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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Refektorium verschwanden. Der Ritter schaffte es wohl noch,
einen Aborterker zu erreichen, der Pater jedoch erbrach sich das erste Mal auf der Schwelle und dann noch zweimal, als er den Hof überquerte. Dann schien es auch in die andere Richtung kein Halten mehr zu geben. Er raffte seine Kutte hoch und kauerte sich am Fuß der Mauer zusammen.
    »Irgendetwas scheint ihnen nicht bekommen zu sein«, bemerkte Bruder Rupert heiter und packte sein Bündel. »Komm Johannes, lass uns gehen. Ich vermute, unsere Reisebegleiter werden hier zurückbleiben müssen.«
    Nun wanderten sie seit einigen Stunden nach Westen und erreichten Cacavelos 28 , hinter deren Stadtmauer der Río Cúa vorbeifloss. Zwei Pilgerspitäler und eine Herberge gab es neben der Kirche. Hier hatte der Vater die Nacht verbracht. Es gab keinen Zweifel. Der Hauswirt beschrieb ihn genau und sah dann nachdenklich auf den jungen Pilger hinab. Juliana dankte hastig und verabschiedete sich.
    Weiter wanderten sie über die Brücke und am Leprosenspital vorbei. Bruder Rupert nahm die Kürbisflasche vom Gürtel und trank einen kräftigen Schluck. Wassertropfen perlten an seinem Bart hinab.
    »Was ist? Willst du auch? Hast du deine Flasche nicht gefüllt?«
    »Doch, doch«, beeilte sich Juliana zu sagen und nahm ihre eigene Flaschen aus der Tasche.
    Bruder Rupert schritt munter weiter. Mittag war vorbei, als sie zwischen Weinbergen Rast machten. Der Bettelmönch aß und trank und sprang dann gleich wieder auf, um den Weg fortzusetzen. Sie wanderten durch ein welliges Tal zwischen Weinbergen und Obstbaumwiesen. Kurz nachdem sie einen Bach durchwatet hatten, griff sich der Bettelmönch zum ersten Mal an den Magen. Er zog eine Grimasse und schüttelte sich, ging aber beherzt weiter. Der Weg wurde breiter und ausgefahren. Immer öfter mussten sie Bauernkarren ausweichen. Ein untrügliches
Zeichen, dass sie sich der nächsten Stadt näherten. Mägde und Knechte zogen mit hölzernen Schütten auf dem Rücken in die Weinberge, um die reifen Trauben zu ernten. Zweimal verschwand der Bettelmönch hastig zwischen den Weinstöcken. Juliana konnte die unschönen Geräusche bis auf den Weg schallen hören. Eine steile Falte erschien auf Bruder Ruperts Stirn und vertiefte sich. »Seltsam«, murmelte er und nahm noch ein paar lange Züge aus der Kürbisflasche.
    Der erste Kirchturm von Vilafranca 29 war schon in Sicht, als der Mönch sich zusammenkrümmte und seinen Mageninhalt in krampfartigen Stößen von sich gab. Er fluchte leise, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und stemmte sich schwerfällig hoch.
    »Dort vorn gibt es sicher ein Spital«, murmelte Juliana, die bei seinem Anblick von Schuldgefühlen geplagt wurde.
    Bruder Rupert nickte und ging schwankend weiter, die Hand auf den Leib gedrückt. Sein Gesicht spiegelte die Schmerzen wider, die er leiden musste. Die Kirche schien nicht näher zu kommen. Der Bettelmönch übergab sich noch dreimal und musste sich dann auf Julianas Schultern stützen, um die Pforte des Spitals zu erreichen. Ein Laienbruder, in ungebleichte Wolle gekleidet, befreite das Mädchen von seiner Last und führte Bruder Rupert in einen steinernen Raum mit einem halben Dutzend Strohlagern. Drei davon waren belegt. Unter einer Decke ragte ein Bein mit einem blutigen Verband hervor. Mit einem Ächzen ließ sich der Mönch auf die Matratze fallen, fuhr aber gleich wieder hoch und erbrach ein wenig Galle auf den Boden. Unschlüssig blieb Juliana unter der Tür stehen.
    »Ich glaube, wir müssen heute unser Nachtlager hier aufschlagen« , stöhnte der kräftige Mann und krümmte sich.
    Juliana schüttelte den Kopf. »Es ist noch viele Stunden hell.«
    »Das weiß ich«, fauchte der Bettelmönch und griff nach seiner Flasche. Julianas Hand zuckte, als wolle sie sie ihm entreißen.
Bruder Rupert würgte. Er starrte auf die Flasche in seiner Hand und dann auf das Mädchen. Die Erkenntnis blitzte in seinen Augen.
    »Du hast gelauscht!«, stieß er hervor. »Verdammtes Miststück, was hast du getan?«
    Juliana wich zurück. »Ich muss jetzt gehen. Mein Vater erwartet mich. Möge der Apostel seine Hand über Euch halten, Bruder Rupert!«
    »Narr! Komm zurück. Juliana, komm sofort zurück! Du läufst in dein Verderben!«
    Seine Worte verklangen. Das Mädchen rannte aus dem Spital und die steile Straße in die Stadt hinunter. Sie folgte der Calle del Agua, die sicher nicht nur wegen der Schankstuben zu beiden Seiten ihren Namen trug, wie man an den unteren

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