Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Herrscher. Wie selbstsicher
und stolz sie allesamt waren. Nichts konnte ihnen etwas anhaben. Sie waren
unsterblich mit einem Leben beschenkt, das über die Zeit hinausging, doch
dieses Geschenkes sahen sie sich allmählich wohl nicht mehr ganz so sicher.
Als
sie sich einen Moment von Poseidon und Hera und auch von den anderen abwandte, sah
sie zur großen Freitreppe, dort erspähte sie die abgeschiedene Göttin. Mit
verschränkten Armen blickte sie sie an. Ihre Augen ebenso nichtssagend wie ihre
Haltung und dennoch schien sie die junge Serena zu sich locken zu wollen.
Ohne
eine weitere Sekunde zu zögern, flüchtete sie aus der feierwütigen Göttermeute
und gesellte sich schweigend zu ihr.
Minuten
vergingen, in denen sich beide keines Blickes würdigten und seelenruhig die
olympischen Herrscher musterten.
„Ich
muss zugeben, ich hatte nicht erwartet, dass du es bis hierher schaffst …“,
entfloh es dann jedoch den zarten Lippen der Olympierin.
Serena
legte ihren Kopf leicht zur Seite und drehte sich dann schlussendlich ganz zu
ihrem Gegenüber um.
„So
geht es wohl den meisten.“ Wieder schwiegen sie sich an. Keiner von ihnen
schien zu wissen, wie sie das holprige Gespräch am Leben erhalten sollten und
so hüllten sie sich in eiserne Stille.
„Ihr
habt euch sehr verändert …“, entfuhr es Serena dann zögernd und deutete auf das
grüne Gewand, in das Demeter gehüllt war. Ihre langen braunen Haare wellten
sich in ihr zart geschminktes Gesicht und so ließ nichts mehr an die zusammengefallene
Göttin erinnern, die Serena in ihren ersten Tagen auf dem Olymp kennengelernt
hatte.
„Nicht
nur ich …“, erwiderte sie lächelnd und begutachtete die junge Halbgöttin
erstaunt. Sie hatte Recht. Serena war nicht mehr jene Diebin, die Athen
unsicher gemacht hatte. Jedenfalls äußerlich, denn tief in ihrem inneren war
sie noch immer kühl und hasserfüllt und somit eine erbarmungslose Verbrecherin,
die sich nicht zierte ein Schwert zu ziehen. Sie wünschte es sich sogar
regelrecht, eine Klinge in ihren Händen halten zu können.
„Das
ist meine wahre Gestalt, wenn wenigstens ein Teil meines früheren Lebens
zurückkehrt …“, entfuhr es Demeter dann nachdenklich und blickte an sich hinab.
Serena
verstand nicht ganz und versuchte aus den seltsamen Worten der Göttin schlau zu
werden, ohne, dass diese die Fragezeichen über ihrem Kopf bemerkte, doch dies
hatte Demeter längst, denn sie sah es ihr an, dass sie nicht wusste, wovon sie gerade
sprach.
„In
der Welt der Sterblichen bricht nun die Zeit an, in der Wiesen und Wälder
erblühen und die Natur ihre Farben zurück erhält und mein kleines Mädchen,
meine geliebte Kore, kehrt wenigstens für kurze Zeit zu mir zurück!“ Demeter
strahlte bei diesen Worten förmlich. Wie ausgewechselt erschien die Göttin ihr
nun. Dieser Anblick zauberte selbst der taffen Serena ein kleines Lächeln auf
die Lippen, jedoch war dies nur von kurzer Dauer.
Als
ihre Blicke wieder auf ihren Vater fielen, der in ihre Richtung blickte und
offensichtlich wieder ins Schwärmen geriet, während sich die Umstehenden, die geradezu
an seinen Lippen hingen, nach ihr umschauten, schüttelte sie leicht den Kopf.
Er schien sie förmlich anpreisen zu wollen.
„Ich
hoffe, er verdammt dich nicht zu dem gleichen aussichtslosen Schicksal wie
meine Tochter!“, flüsterte sie enttäuscht in den Himmel und atmete tief durch.
Serena
senkte daraufhin ihre Blicke. Sie wollte keinen Blickkontakt. Nicht mit ihrem
Vater, nicht mit ihrer Schwester und auch nicht mit den umstehenden Götter, die
sie vorher völlig ignoriert hatten.
Diese
Heuchler!
„Ich
sollte nun wieder gehen. Ich möchte meine Kleine nicht solange alleine lassen“,
entfuhr es Demeter erschrocken, als sie bemerkte wie schnell die Zeit vergangen
war und nahm Serena zum Abschied in die Arme.
„Genieß
deinen Geburtstag und lass dich ja nicht unterkriegen, vor allem nicht von
Zeus!“, flüsterte sie ihr zu, während sie ihr noch ein leichtes Lächeln
schenkte, dann zog sie die junge Halbgöttin noch einmal eng an sich, wobei sie sie
fast zerdrückte.
„Du
darfst nicht aufgeben, nicht jetzt!“, hauchte sie ihr leise ins Ohr und ehe
Serena sich versah, löste sich die Göttin plötzlich in Luft auf.
Eine
Weile blickte sie ins Leere und ließ sich Demeters Worte noch einmal durch den
Kopf gehen. Sie war nicht wahnsinnig, dessen wurde sie sich nun endgültig
bewusst. Zeus, Athene, der gesamte Olymp verschloss ein
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