Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
die
Schulter.
„Nein,
sie soll ruhig wissen was sie erwartet, wenn sie weiterhin darauf besteht,
keine fremde Hilfe annehmen zu wollen. Sie soll wissen, dass diese Macht, die
sie in sich trägt, ihr schon bald alles nehmen wird, was ihr irgendetwas bedeutet,
dass sie für den Rest ihres Lebens auf der Flucht sein wird, ständig gejagt von
machthungrigen Bestien, die ihr nach dem Leben trachten und selbst vor einem
kleinen Waisenjungen und einem alten schwächlichen Mann keinen Halt machen würden,
falls sie die nächsten Tage überhaupt überleben sollte …“ Seine Stimme wurde
leiser als er Serenas entgleistes Gesicht sah. Er hatte alte Wunden wieder
aufgerissen und das wusste er.
Hermokrates
… Lisias … sie alle waren in Gefahr.
„Tut
mir Leid…“
Serena
wandte sich schweigend von ihm ab und lief gedankenverloren durch den Raum,
stets unter der mitleiderregenden Beobachtung der Götter, doch für sie zählte
nur noch ein Gedanke.
Sie
musste sie schützen
„Die
Moiren leben auf einer Insel im Süden. Den genauen Weg dorthin kennt niemand,
der nicht schon einmal dort war!“ Helios‘ Blicke wanderten von Serena zu seiner
Schwester. „Und bekanntlich hat es nie jemand lebend zurückgeschafft …“
„Nicht
einmal ihr? ... Aber irgendjemand muss doch den Weg kennen!“, entgegnete die
junge Halbgöttin plötzlich fassungslos, in der Angst, dass das Vorhaben bereits
an dieser Stelle scheitern sollte.
Helios
senkte nachdenklich seinen Kopf.
Für
diesen Moment erstarb das Gespräch, denn keiner schien ein noch aus zu wissen.
„Uns
kann nur jemand helfen, der diese Gewässer kennt …“, entfuhr es ihm dann gedankenversunken,
als ihm plötzlich die zündende Idee zu kommen schien. „Eos, du wirst dich darum
kümmern, dass Serena heute Nacht nichts zustößt!“
„Wo
willst du hin?“, fragte die aufgebrachte Göttin und hielt ihren Bruder am Arm
fest.
„Ich
werde dafür sorgen, dass wir den Forderungen dieser alten Hexen
schnellstmöglich nachkommen!“ erwiderte er schroff und schüttelte völlig
überfordert den Kopf.
„W-Wieso
tust du das alles?“, entfuhr es Serena dann mit brüchiger Stimme, als sie
kleinlaut zu ihm aufblickte, doch auf eine Antwort hoffte sie vergebens, denn
er verschwand einfach, noch ehe sie ihre Frage wiederholen konnte.
Die
junge Halbgöttin blickte nachdenklich ins Leere. Die Vorstellung, dass sie nur vier
Tage hatte, um ihr Leben geradezurücken, nahm ihr den Mut weiterzumachen. Sie
hatte vieles über die Schicksalsschwestern gelesen, doch sie befürchtete, dass
sie weitaus schlimmer waren, als in den Schriften erwähnt wurde. Sie war eine
Marionette und sie die Puppenspieler, die mit ihr machen konnten was sie
wollten und um eine Macht zu schützen, die sie in den Händen einer Halbgöttin
nicht als sicher ansehen konnten, würden sie sicherlich auch töten …
Eine Reise ins Ungewisse
Die
wärmenden Strahlen der Morgensonne erweckten das Leben auf der griechischen
Insel Rhodos. In der Früh war kaum Verkehr, denn die meisten Bewohner
schlummerten noch friedlich in ihren Betten. Und somit glich dieser Ort mehr
einer Geisterstadt als einer gedeihenden Polis.
Am
Hafen wartete Serena zusammen mit Darius, der auf Helios’ Befehl hin nicht von
ihrer Seite gewichen war, bereits auf den Gott, der ihnen anwies, bei Dämmerung
hier auf ihn zu warten. Lange hatte Serena keine Sterblichen mehr gesehen, die
ihrem eigenen Willen folgten und sich somit nicht einem Gott unterordneten,
doch dies schien die junge Halbgöttin in diesem Moment nicht sonderlich zu
interessieren.
Es
war noch dunkel, als Darius und sie mit einem Pegasos den Sonnenpalast
verließen, ohne, dass man Serena darüber aufgeklärt hatte, wohin die Reise
ging. Es sei besser für sie, hatte Darius ihr versichert.
Eos
hatte sie in der vergangenen Nacht zu Bett gebracht und war nicht von ihrer
Seite gewichen. Erstaunlicherweise konnte die junge Halbgöttin dieses Mal sogar
trotz fehlenden Traumfänger ruhen, ohne schreiend aus dem Schlaf zu schrecken,
doch es war nicht Eos, die sie am frühen Morgen erwartete, denn diese war
verschwunden, als sie von Darius geweckt wurde, doch sie ließ ihr ein Gewand
da, das sie anziehen sollte, bevor sie den Schutz des Sonnenpalastes verließ.
Es sah nicht viel anders aus als andere Gewänder, nur kürzer geschnitten,
sodass sie sich darin freier bewegen konnte, doch nach Darius‘ Aussage war es
mit einem Zauber belegt, der ihre Aura verdecken sollte. So
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