Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
nicht leicht …“, flüsterte Athene mit
angehaltenem Atem und drehte sich zu ihr um. Diese, noch immer in den Fängen
ihrer Gedanken, schaute in die großen haselnussbraunen Augen der Göttin.
„Wirklich niemand erwartet, dass du dich deinem neuen Leben fügst Serena. Wir
alle wissen, was du durch gemacht hast und wie schwer das für dich sein muss …“
Die Göttin griff nach ihrer Hand und hielt sie fest in ihren, während ein
kleines Lächeln über ihre Lippen huschte. „Wichtig ist nur und das sollst du
wissen, dass wir froh sind, dich endlich hier haben zu dürfen, wenn auch nicht
unter angemessenen Bedingungen. Zeus, dein Vater, liebt dich ebenso wie ich es
als deine Schwester tue und wir werden dich unterstützen. Also mach dir keine
Gedanken!“, zwinkerte sie ihr zu und auch Serena brachte nun ein leichtes
Lächeln zum Vorschein. Wenngleich es ihr schwer fiel, den Worten der Göttin zu
glauben, beruhigten sie sie ein wenig und so fiel es ihr wesentlich einfacher
auf das, was ihr noch bevorstand mit erhobenem Haupt zuzugehen.
Wieder
blickte sie hinunter auf den Festplatz. Erst jetzt fiel ihr der Wildwuchs aus
Schlingpflanzen und hochgewachsenen Hecken auf, der sich auf der linken Seite
abseits des Platzes befand.
Der
Garten der Hera, schoss es ihr durch den Kopf.
Viele
Geschichten hatte sie über ihn gehört, doch niemals hätte sie gedacht, dass sie
ihn jemals zu Gesicht bekommen würde, dass es ihn wirklich gab. Ein riesiges
Labyrinth aus Pflanzenarten, von deren Existenz die Menschen nicht einmal
wussten. Bäume, die höher waren als jedes Götterabbild, das sie je für ihre
Beschützer errichtet hatten und Heimat für Wesen, deren bloßer Anblick jeden
Sterblichen in die Tiefen des Hades befördern würde. Streng verboten war es für
diese, auch nur einen Fuß in Heras Reich zu setzten, den Weg von der Welt der
Sterblichen zum Olymp aufzusuchen. Die Wenigen, die es doch wagten, hatten die
andere Seite niemals erreicht.
Umso
geheimnisvoller und aufregender wirkte dieses Labyrinth nun auf Serena.
Irgendetwas in ihr drängte sie plötzlich dazu, Heras Reich zu betreten und sie
herauszufordern, was genau es war, wusste sie auch nicht.
„Komm
nicht einmal auf die Idee!“, fauchte eine krächzende Stimme, die Serena und
Athene sofort aufschrecken ließ.
Eine
Frau mit langen dunkelbraunen Haaren in einem edlen dunkelblauen Gewand kam
stampfend auf sie zumarschiert.
Ihre
Stirn in Falten gelegt, spiegelten ihre großen, runden, kaltherzigen Augen den
puren Hass wieder, in denen Serena glaubte, sich spiegeln zu sehn.
Sie
ging ehrfürchtig einige Schritte zurück, bis Athene sich schützend vor sie
stellte.
„Wie
kannst du es wagen, dich hier einzunisten, du gehörst nicht hierher!“
„Sie
kann doch nichts dafür. Lass sie in Ruhe!“, flehte Athene und drängte die wildgewordene
Furie zurück, doch sie dachte nicht einmal daran, sich zu beruhigen.
„Du
machst alles kaputt, hörst du? Deines Gleichen zerstört alles!“
Serenas
Augen wirkten teilnahmslos, während sie die Gesichtszüge der Frau betrachtete,
die einer Berg- und Talfahrt glichen und sich schließlich schweigend abwandte,
doch weiterhin hallten die harten Worte der Göttin in ihr Gehör und vermochten
kein Ende zu finden.
„Ich
wusste doch gleich, dass Zeus mich wieder betrogen hat mit einer Sterblichen
und nun habe ich dich am Hals!“, zischte sie verachtungsvoll, während sie die
jämmerlich dastehende Gestalt Serenas von oben bis unten musterte wie ein Stück
Vieh, das zum Verkauf stand.
Auch
das beruhigende Wesen ihrer Halbschwester hatte keinerlei Wirkung auf die
aufgebrachte Göttin.
Serena
brauchte nicht groß zu überlegen um zu wissen, wer vor ihr stand. Wenn sie für
eines bekannt war, dann für ihre Eifersucht und Rachefeldzüge gegen die
unehelichen Kinder ihres Gatten Zeus.
Viele
Geschichten hatte ihr Vater ihr als Kind über die Herrscherin des Olymps, Hera,
erzählt. Nichts war ihr so heilig wie die Ehe und die damit verbundene
Sexualität. In ihrer Stieftochter sah sie nun das Vergehen, das Zeus begann und
das machte Serena schwer zu schaffen.
Gerade
erst hatte sie sich mit ihrem neuen Leben halbwegs abgefunden, wurden ihr schon
die ersten Steine in den Weg gelegt und das von ihrer eigenen Stiefmutter.
Sie
würde ihr sicherlich das Leben zu Hölle machen. Das Paradies, was der Olymp für
sie darstellte, wurde mit einem Mal zu einer feuerspeienden dunklen Schlucht,
aus der es kein Entrinnen
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