Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
sich geht! Sie muss es wissen!“, forderte
Eos nun. Für einen Moment war die junge Halbgöttin erstaunt darüber, dass sie
auf ihrer Seite zu stehen schien, denn dies war das erste Mal, doch der Moment
wurde von einer dunklen Gewissheit getrübt, die ihr versicherte, dass ihr schlimme
Zeiten bevorstanden.
„Sie
sind tot Helios! Alle! Es waren möglicherweise die gleichen Bestien, die sie
auf dem Olymp angegriffen haben! Das ist kein Zufall!“
„Ich
werde sie keinesfalls beunruhigen, wegen …“
„Sie
ist schon beunruhigt! Sie hat keine Ahnung was vor sich geht … glaubst du
wirklich sie …“
„Ich
habe es Zeus geschworen, dass ich kein Wort sagen werde!“
„Es
hat dich nie interessiert was Zeus oder einer der anderen Olympier will!“,
unterbrach Darius die lautstarke Auseinandersetzung zwischen Eos und Helios,
sodass wieder ein Moment Stille eintrat.
Serena
hatte Mühe sich zurückzuhalten. Ihre Zähne bohrten sich in ihre Unterlippe. Der
Schmerz wurde unerträglich, doch er lenkte sie davon ab, nicht in diesen Raum
zu stürmen.
„Es
geht nicht um Zeus oder einen der anderen …“, verteidigte sich Helios
schlagfertig.
„Sie
ist nicht auf den Kopf gefallen Helios! Sie schnüffelt jetzt schon überall
herum. Irgendwann wird sie dahinter kommen und dann …“
„…
Du weißt was damals im Festsaal geschehen ist Bruder …“, fuhr Eos nun Darius
mit einer besorgten Stimme ins Wort. Serena vernahm ihr angespanntes Schnaufen.
„In
ihr stecken Kräfte, denen sie sich nicht einmal bewusst ist!“
„Ich
weiß!“, erwiderte der Sonnengott energisch und schlug auf etwas drauf, sodass
ein stumpfer Laut zu ihr hinaus schallte. Sofort trat wieder Stille ein.
Eos
flüsterte um ihren Bruder zu beruhigen, doch verstehen konnte Serena kein
einziges Wort.
„Ja
… Ich bin es ihrem Vater schuldig …“, erwiderte Helios nach einer kurzen
Bedenkzeit und atmete auf.
Ein
lauter Schlag hallte durch die leergefegten Gänge.
Serena
blickte in die entsetzten Gesichter der Götter und des Wächters. Sie hatte es
getan. Nichts hatte sie halten können. Disziplin und Anstand dahin. In diesem
Augenblick sahen sie das Ebenbild der gefürchteten Diebin aus Athen.
Schwer
atmete sie ein und aus. Ihre Stirn in tiefe Falten gelegt, ihre Augen schmal
und leer. Eine beruhigende Antwort würde sie in diesem Moment nicht auf den
Boden zurückholen können. Entsetzt und überrascht zu gleich sahen sie die
wutentbrannte Halbgöttin in der Tür stehen. Der goldene Türgriff hatte sich
durch die Wucht des Aufschlagens in die Wand gebohrt. Der goldene Kronleuchter
über dem hölzernen Tisch wackelte noch Augenblicke später wie bei einem Erdbeben.
„ Du bist es mir schuldig!“, knurrte sie Helios gereizt an und hob ihre
Schultern, als würde sie sich für einen Angriff bereit machen. Eos wandte sich
verwirrt zu ihrem Bruder um.
„Wieso
hast du nicht gesagt, dass sie kommt?“
„Ich
habe sie nicht kommen sehen!“, verteidigte er sich nervös, als sich seine
Finger in der Tischplatte vergruben. Natürlich hatte er sie nicht gesehen. Er
konnte nicht einmal aus ihren Augen lesen was sie fühlte, geschweige denn
dachte. Er mochte zwar das allsehende Auge der Welt sein, doch in ihrem Fall
war er blind, zu ihrem Glück.
„Athene
hat mich angelogen, um mich zu schützen, Zeus, mein Vater, hat mich angelogen,
um mich zu schützen und du lügst mich ebenfalls an. Ich soll dir Vertrauen
entgegenbringen? Ich kann dir ja nicht einmal glauben!“
„Serena
…“
„Nein!
Ich habe genug, ständig als das hilflose kleine Mädchen hingestellt zu werden,
das nichts alleine kann. Du willst, dass ich dir vertraue? Dann erzähl mir
endlich was hier vor sich geht! Hier steht nicht nur mein Leben auf dem Spiel,
sondern das vieler anderer auch!“
Eos
und Darius blickten auf den Sonnengott hinab, der sich mit seinen Händen über
das Gesicht strich und die junge Halbgöttin nachdenklich ansah. Er kämpfte mit
sich selbst, dass sah sie sofort. Auf der einen Seite wollte er ihr Vertrauen
gewinnen, um sie schützen zu können, auf der anderen Seite wollte er ein
Geheimnis wahren, um das Versprechen zu ihrem Vater zu halten. Eine
Entscheidung, die Eos und Darius nicht schwer zu fallen schien, doch Helios
hatte schwer daran zu nagen. Er schloss seine Augen und senkte seinen Kopf. In
diesem Moment wurde Serena klar, dass er ihrem Vater gegenüber zu loyal war, um
ein Versprechen zu brechen, das er gegeben hatte.
Enttäuscht
schüttelte
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