Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)
niemandem kann ich so unbeschwert lachen wie mit Euch.«
»Du schmeichelst mir, mein Kind.«
»Nein«, sagt sie ernst. Sie gehen eine Weile schweigend weiter, bis sie den Eingang zum Palas erreichen. Der Duft von Gebratenem und von frischem Brot hüllt sie ein. Der Dekan leckt sich die Lippen.
»Nun, was meinst du? Können wir es wagen, oder riskiere ich, die Freundschaft des Hauses zu verlieren?«
Juliana kichert hinter vorgehaltener Hand. Dann zieht sie den väterlichen Freund hinter sich her in die Küche hinüber.
»Dekan von Hauenstein!« Die Edelfrau, die mit ihrem Gatten in der Tür zum Palas steht, um die Gäste zu empfangen, dreht sich erstaunt um. »Ihr seid schon da? Wir haben Euch nicht kommen gehört.«
Der Stiftsherr schluckt den letzten Bissen Honiggebäck hinunter und verbeugt sich vor seinen Gastgebern.
»Eure liebreizende Tochter war so freundlich, mich am Tor zu empfangen«, sagt er nur. Ihren Ausflug in die Küche verschweigt er, und da in diesem Moment die anderen Besucher eintreffen, fragt die Edelfrau nicht weiter. Der Dekan tauscht mit Juliana einen verschwörerischen Blick. Nun kann sie nur mühsam das Kichern unterdrücken, das schon wieder in ihr aufsteigt.
Der Ritter Konrad von Weinsberg überquert mit Weib und zwei Söhnen den Hof, sein Waffenknecht Germar wie gewöhnlich in seinem Schatten. Hinter ihm kommen Arnold von Kochendorf mit Sohn und der ältesten Tochter. Die Edelfrau entschuldigt er mit Unpässlichkeit. An ihrer Gesundheit habe der Winter gezehrt. Juliana begrüßt Carl von Weinsberg mit einem strahlenden Lächeln, den Kochendorfer versucht sie zu ignorieren, was nicht leicht ist, da Wilhelm sogleich zu ihr tritt. Sie macht sich von ihm los und geht zu ihrer Mutter, die gerade die Frage nach dem Erben der Ehrenberger beantwortet.
»Der Winter hat vielen hart zugesetzt«, sagt die Edelfrau. Ihr Blick wandert den Palas hinauf zu den Fenstern der Kemenate. »Auch Johannes hat ihn nicht unbeschadet überstanden. Ein seltsames Fieber und eine Schwäche warfen ihn auf sein Lager. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, er keuchte oft und schrie vor Schmerz, wenn er keine Luft bekam. Er wurde immer weniger,
und wir mussten bereits das Schlimmste befürchten. Der Bader von Wimpfen war dreimal auf der Burg, und ich habe mir gar überlegt, nach dem neuen Medicus zu schicken, der sich in Heilbronn niedergelassen hat.«
»Doch dann bekamen wir glücklicherweise den Rat, uns an die Deutschherren auf Burg Horneck zu wenden«, ergreift Kraft von Ehrenberg das Wort. »Ihr Bruder Gotthelf ist ein weit gereister Ritter, der im Heiligen Land viel über die Heilkunde erfahren hat. Mit seinen Kräutern wirkt er Wunder!«
Die Herren haben sich bereits abgewandt, um den Rappen zu betrachten, den der Stallknecht gerade in den Hof führt. Nur die Edeldamen und der Dekan lauschen noch der Schilderung des besorgten Vaters.
»Jetzt geht es ihm besser, auch wenn er sich noch nicht dem kühlen Wind aussetzen soll. Daher wird er uns nicht zur Kirche begleiten.« Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Ritters. »Seine Kinderfrau verfolgt den Fortschritt seiner Genesung, die es ihr jeden Tag schwerer machen, ihn in seinem Bett zu halten.« Er sieht mit einem verklärten Blick zum Fenster hinauf, dann scheint er sich seiner Pflichten als Herr des Hauses zu erinnern und bittet die Gäste zu einem Glas Wein, bevor man sich zur Osterprozession zur Bergkirche aufmacht. Ritter Kraft achtet darauf, dass Carl von Weinsberg seine Tochter den Feldweg entlangführt. Nicht nur die von Ehrenberg beobachten den stetigen Aufstieg der Familie von Weinsberg mit Interesse. In Wimpfen wächst ihr Besitz ständig, so dass Ritter Kraft die Häuser, Hofstätten und Rechte nicht mehr zählen kann – neben den Burgen und Dörfern, die sie im Umkreis ihr Eigen nennt. Natürlich vergibt Konrad von Weinsberg die meisten Besitzungen als Lehen weiter. Schließlich kann er sich nicht selbst um alles kümmern. Manchen Ort mit seinen Rechten, so hat der Ehrenberger gehört, soll er jedoch seinen Söhnen gegeben haben.
»Der junge Carl von Weinsberg hat Oedheim vom Vater bekommen«, hat ihm erst vor ein paar Tagen der Deutschherr
Ritter Rupert, drüben auf Burg Horneck, erzählt. »Er lässt sich ein befestigtes Haus im Ort bauen, sagt man. Vielleicht will er ein Weib dorthin führen?«
Sabrina von Ehrenberg sieht ihren Gatten fragend an, als er ihr von seinem Gespräch mit dem Deutschherrn berichtet, aber der Vater zuckt nur
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