Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
höchstwahrscheinlich bei Zeus
und hatte mit ihm noch Wichtiges zu besprechen, wie immer.
Ein blutiges Verbrechen
„Diesmal
werde ich ihn erwischen. Er ist schon so gut wie tot“, flüsterte Serena zu sich
selbst und spannte den Bogen. Zeige- und Mittelfinger um die Sehne geschlossen,
auf der der Nock des Pfeiles ruhte, zog sie diese bis an ihr Kinn und atmete
einmal tief durch.
Dieses
Mal würde sie ihr Ziel nicht verfehlen. Dieses Mal war er dran.
Binnen
des nächsten Wimpernschlages ließ sie die Sehne los und der Pfeil sauste in die
dunkle Nacht hinein. Nur wenige Augenblicke später ertönte ein kaum hörbarer
dumpfer Aufschlag und Vögel flüchteten laut krächzend aus den Baumkronen.
Serena
ließ den Bogen sinken und blinzelte in die Finsternis. Trotz der Entfernung
konnte sie erkennen, dass sie ihr Ziel getroffen hatte und lächelte
selbstzufrieden.
Den
Bogen über Kopf und eine Schulter ziehend, verweilte sie einen Moment und
lauschte in die Nacht hinaus. Noch immer hörte sie einige Vögel in den Bäumen
zwitschern, Grillen in den hohen Gräsern zirpen und ein Pegasos, der nicht weit
von ihr durch das Unterholz trabte.
Als
sie sich ruhigen Gewissens sicher sein konnte, dass die Luft rein war, ließ sie
sich vom Baum fallen und landete fast schon lautlos auf dem erdigen Waldboden.
Viel Übung hatte es sie gekostet, sich wie ein Bewohner dieses Reiches durch
die Wälder zu schleichen, ohne, dass die Tiere sie bemerken und Alarm schlagen
würden. Ihre Lehrerin, Artemis, war ihr eine große Hilfe dabei, auch was den
Umgang mit dem Bogen anging. Sie hatte ihr beigebracht, wie sie mehrere Tage
ohne Nahrung alleine in einem dichtbewachsenen Gebiet zurechtkam, wie sie auf
Nahrungssuchung ging, was sie essen konnte und was nicht, wie man Fallen
stellte, einen Speer und einen Bogen mit Pfeilen ganz einfach selbst herstellte
mit nichts weiter als Holz und Steinen. Sie hatte sie zu einer Jägerin ausgebildet
und mit der Zeit hatte Serena auch wieder ihre Instinkte geschärft, wodurch
auch sie in ihrem Handeln sicherer wurde.
Ein
Blick durch den Blätterwald der Bäume hindurch genügte, um zu wissen wie spät
es war.
Noch
immer hatte sie Geburtstag, doch nicht mehr lange, dann würde sie dieser Tag
endlich nicht mehr an ihre Vergangenheit erinnern und dies begrüßte sie.
Einen
Pfeil aus dem hölzernen Köcher auf dem Rücken ziehend, behielt sie ihre
Umgebung genau im Auge.
„Bedenke
das Erwartete und erwarte das Unerwartete!“ Timaios‘ Worte
hatten sie geprägt, sie gelehrt und geholfen, sie zu dem zu machen, was sie
heute ist.
Wie
eine Katze schlich sie durch das Unterholz in Richtung ihres Zieles. Sie wollte
sicher gehen, dass sie ganze Arbeit geleistet hatte, auch wenn sie sich längst
sicher war. Und als hätte sie es nicht schon geahnt, hatte sie direkt ins Schwarze
getroffen, hatte ihn mitten ins Herz geschossen und getötet …
…
wenn es ein Lebewesen gewesen wäre.
Serena
zog ihren Pfeil aus der Zielscheibe, in der sich bereits einige Einstichstellen
befanden. Sie überprüfte die Pfeilspitze auf Bruchstellen und ließ dabei ihre
Umgebung nur einen Moment aus dem Auge, dies hätte ihr Ende bedeuten können.
„Du
bist zu unvorsichtig!“
Abrupt
schreckte die junge Halbgöttin zusammen und spannte den Bogen, doch als sie
sah, dass keine Gefahr bestand, ließ sie ihre angespannten Arme sofort wieder
sinken.
„Nicht
schlecht. Wäre es ein Mensch, wäre er sicherlich tot!“, grinste Apollon leicht
und ließ sich von einem Ast neben ihr herunterfallen.
„Nur
einen Menschen?“, grinste Serena frech und steckte den Pfeil wieder in ihren
Köcher.
„Einen
Gott hättest du nicht getötet, jedenfalls nicht mit dieser Waffe“, erwiderte er
leise und verschränkte seine Arme.
„Ich
weiß. Einen Gott kann man nur mit einer göttlichen Waffe töten“, entfloh es ihr
zögernd, sodass Apollon den Verdacht bekam, dass sie sich darüber ärgerte.
„Wem
willst du Schaden zufügen?“
„Niemandem!“,
entgegnete sie, noch ehe er ausgeatmet hatte.
„Ist
es wegen ihm?“, fuhr Apollon mit gedämpfter Stimme fort. „Ist es wegen Helios?
Ich habe gesehen, wie unwohl du dich in seiner Gegenwart fühlst!“
Die
junge Halbgöttin zögerte, atmete tief durch und wandte sich von ihm ab.
„Ich
habe einfach das Gefühl, dass bald etwas passieren wird, was ich nicht abwenden
kann. Und dennoch will ich nicht, dass es eintrifft, ohne zu wissen, dass ich
nicht mein Bestmöglichstes
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