Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
ihr
Vater ihr auch nicht gefolgt war, blickte sie den bewachsenen Abhang hinauf,
doch alles was sie in der Ferne erblickte, waren die dicken Stämme der hochgewachsenen
Bäume. Der Wald musste also den Berg hinab führen und würde den Sagen nach im
Verlauf des Weges in den Garten der Hera führen, aus dem es kein Entkommen gab.
Aber wo wollte Artemis sie hinführen und warum hatte sie auf dem Weg hierher
kein einziges Wort mit ihr gewechselt?
Zögernd
kam die junge Halbgöttin zu ihr und lehnte sich mit den Händen an die kalte
Rinde des großen Baumes. Er war um einiges heller als die Umstehenden und würde
auf Serena tot wirken, würde er kein grünes Kleid tragen.
Die
aufgehende Sonne drang durch die Blätterdecke über ihr und warf ihr warmes
Licht auf das bunte Laub am Boden. Es versicherte ihr, dass sie eine Weile
unterwegs gewesen sein musste und der Segen des Helios der Welt nun endlich
wieder Leben eingehaucht hatte.
Helios .
Bei dem Gedanken an seine starren Blicke trieb es ihr erneut das Adrenalin in
die Adern. Seine musternden Blicke würde sie so schnell sicherlich nicht
vergessen. Sie wusste, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmte, das zeigten ihr
seine strahlendgrünen Augen, denn sie verrieten ihr rein gar nichts über ihn.
Er
schirmte sich komplett ab, doch wieso sollte er so etwas tun, wenn er nichts zu
verbergen hatte?
Der
spitze Ellenbogen der Göttin bohrte sich in ihre Seite und nur mit Mühe konnte
sie einen schmerzverzerrten Aufschrei unterdrücken. Sie war mal wieder in ihre Gedankenwelt
geflüchtet und Artemis hatte sie mit der gleichen, bei Serena verhassten, Art
und Weise zurückgeholt, wie es schon Athene vor ihr tat.
Nun,
da die Halbgöttin wieder bei Besinnung war und realisierte, dass sich hinter
dem morschen Baumstamm etwas befinden musste, auf das Artemis sie aufmerksam
machen wollte, sah sie ganz vorsichtig um den Stamm herum, sodass sie die Welt
dahinter erblicken konnte.
Eine
grüne ebene Lichtung, auf dessen blühender Wiese sich das Glitzern der
Morgensonne wiederspiegelte, umgeben von einer Wand aus Gestrüpp und Bäumen,
kam zum Vorschein.
Auf
dem Olymp herrschte das ganze Jahr über sommerliches Wetter. Anders als bei den
Sterblichen unterhalb der Wolkendecke, blühte außer Sichtweite der Menschen das
ganze Jahr über eine Vielzahl an Blumen und gaben ihre prachtvollen Farben
preis, denn Demeters Kräfte, die sich auf den Verlauf der Jahreszeiten
auswirkten, nahmen keinerlei Einfluss auf die Flora dieses Berges.
Die
Bäume trugen ihr prachtvolles grünes Kleid das ganze Jahr über. Und abgesehen
von Zeus‘ hin und wiederkehrenden Wutausbrüchen, die den Himmel mit schwarzen
Gewitterwolken bedeckten, schien jeden Tag die Sonne und gab einem das Gefühl
eines warmen Sommertages.
All
dies hatte sie in einigen Schriften über die Entstehung des Olymps gelesen. Es
war ein magischer Ort. Ein geheimnisvolles Gebilde auf einem unnatürlich hohen
Berg, auf dem trotz der Höhe ein utopisches Leben entstand. Es war unwirklich
und dennoch stand sie hier, in einer Welt, die so atemberaubend erschien, dass
sie unmöglich wahr sein konnte.
Mit
einem Funkeln in ihren Augen, bewunderte die zurückhaltende Halbgöttin das
idyllische Naturdasein, das sie sicherlich an keinem Ort der Welt so
wiederfinden würde.
Sie
wusste nicht wohin sie ihre goldfarbenen Augen richten sollte, auf das saftig grüne
Gras, durch das sich in S-Form ein kleiner Bach zog, der höchstwahrscheinlich
aus dem kleinen See bergauf entstieg oder die majestätischen Lebewesen, die
sich an der fruchtbaren Wiese ergötzten.
Langsam
trat Serena aus ihrer Deckung hervor, gefolgt von Artemis, die gelassen ihre
Arme vor der Brust verschränkte.
„Sind
das ...?“ Serenas Stimme brach bei dem Versuch Luft zu holen, während sie auf
die großen vierbeinigen Geschöpfe deutete. Weiß und Schwarz, Groß und Klein.
Sie hatten es wohl mit einer ganzen Herde zu tun. Ihre gefiederten Flügel an
den Körper angelegt, hielt Serena sie zuerst für gewöhnliche Pferde, doch was
war auf dem Olymp noch normal?
„…
Pegasos, richtig!“, erwiderte Artemis leise um die majestätischen Wesen nicht
auf sich aufmerksam zu machen. Sie schienen sie nicht einmal bemerkt zu haben,
vielleicht waren sie es aber auch gewohnt, die Göttin um sich zu haben und
betrachteten sie trotz ihrer Jungtiere nicht als Gefahr.
„Sind
sie nicht wunderschön?“, fuhr Artemis fort und schmachtete förmlich für die
geflügelten Pferde auf der
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