Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
kannte. Alle
waren sie gekommen, Poseidon, Demeter … nur einer nicht – Helios.
Fragend
blickte sie noch einmal durch die Reihen, doch egal wie oft sie den Festplatz
nach ihm absuchte, finden konnte sie ihn nicht.
Serena
wusste nicht, wieso es ihr gleich auffiel, dass der Sonnengott nicht auf dieser
Feier erschienen war. Sie konnte es sich nicht erklären, denn schließlich war
er mittlerweile fast täglich bei Zeus auf dem Olymp, nur heute nicht. Vielleicht,
weil er sie seit dem Vorfall bei der Sitzung mied.
Die
Blutergüsse waren bereits wenige Tage später komplett verheilt, doch der
Sonnengott schien dennoch ein großes Schuldbewusstsein zu haben. Manchmal
begegnete sie ihm, oft dann, wenn er gerade ging, dann hatte er es stets eilig
zu verschwinden und grüßte sie nur kurz, doch auch wenn sie mit ihm in einem
Raum war, schien er sie völlig zu ignorieren. Er musterte sie nicht einmal
mehr, was der jungen Halbgöttin nur zu Gute kam, doch wusste sie schließlich
nicht, was der wirkliche Auslöser seines seltsamen Verhaltens war.
Leise
seufzend, überwand sie sich schließlich und begab sich zurück auf den
Festplatz. Sie war sichtlich froh, wenn der Tag hinter ihr lag und sie ihrem
halbwegs normalen Leben nachkommen konnte und das waren nicht ihre göttlichen Pflichten.
Sie
wartete nur darauf, dass auch die letzten hellen Sonnenstrahlen am Okeanos
verschwanden und die Dunkelheit über die Welt, die Götter und Menschen
hereinbrach und alles in Schwarz kleidete, denn dann schlug ihre Stunde. Mit
Pfeil, Bogen und Schwert bewaffnet, schlich sie sich aus dem Olymp und suchte
sich den Weg durch den unheimlichen Garten ihrer Stiefmutter zum Übungsplatz.
Sie hatte gelernt, dass die Wesen, die dieses Gestrüpp ihre Heimat nannten, ihr
nichts tun konnten, wenn sie nur schnell genug den Weg hinaus fand. Ein risikoreiches
Unterfangen. Möglicherweise stand hierbei ihr Leben auf dem Spiel, denn als
Halbgöttin durfte sie schließlich keinen Fuß in den Irrgarten setzen, doch der
Nervenkitzel hatte etwas anziehendes, wie Artemis nun sagen würde.
„Serena!“,
hörte sie plötzlich die tiefe Stimme ihres Vaters poltern und ließ sie erschrocken
aufblicken. Sie stand am oberen Ende der großen Freitreppe und war dabei, ihren
Fuß auf die erste Stufe zu setzen und dann irgendwo in der Menge
unterzutauchen, doch Zeus hatte sie bereits entdeckt. Er stand bei seiner
Gemahlin, Hermes und Athene, die sie aufgeregt zu sich winkte.
Zielstrebig
schritt sie durch die Menge und ließ ihr Umfeld dabei völlig außer Acht.
Ein
lautes Scheppern hallte über den Festplatz, ging im Stimmengewirr der Götter
jedoch schnell wieder unter, sodass es kaum jemand mitbekam.
Der
süßliche Duft von Nektar stieg Serena in die Nase, die einen Moment brauchte,
um sich wieder zu sammeln und zu realisieren, was gerade geschehen war.
Eine
zierliche Person kniete auf dem Boden und sammelte eilig die Scherben eines
zerbrochenen Tonkruges auf, dessen Inhalt sich auf die Steine ergossen hatte.
Gewohnheitshalber bückte auch Serena sich und half der Bediensteten, die sich
aufgeregt bei ihr entschuldigte, das Chaos zu beseitigen. Völlig abwesend
bemerkte die neuernannte Göttin erst als sich beide wieder erhoben, dass es
sich bei der Bediensteten um Helia handelte, die jeglichen Blickkontakt zu ihr
mied und ehrfürchtig ihren Kopf senkte. Serena hatte sie nicht einmal erkannt.
Wie
angewurzelt blickte sie dem völlig aufgeregten Mädchen hinterher, das zwischen
den Göttern das Weite suchte, nachdem sie sich tief vor ihr verbeugte und sich
noch einmal entschuldigt hatte. Sie war nicht mehr die Helia, die sie kannte,
musste Serena kläglich feststellen, doch vielleicht erschien es ihr auch nur
so, da sie nun alles mit anderen Augen sah und die anfangs freundliche
Bedienstete völlig vergessen hatte, dass Serena einmal wie sie war. Enttäuschung
beherrschte ihr Gemüt, denn ihr wurde bewusst, dass sie die junge Verbündete in
jeglicher Hinsicht verloren hatte.
„Serena?“,
hörte sie die leise Stimme ihrer Schwester, als sich eine Hand auf ihre
Schulter legte und sie in das besorgte Gesicht der Göttin sah.
Sofort
umschlang eine dicke kalte Mauer der Unnahbarkeit die junge Halbgöttin und ließ
sie wieder erhabener wirken. Sie lächelte, doch innerlich schrie sie aus voller
Kehle.
Schweigend
stand sie in der Runde der olympischen Götter, die ihre Geschichten zum Besten
gaben, tranken und lachten. Das Stimmengewirr
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