Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Reichtümern und Kostbarkeiten wurdet ihr heute sicherlich
schon im Übermaß beschenkt, daher dachte ich, euch etwas zu schenken, das euch
wirklich von Nutzen sein könnte“, sagte er leise und übergab ihr sein
Mitbringsel.
„Ein
… Traumfänger?!“, entfuhr es Serena verstört, als sie das gewöhnungsbedürftige
Geschenk des Sonnengottes in ihren Händen betrachtete.
„Er
wurde aus der Mähne eines Pegasos geflochten, die Federn stammen von den
Flügeln eines Hippogreifen. Man sagt, dass die Federn eines solch reinen Tieres
die Schatten fern halten würden“, entgegnete er und sah in das ratlose Gesicht
der jungen Halbgöttin, die seinen Blick kurz erwiderte.
Im
warmen Licht der untergehenden Sonne schimmerte das Grün seiner Augen wie
unzählige Smaragde und ließen sie einen Moment den Atem anhalten. Die Worte
blieben ihr im Halse stecken und so nickte sie ihm einfach nur zu. Sie wusste
nicht, wie sie ihre Dankbarkeit für solch ein bizarres Geschenk ausdrücken
sollte. Insgeheim glaubte sie nicht einmal, dass an seinen Worten etwas Wahres
dran war und dieser Traumfänger sie von ihren schlaflosen Nächten befreien konnte.
„Zeus
erzählte mir von euren Alpträumen. Ich hielt es in Anbetracht dieser Umstände
für ein angemessenes Geschenk!“
Serena
schwieg und wandte sich nachdenklich von ihm ab. Natürlich hatte ihr Vater ihm
von ihren Alpträumen erzählt. Diese wollte er sich wohl nun zu Nutze machen und
mit Hilfe eines solch angsteinflößenden Gegenstandes ihr Vertrauen gewinnen,
doch keines Wegs wollte sie ihm die Sicherheit geben, dass es irgendetwas bei
ihr bewirken konnte.
Blitzschnell
verschwanden jegliche Emotionen aus ihrem Gesicht. Es war ein Trick. Seine
ganze Erscheinung war nur Fassade. Serena hob ihren Kopf etwas an, als wolle
sie ihre Haltung bewahren und blickte wieder auf den Festplatz hinab.
„Verblüffend.
Ihr habt die Schönheit eurer Mutter, den Kampfgeist von Timaios, aber den krankhaften
Stolz eures Vaters …“
Serenas
Gesicht entgleiste abrupt.
„Woher
kennt ihr …?“
Ihr
war plötzlich völlig egal, dass er sie mit ihrem leiblichen Vater verglichen
hatte, dass er sie im Grunde genommen beleidigte, denn alles war vergessen, als
sie den Namen ihres Stiefvaters vernommen hatte.
„Timaios
war ein guter Mann. Ehrenhaft, fürsorglich und aufopfernd, nicht zuletzt für
euch!“
In
seiner Stimme herrschte viel mehr Kraft als zuvor, das war Serena nicht
entgangen und auch seine einst leuchtendgrünen Augen hatten jeglichen Glanz
verloren und reflektierten nicht einmal mehr die letzten Sonnenstrahlen, die
den Himmel am Horizont in ein warmes orange tauchten.
Die
junge Halbgöttin schüttelte irritiert den Kopf und trat zurück. Er war nicht
länger der Gott, für den sie ihn hielt.
Noch
bevor Serena etwas sagen konnte, polterte Zeus‘ Stimme zu ihnen hinauf. Sie
solle runterkommen und die junge Halbgöttin tat in diesem Moment nichts Lieberes.
Ohne
zu zögern, leistete sie der Anweisung ihres Vaters folge und lief in eiligen
Schritten die große Freitreppe hinab. Die Gefahr, die Stufen herunterstürzen zu
können, ließ sie in diesem Moment völlig außer Acht, denn als sie bemerkte,
dass der Sonnengott ihr folgte, rannte sie förmlich und konnte nicht schnell
genug bei ihrem Vater und den wenigen umstehenden Göttern sein, die noch zu
gegen waren.
„Meine
kleine Prinzessin, der Tag war lang und du willst dich sicherlich ausruhen.
Verabschiede dich von den Gästen, dann kannst du zu Bett gehen!“
Wie
es ihr gesagt wurde, verbeugte sich Serena vor den Fremden, deren Namen und
Status ihr nicht einfallen wollten und trat dann einen Schritt zurück. Auch
Helios hatte sich wieder zu Zeus gesellt, der sich fragend zu ihm umdrehte, als
hätte er ihn schon sehnsüchtig erwartet.
„Danke
für euer Erscheinen und eure großzügigen Geschenke“, nickte sie den übrigen
Göttern und Helios kühl zu, verabschiedete sich noch von ihrem Vater und
Athene, ehe sie sich abwandte und in ihre Gemächer zurückeilte.
Erst
das vertraute Klacken des Schlosses, das ihr versicherte, dass sie endlich für
sich war und die Stille genießen konnte, ließ sie erleichtert aufatmen.
Keine
Götter mehr, keine Lügen und keine Intrigen. Nur sie selbst.
Fast
schon vorsichtig schlich sie sich an das Fenster heran und spähte nach draußen,
doch sie waren alle längst schon gegangen. Nur einer nicht. Helios‘ Streitwagen
stand noch immer auf dem Festplatz. Er war also
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