Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
ihr sicherlich keine Freundschaft schließen würde.
„Als
Tochter des Meeresgottes und Prinzessin der Gewässer ist sie, ausgenommen von
Poseidon, die Einzige, die sämtliche Strömungen, Flüsse und somit auch den
sichersten Weg zu den Moiren kennt. Es hat Helios viel Überredungskunst
gekostet, sie dazu zu bringen, uns zu der Insel zu führen, auf der der Tempel
der großen Drei steht. Begeistert ist sie sicherlich nicht darüber, sich in
deren Nähe wagen zu müssen, doch sie war Helios noch einen kleinen Gefallen
schuldig“, zwinkerte sie ihr zu und erhob sich wieder. Das fremde Gesicht, das
auf Serena hinabblickte, erkannte sie in keiner Facette wieder. Wenn sie nicht
wüsste, dass hinter ihrer Fassade die Schwester des Sonnengottes steckte, wäre
sie niemals darauf gekommen, denn sie schien völlig ausgewechselt zu sein.
Nachdenklich
schüttelte Serena den Kopf und blickte der Göttin der Morgenröte nach, bis sie
zwischen den hart arbeitenden Männern verschwand. Einige von ihnen schienen
noch recht jung, vielleicht ein paar Jahre älter als sie, andere hielt sie für
alteingesessene Seebären, die die Meere mehr als einmal überquert hatten, doch
zweifelte sie daran, dass sie sich der Gefahr, in die sie sich begaben, vollstens
bewusst waren. Helios hatte sie sicherlich nicht darüber informiert, wo ihr
Ziel lag, denn wer würde freiwillig in den sicheren Tod reisen?
Am
späten Abend stand sie an der Reling des Buges und blickte auf die stille See
hinaus. Die Mannschaft war bereits unter Deck, tranken, aßen und sangen Lieder
über Götter, Frauen und Geld, alles das, was in deren Leben von Bedeutung war.
Serena
fiel es schwer dieses Gejaule zu ignorieren, doch ihre Gedanken schafften es,
dieses wenigstens zeitweilig im Keim zu ersticken und der Ruhe der eintretenden
Nacht zu lauschen. Nur die Wellen, die das Schiff sanft umwogen und der Wind,
der sich in den großen weißen Segeln über ihr verfing, hallten in ihren Ohren
wieder und schützten sie vor eiserner Stille.
Die
Sonne verschwand am Horizont des Okeanos und färbte das leuchtend rote Meer in
ein tiefes schwarz. Umgeben von der Dunkelheit der Nacht lehnte sie sich auf
die Reling und versuchte all die schrecklichen Gedanken zu verdrängen.
Wie
oft hatte sie zugesehen, wie alles seinen natürlichen Lauf nahm. Als
selbstverständlich hatte sie es angesehen, so wie die Sterblichen, doch nun sah
sie selbst einfache Kleinigkeiten wie einen Sonnenuntergang mit ganz anderen Augen,
vielleicht, weil sie jeden Tag damit rechnen musste, dass es ihr Letzter sein
könnte.
„Hier
bist du!“, ertönte es plötzlich von hinten, sodass Serena ihren Kopf umwandte.
An diese Gestalt musste sie sich erst noch gewöhnen. Seine Stimme strahlte noch
immer denselben warmen Ton aus, doch sein Äußeres warf sie jedes Mal zurück in
die Vergangenheit.
„Du
bist also der König von Rhodos …“, erwiderte Serena leise, als er neben ihr
stehenblieb und in den klaren Sternenhimmel hinaufblickte.
„Hin
und wieder. Es ist die einzige Möglichkeit den Menschen nahe zu sein, ohne,
dass wir gegen die Regeln verstoßen“, lächelte er leicht und sah sie an.
„…
auch meinem Vater …“, flüsterte sie dann, ehe sie seine Blicke erwiderte.
Einen
Augenblick schwieg er, während er sie überrascht ansah.
„Daran
erinnerst du dich noch?“
„Wie
könnte ich das vergessen? Er hat dir seinen größten Traum zu verdanken …
außerdem haben deine Augen dich verraten … leuchtendes Grün … sehr untypisch … jedenfalls
für einen Sterblichen“, murmelte sie leise, während ein kleines Lächeln über
ihre Lippen huschte. Helios musste lachen, als er sich neben sie an die Reling
lehnte, doch es erstarb schnell, als er sich in der Realität wiederfand.
„Was
erhoffst du dir von dieser Reise?“
„Antworten!“,
erwiderte sie prompt, als hätte sie bereits mit dieser Frage gerechnet und sie
sehnsüchtig erwartet. Er sah sie daraufhin fragend und überrascht zu gleich an.
„Ich will wissen, wieso dieses Schicksal ausgerechnet mir auferlegt wurde, wie
meine Zukunft aussieht und wie die Chancen stehen, überhaupt eine Zukunft zu
haben, außerdem möchte ich wissen, warum ausgerechnet Timaios mich in meinen
Träumen verfolgt und vor allem, wer auf den Olymp kam und Helia so etwas Grausames
antat …“
Helios‘
Gesicht entgleiste abrupt.
„Anfangs
dachte ich erst, es sei Thanatos, der von Hades geschickt worden war um dich zu
holen. Ich war mir sicher, er
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