Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Hoffnung, als sie sich wieder zu
den beiden umdrehte und sie anlächelte.
Athene
wollte ihr antworten, doch die Verwirrung über ihre plötzliche Beherrschung war
so groß, dass sie mit geweiteten Augen zu ihrem Vater schaute, dessen rechte
Hand durch seinen Bart strich, während er kurz nachdachte.
„Du
wirst in die Rolle einer Bediensteten des Olymps schlüpfen müssen, jedenfalls
so lange, bis ich einen Weg gefunden habe, dich als meine Tochter bei mir
behalten zu können“, erwiderte er vorsichtig. Serenas Blicke fielen erneut zu
Boden. Mit so etwas hatte sie insgeheim gerechnet. Aus diesem Grund verwunderte
sie es auch kaum, dennoch schmerzte es sie sehr, der Familie, die sie gerade
bekommen hatte, nicht nah sein zu können.
„Das
bedeutet, niemand darf wissen wer ich bin …!?“ Serenas Stimme wirkte
beherrschend und kühl als sie zu Athene aufsah, die einfach nur kurz nickte.
„Die
Olympier und einige enge Vertraute sind eingeweiht. Wir werden es dich jedoch
wissen lassen, wer genau zu diesen zählt!“, fügte sie nun mit einem
aufgesetzten Lächeln hinzu und wandte sich wieder an ihren Vater.
Seine
starken muskulösen Arme vor seiner Brust verschränkt, wirkte sein Gesicht
erneut finster und nachdenklich. Ihn schien dieses Geheimnis sehr zu
beschäftigen. Die anderen Götter anlügen zu müssen, würde sicherlich keine
leichte Aufgabe darstellen, auch nicht für den Herrscher des Olymps, das war
Serena bewusst, dennoch wollte sie sich ihre Bedenken nicht anmerken lassen, um
ihren Vater nicht zu verunsichern. Ihre Anwesenheit würde sicherlich für
einiges Aufsehen sorgen, doch sie ahnte nicht einmal, dass ihre bloße Existenz
sie schon bald in große Gefahr bringen würde…
In
der schlichten einheitlichen Bekleidung eines Dienstmädchens, bestehend aus
einer einfachen langen Tunika, führte Athene sie bereits kurze Zeit später
durch die großen hellen Gänge und Räumlichkeiten des Olymps. Riesige Marmorsäulen,
die bis zur hohen Decke reichten und Götterstatuen, überwiegend die des Zeus, schmückten
Durchgänge und Podeste. Prunkvolle goldene Kronleuchter, die bei Dämmerung
selbst die dunkelsten Ecken ausleuchten würden und den weißen Marmorboden, in
dessen scheinbar polierter Oberfläche sie das Glitzern der Sonne wiederspiegeln
sah.
Der
Olymp glich keinem gewaltigen Schloss. Er war ein Palast und selbst als
Dienstmädchen war es für Serena das reinste Paradies. Kein Königreich der Welt
konnte dem Zauber des Göttersitzes gleichgestellt werden. Dies bestätigte auch
das strahlende Glitzern in Serenas Augen, die mit sprachlosem Gesichtsausdruck
durch die Gänge wanderte.
Athene
erzählte ihr all die Geschichten, über die Entstehung des Olymps, über die
verschiedenen heimischen olympischen Götter, bis hin zu deren Mythen und
Legenden, während sie ihr aufmerksam lauschte und die aufwendigen Verzierungen
an Wänden und Torbögen begutachtete.
Sie
fühlte sich wie eine Prinzessin in ihrem eigenen großen Palast. Wenngleich sie
nach außen hin auch nur ein einfaches Dienstmädchen war und bereits in wenigen
Tagen für das Wohlergehen der Herrscher sorgen sollte, war es ihr Herz, das ihr
bis zum Hals schlug und sich vor Aufregung geradezu überschlug.
In
einem großen freien Korridor, in den das helle Sonnenlicht von beiden Seiten
eindrang, erhaschte sie einen wohltuenden Blick nach draußen. Der perfekte
Ausblick in einen strahlendblauen Himmel wurde nur vereinzelt durch kleine weiße
Wolken in der Ferne getrübt, kein Dach, nicht einmal der modrige Qualm eines
Ofens, der durch einen kleinen Schornstein nach außen drang, erschwerte ihr die
Sicht. Nur die einzelnen Baumwipfel, die sie auch aus ihrem Zimmer sah,
streckten sich wie Türme in die Höhe.
An
der großen Freitreppe angekommen, die direkt zum Festplatz herunterführte, auf
dem Serena den Brunnen mit der großen Zeus-Statue wiedererkannte, blieben sie
kurz stehen und sahen hinunter.
„…
das war es im Groben und Ganzen. Hast du Fragen?“, beendete Athene ihren langwierigen
Vortrag nun mit einem tiefen Atemzug.
Serena
hielt inne und sah sie aus dem Seitenwinkel an. Natürlich hatte sie Fragen,
jede Menge sogar, doch eine schien absurder als die andere. In eine Welt
geworfen, in die sie nicht hinein gehörte, schien sie sich selbst nicht mehr zu
kennen und so stellte sie die entscheidende Frage: „Wer bin ich?“ Kaum hörbar
kam es über ihre Lippen.
„Hör
zu Serena, für uns alle ist das
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