Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
da sie befürchtete, ihr Gegenüber könnte ihre
Unsicherheit darin spüren, ehe diese es ihr gleich tat und Serena abwertend
musterte.
„Du
wirst niemals ein Teil des Olymps sein, ein Teil dieses Lebens, eine Göttin. Du
wirst genauso sterben wie deine dreckige sterbliche Mutter!“
Serenas
Gesichtszüge entgleisten abrupt. Ihre Muskeln verkrampften sich und nur mit
Mühe konnte sie ihre Hand zurückhalten.
Sie
hat es verdient , dachte sie sich und vergrub ihre
Finger in ihrem Gewand.
Aphrodite
wartete grinsend auf ihre Reaktion und verschränkte triumphierend ihre Arme.
Ein
Test .
Es war ein Test und Serena war kurz davor mit Pauken und Trompeten durchzurasseln.
Sie sah das zarte Gesicht ihrer Mutter vor ihren Augen, wie sie die kleine
Serena anlächelte, während ihre dünnen Hände durch ihr glänzendes Haar
strichen. Sie hätte es nicht gewollt. Sie hätte sicherlich nicht gewollt, dass
Serena wegen der abfälligen Bemerkung einer, von Hass getriebenen, Göttin die
Beherrschung verlor, doch je mehr Serena versuchte, die aufkommende Wut in ihr
zu unterdrücken und je öfter sie die Worte dieser Schlange durch ihren Kopf
fliegen ließ, schien es ihr egal, was ihre Mutter denken würde. Und für diesen
einen Moment vergaß sie alles um sich herum. Die Musik verstummte, das
Gelächter um sie herum erstarb, nur noch Aphrodite selbst stand vor ihr, deren
siegreiches Lachen in ihrem Gedächtnis aufhalte.
Sie
hat es verdient!
Ihr
Atem angehalten, ihre Zähne in ihren Lippen verbissen, drehte sie sich leicht
zur Seite und blickte zu Aphrodite auf. In jenem Moment, in dem sich ihre
Blicke trafen und Aphrodites Augen für einen kurzen Moment das Entsetzen widerspiegelten,
das von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff, fühlte Serena die Kraft, die sie
überkam und führte. Dieser erbärmliche Anblick von Angst war die Bestätigung,
dass sie das Richtige tat. Sie würde lernen, den Toten gegenüber respektvoller zu
sein.
Ihre
rechte Hand zu einer Faust geballt, holte sie aus und …
hielt
inne.
Irgendetwas
in ihr hielt sie auf. Sie konnte sich nicht rühren, nicht atmen, nicht einmal
blinzeln. Ein zischender Laut entfuhr der genervten Halbgöttin, als sich ihre
Anspannung löste und sie sich von Aphrodite abwandte. Sie hatte nicht
zugeschlagen, sich nicht gewehrt, auch wenn sie es noch so sehr wollte. Sie
wollte nicht so enden wie im Festsaal. Sie wollte nicht, dass die Wut die Oberhand
gewann und ihren Körper kontrollierte. Sie fürchtete sich jedes Mal vor dem
Moment, wenn ihr Verstand aussetzte und der Hass, der in ihrem Herzen wohnte,
auf ihren Körper übergriff und ihn führte - Eine Gefahr für sich selbst und für
alle Umstehenden.
„Die
anderen kannst du vielleicht täuschen, aber mich nicht. Ich sehe in deinen
Augen mehr, als du vorgibst zu sein! Vater hätte dich besser dort gelassen, wo
du hin gehörst. Du Bauerntrampel passt überhaupt nicht in diese Welt und das
wirst du auch nie!“, zischte Aphrodite abfällig und schüttelte den Kopf über
Zeus‘ Entscheidung, sie her zu holen. Das war zu viel. Serena konnte ihrer
unbändigen Wut nicht mehr standhalten und in diesem Augenblick wollte sie es
auch gar nicht mehr.
Doch
gerade als sie sich umdrehen wollte, um der Göttin mit einer physischen Antwort
entgegenzuwirken, trat Apollon dazwischen, der Serenas angewinkelten Arm wieder
runterdrückte und sich dann Aphrodite zuwandte. Um kein Aufsehen zu erregen,
blieb er seelenruhig, obwohl er die Auseinandersetzung sicherlich mitbekommen
hatte.
„Du
solltest gehen! Dein Mann erwartet dich bestimmt schon!“, zischte er leise und
schob Serena hinter sich. Aphrodite, über die Rettungsaktion ihres Bruders sehr
überrascht, bewahrte ihren Stolz, nickte den beiden einfach nur zu, ehe sie
sich von ihnen abwandte und in der Menge verschwand.
Die
junge Halbgöttin sah ihr nach, als wolle sie sicher gehen, dass sie auch
wirklich ging, doch als sie die Göttin aus den Augen verlor, wandte sie sich
zugleich ab und schüttelte irritiert den Kopf.
Auch
Apollon sah ihr nach und als er seine unliebsame Schwester in weiter Entfernung
wusste, drehte er sich beruhigt lächelnd zu Serena um und strich über ihre
Schulter.
„Nimm
dir ihre Worte nicht so zu Herzen. Seit Zeus sie an Hephaistos gebunden hat,
lässt sie ihre Wut und ihren Ärger gerne an uns aus, vorzugsweise an
Halbgöttern“
Apollons
Worte kamen kaum bei Serena an, denn längst schon war sie wieder abgelenkt.
Helios
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