Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
und fuhr dann zusammen.
„Was
hast du gesagt?“, fragte Eos vorsichtig nach.
Serena
wandte sich zitternd zu ihr um. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre Augen
schwarz und glanzlos. Nie hatten sie die junge Halbgöttin so entgeistert
gesehen, so völlig realitätsfremd wie in diesem Augenblick.
„Sie
suchen mich!“, wiederholte sie heiser und schnappte nach Luft.
Helios
war es, der sie an den Schultern packte und zu sich drehte. Seine tiefgrünen
Augen direkt vor sich, schwand jeglicher Schutz, den sie über all die Jahre
errichtet hatte, ihre kalte Fassade bröckelte dahin.
Er
blickte in den glasigen Spiegel eines jungen Mädchens, dessen Verzweiflung
nicht offensichtlicher sein konnte. Es war das Ebenbild eines Kindes, das in
der Dunkelheit zurückgelassen wurde, verlassen, verängstigt in den Trümmern
ihrer einstigen Heimat.
„I-Ich
hatte es völlig verdrängt. Als sie mich aufgegriffen hatten, sagte einer von
ihnen ,Ich dachte, es wäre schwerer dich zu finden‘ …“ Ihre Stimme brach
für einen Moment, in dem sie nach Luft schnappte und sich der Realität
endgültig bewusst wurde. „Sie töten meinet wegen!“, keuchte sie leise, als
hätte sie Angst, jemand könne sie hören.
Sichtlich
irritiert sah sich Helios kurz zu seiner Schwester um, die sich entsetzt von
ihnen abwandte, um sich wieder zu fassen, drehte sich jedoch sofort wieder
Serena zu und führte sie am Arm zu einem Stuhl, wo sie sie niederließ. Gerade
noch rechtzeitig, denn im selben Moment wurde ihr schwarz vor Augen und sie
verlor für einen kurzen Augenblick die Besinnung.
Zusammengekauert
saß sie auf dem Polster, zitterte am ganzen Körper und rang mit ihrer Fassung.
Sie
wurde gesucht. Nein, Sie wurde gejagt, doch warum? Was hatte sie an sich, was
diese Monster dazu veranlassten, andere Halbgötter und Menschen abzuschlachten
und ganze Landstriche zu verwüsten?
Helios
lief unruhig im Raum auf und ab. Die Gegenwart der Götter empfand Serena noch
nie so erdrückend wie jetzt. Die strahlenden Augen der jungen Helia wollten ihr
einfach nicht mehr aus dem Kopf und nun war sie sich sicher, dass sie sie auf
dem Gewissen hatte.
Eine
Erschütterung riss sie aus ihrer Gedankenwelt zurück und ließ das Bild des
hilflosen Mädchens auf dem Festplatz verblassen.
Serena
blickte in die großen smaragdgrünen Augen des Sonnengottes, wie sie sie
förmlich anfunkelten und in sich verschlingen wollten.
„Ich
will dir helfen Serena, Ich will dich schützen, doch das kann ich nur, wenn du
mir vertraust und du mir hilfst!“, rüttelte er sie wach und löste sie somit
ganz aus ihrer Schockstarre. „Ich weiß, dass die letzten Monate nicht einfach
für dich waren und um dir entgegenzukommen, werde ich dir eine Frage
beantworten … egal um was es sich handelt … dafür hältst du dich in Zukunft an
die Regeln, das ist wirklich wichtig!“ Seine Stimme klang verzweifelt. Er
versuchte mit allen Mitteln ihr Vertrauen zu erlangen und als auch Eos ihrem
Bruder entsetzt anfuhr und ihn von dieser Idee abbringen wollte, merkte Serena,
dass es ihm ernst war. Weder seine Schwester noch Darius wussten, was er damit
bezwecken wollte, doch sie glaubten, dass er in diesem Moment nicht bei
Verstand war, doch das war er. Noch nie hatte sie so viel Zuversicht in seinen
Augen gesehen wie an diesem Abend und plötzlich verschwamm alles andere um sie
herum und wurde für diesen einen Augenblick völlig bedeutungslos, während ihr
Kopf ihm ein leichtes Nicken als Bestätigung schenkte.
Eine
Frage würde er ihr beantworten. Tausend Fragen quälten ihren Verstand und
hinderten sie daran endlich Ruhe zu finden, doch es könnte eine weniger werden
und würde sie diese geschickt auswählen, könnte sie sich somit auch andere
beantworten.
„Komm
schon, wir beide wissen, dass dich eine ganz bestimmte Frage juckt, etwas, das
dir seit deinem Geburtstag auf der Seele brennt!“, stichelte er Serena an. Und
sie wusste sofort was er meinte.
Ja,
er sprach ihr aus dem Herzen - Timaios, woher kannte er ihn so genau? Eine
Frage, auf die er ihr niemals eine Antwort gegeben hätte, würde er nicht so
unter Druck stehen. Er wich jedes Mal aus, Grund genug für Serena, ihm diese
Frage nun Angesicht zu Angesicht zu stellen. Sie könnte ihr helfen zu verstehen,
doch noch ehe sich ihre Lippen öffneten, hielt sie inne und dachte nur für den
Hauch eines Augenblickes nach.
„Was
ist das Siegel des Olymps?“
Stille
kehrte ein. Keiner sagte ein Wort.
Eos‘
Gesicht
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