Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
beiden jedoch keinerlei Beachtung zu schenken schien und
somit auch nichts mitbekam.
„Ist
er denn des Wahnsinns … Er könnte euch ebenso gut der Hydra vorwerfen!“, fuhr
er fassungslos fort, schüttelte den Kopf und ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken.
Empört
hielt Serena die Luft an und spitzte ihre Lippen, doch noch ehe ein Wort ihren
Mund verlassen konnte, hielt sie inne und wandte sich schweigend von ihm ab.
Sie wollte es nicht zugeben, doch wohlmöglich lag der Sonnengott gar nicht so
falsch. Es war wirklich gefährlich für sie, hier zu sein und dennoch schickte
ihr Vater sie in die Höhle des Löwen, doch zugeben, dass er Recht behielt, kam
für die sture Halbgöttin nicht in Frage.
Als
der Herrscher des Olymps seine Stimme erhob und die Sitzung eröffnete,
versuchte Serena aufmerksam zuzuhören, doch sie zog sich dahin und glich immer
mehr einem Affenzirkus, in dem sich die Götter und Hades‘ Meute verbal
bekriegten und somit schweiften ihre Gedanken dahin und konzentrierten sich
mehr auf ihre Finger als auf die Götter und auf das, was um sie herum geschah.
Sie verstand sowieso nicht, worüber sie sich ständig stritten. Zum einen wechselten
sie zwischen der griechischen und der göttlichen Sprache, sodass Serena, selbst
wenn sie wollte, den Faden nicht halten konnte. Zum anderen schnitt ein Thema
das nächste und bevor dieses beendet werden konnte, fuhr ein weiteres
dazwischen.
Nur
Poseidon und Helios schienen sich aus dem eskalierenden Streit heraushalten zu
wollen und saßen bereits seit Beginn seelenruhig in ihren Stühlen. Wie konnten
sie nur so ruhig bleiben?
Serena
wurde mit der aufsteigenden Stimmung immer beunruhigter, denn von Zeit zu Zeit
sah sie über den Tischrand hinweg und bemerkte, dass die Augen ihres Gegenübers
durch die Runde schweiften, doch noch ehe ihre Blicke sich treffen konnten, sah
sie angespannt zu ihrem Vater auf und versuchte ihm wieder aufmerksam zu
folgen. Nur beiläufig bekam sie mit, wie der Gesandte der Unterwelt seinen
Standpunkt klar machte und sein respektloses Verhalten auch den Göttern zu
teilwerden ließ, doch dann fuhr Zeus ihn erneut in der göttlichen Sprache an,
sodass sie wieder kein Wort verstand.
Erst
als Athene beruhigend dazwischen ging und die beiden auseinander zwang, kehrte
Ruhe ein und sowohl die Götter als auch die Fremden verließen den Tisch. Serena
sah sich fragend um und erhob sich ebenfalls, um kein Aufsehen zu erregen.
Athene hatte sie scheinbar zu einer Unterbrechung gezwungen, denn die Götter
bildeten kleine Gruppen, unterhielten sich und tranken.
Die
junge Halbgöttin stand mit verschränkten Armen an eine Säule gelehnt. Umgeben
von einigen Göttern schaute sie zu den Fremden hinüber, die sich in der
Dunkelheit auf der anderen Seite des Raumes, bei ihres Gleichen aufhielten und
von Zeit zu Zeit die Bewohner des Olymps musterten.
„Wer sind die?“, fragte Serena leise und
rieb sich unwohl die Arme, als sie sich von ihnen unbeobachtet fühlte.
Alle
Umstehenden drehten sich kurz zu ihnen um, wanden sich jedoch schnell wieder
ab.
„Schattenläufer.
Die Krieger des Hades!“, entfuhr es Poseidon mit deutlicher Zurückhaltung.
„Die
Schattenläufer sind ein gefährliches mordlustiges Volk. Hades hat hunderte von
ihnen“, fügte Athene hinzu, als sie die Ratlosigkeit in den Augen ihrer
Schwester bemerkte.
„Was
ist mit ihren Augen?“ Serenas Lippen zitterten bei jedem Wort, das ihr entfuhr.
„Sie
besitzen keine Seele! Allesamt sind sie Verstorbene, Krieger, die meisten
Assassine aus dem persischen Volk, die im Kampf auf griechischem Boden gefallen
sind. Hades hat ihre Körper wieder zum Leben erweckt. Nur ihre Seelen
überquerten den Styx, ihre fleischgewordenen Hüllen blieben zurück. Sie fühlen
keinen Schmerz, keine Liebe, nicht einmal Mitleid. Sie wurden lediglich
erschaffen um zu Morden und die Unterwelt zu einem gefürchteten Ort zu machen.
Hades lebt von der Angst der Menschen und diese blutrünstigen Mörder helfen ihm
dabei!“
„Das
ist ja furchtbar …“, erwiderte Serena fassungslos und schüttelte den Kopf.
Athene
kam auf sie zu und sah sie fragend an.
„Serena,
ist alles in Ordnung mit dir?“ Ihre Stimme klang besorgt und eindringlich
zugleich.
Die
Halbgöttin zögerte und sah kurz in die Runde. Poseidon, Hermes, selbst Helios
sahen sie nun an und musterten sie regelrecht.
Sie hasste es so sehr.
Zitternd
würgte sie ab und lächelte leicht. „Es ist kalt … oder mein ich das nur?“
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