen
Schwester. In jenem Moment, als sie das alte Schwert fest in ihren Händen
hielt, registrierte sie die Selbstsicherheit in ihrem Gesicht, die sie auch gesehen
hatte, als sie auf den Olymp gekommen war. Eine Waffe in ihren Händen gab ihr
Selbstbewusstsein und verlieh ihr eine unheimliche Stärke. Und Athene war sich somit
sicher, dass ihrer Schwester mit dem richtigen Umgang eines Schwertes und unter
den wachsamen Augen der Götter nichts mehr wiederfahren könnte.
Am
späten Abend, als die Sonne bereits den Boden berührte und der Himmel immer
dunkler wurde, beendete Athene das Training mit Serena. Zeus wollte, dass seine
halbgöttliche Tochter vor Einbruch der Nacht in ihrem Gemach sei, doch das
wollte Athene ihr nicht auf die Nase binden.
„Du
lernst schnell“, entfuhr es der Göttin luftringend, als sie ihr Schwert wegsteckte
und auf die am Boden liegende Serena hinabblickte. Ihr Gesicht war stark
errötet und einige Haarsträhnen klebten auf ihrem verschwitzen Gesicht. Sie starrte
zum Himmel auf und versuchte kontrolliert zu atmen.
„Dennoch
bin ich lange nicht so gut wie du …!“, erwiderte sie mit hektischen Atemzügen
und zerrte sich auf die Beine.
„Ich
bin eine Göttin. Kampftaktiken sind mein Element!“ Athene trat neben sie und
drückte ihr das alte Schwert in die Hand, das sie auf dem Boden liegen gelassen
hatte.
„Wenn
es dir so viel bedeutet, dann werden wir mit dem Training die kommenden Tage fortfahren
...“ Die Halbgöttin sah sie überrascht an, nickte jedoch einfach nur leicht
lächelnd. Denn längst waren ihre Gedanken weit weg, doch dies schien der Göttin
nicht aufgefallen zu sein.
Als
sie auf dem Weg zurück zum Olymp durch Heras verschlingendem Labyrinth waren
und Serena selbst dort keinerlei Regung zeigte, wurde Athene doch neugierig und
hielt abrupt inne.
Serena
war so sehr in Gedanken vertieft, dass sie fast mit der Göttin zusammenstieß,
jedoch konnte sie rechtzeitig ausweichen und sah sie daraufhin fragend an.
„Dich
beschäftigt doch etwas. Was ist los?“, entfuhr es Athene dann leise und lief
neben ihr her.
Natürlich
beschäftigte Serena so einiges. Nachdem sie auf dem Olymp angekommen war, hatte
sich ihr ganzes Leben verändert. Noch immer wusste sie auf vieles keine Antwort
und doch kamen Tag für Tag mehr Fragen hinzu. Und zu allem Übel erschien es
ihr, als wären selbst Athene und ihr Vater nicht ganz ehrlich zu ihr, denn
Poseidons Worte hatten sie erneut in ein tiefes Loch des Misstrauens geworfen,
doch das konnte sie ihr unmöglich sagen.
„Ich
habe nur über den vergangenen Abend nachgedacht, sonst …“
„Ich
glaube dir nicht!“, fuhr sie ihr
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