Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
stolzer Vater bei seinem Sohn. Sein dunkelbraunes Haar klebte auf
seiner Stirn und so kam der goldene Kranz auf seinem Kopf erst richtig zur
Geltung. Kein Anflug von Eitelkeit, seltsam für einen Mann seines Ranges, doch
noch seltsamer fand sie den Anblick des Fremden, als er, gerade als er dabei
war zu gehen, sein Gesicht in ihre Richtung umwandte. Seine Augen - Nie hatte
sie solch grüne Augen gesehen …
Ein
kühles Gefühl auf ihrer Haut ließ das Bild vor ihren Augen verschwimmen. Der
Mann, den sie eben noch ganz klar vor sich sah, wurde eins mit dem Schwarz des
Nichts.
Serena
blinzelte ein paar Mal bis die dumpfe Stimme Darius‘ sie erreichte und sie die
verschwommene Gestalt über ihr als ihn identifizieren konnte.
Fragend
sah sie zu ihm auf, streckte sich und fand sich auf weicher Seide wieder. Das
Licht der Sonne schien durch kleine Löcher in einem über sie gespannten
Leinentuch, das sie vor der Mittagshitze schützen sollte.
Erst
nach und nach kam die junge Halbgöttin wieder zur Besinnung und richtete sich
langsam auf.
„Endlich
wach Sonnenschein? Du willst doch sicherlich nicht die Reise versäumen“,
zwinkerte Darius ihr zu und nahm das feuchte Tuch von ihrer Stirn.
Verwirrt
blickte sie daraufhin umher und wandte sich dann an ihren Begleiter.
„Was
ist passiert? Ich erinnere mich …“
„Du
bist umgekippt und hast dir dabei böse den Kopf gestoßen!“ Instinktiv griff
Serena sich entsetzt an den Hinterkopf. Tatsächlich spürte sie dort eine
schmerzende Beule, doch eine offene Wunde blieb ihr wohl erspart.
Als
sie wieder aufblickte, erkannte sie das offene weite Meer hinter der Reling
eines Schiffes auf dem sie sich befand. Sie waren bereits unterwegs, hatten
gerade den Hafen der Polis verlassen und sie sah den bronzenen Koloss in der Ferne
verschwinden als sie ihren Kopf umwandte. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie
hatte nur noch ein paar Tage um ihr Schicksal und das der ganzen Welt zu verändern.
„Darius,
lass uns bitte alleine …“, ertönte es plötzlich und veranlasste Serena und auch
den Vertrauten des Sonnengottes dazu aufzusehen. Die Rhodierin kam mit einer
frischen Wasserschüssel auf sie zu und ließ sich neben ihr nieder.
Wie
befohlen, lächelte der junge Mann Serena zu und ließ sie dann mit der Göttin
alleine.
Serena
schwieg, während sie ihr ein frisches Tuch auf die Stirn legte und ihre Wange
fühlte.
„Du
musst viel trinken. Die Temperaturen steigen. Mein Bruder ist sehr nervös was
diese Reise anbetrifft und da lässt sich ein Hitzeschlag nur mit viel
Flüssigkeit und einem schattigen Plätzchen vermeiden!“, zwinkerte sie ihr zu und
reichte ihr einen Becher.
Serena
setzte sich langsam wieder auf und griff danach. Das kühle Nass entspannte sie
ein wenig und befreite sie von dem trockenen Kratzen in ihrem Hals, doch noch
immer fühlte sie sich nicht ganz wohl in der Nähe einer als Sterblichen
getarnten Göttin.
Neugierig
sah Serena sich auf dem Schiff um. Es war eines aus der königlichen Flotte und
scheinbar hatte Helios nicht nur das Schiff an sich gerissen. Eine ganze
Mannschaft sorgte dafür, dass sie auf Kurs blieben und sie so schnell wie
möglich ihr Ziel erreichten, doch wo sich das Ziel befand, wusste sie noch
immer nicht.
„Wo
ist Helios?“, fragte sie kaum hörbar, als sie erschöpft nach Luft schnappte.
Eos wandte sich um und deutete auf den Bug, wo Serena einen etwas älteren Mann
erspähte. Sie hatte es nicht einfach nur geträumt. Er war es wirklich, er –
Helios war der König von Rhodos, der Mann, der Timaios zu Ruhm verhalf und
ihnen ein besseres Leben schenkte.
„Er
steht dort schon seit wir abgelegt haben, rührt sich kein bisschen und blickt
auf die See hinaus. Er hat es mir noch nicht ganz verziehen, dass ich mich
gestern Abend gegen ihn gestellt habe“, lächelte sie leicht und sah wieder zur
Halbgöttin, die sich einige Strähnen aus dem schweißnassen Gesicht strich, doch
deren Gesichtszüge entgleisten abrupt.
Für
einen Moment glaubte die junge Halbgöttin, sie würde träumen und die Hitze sei
ihr zu Kopf gestiegen, als sie sie neben Helios erblickt hatte. Eos bemerkte
ihre Entrüstung und wandte sich wieder um.
„Rhode
… kennst du sie?“
„Nur
flüchtig …“, entgegnete Serena schroff. Sie hatte ihr gerade noch gefehlt. Noch
immer hatte sie die erste und letzte Begegnung mit ihr nicht ganz verkraftet,
denn schlau konnte sie aus der Meeresprinzessin nicht werden, doch sie war sich
sicher, dass sie mit
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