Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
sein Blick. Er war tot. Juliana legte seinen Kopf vorsichtig auf den Boden und erhob sich. Für immer würde nun der Fels der Schuld auf ihrer Seele lasten, leichtfertig den Tod eines edlen Ritters verschuldet zu haben! Wie hatte sie ihn so verkennen können? Wie hatte ihr Misstrauen sie mit Blindheit geschlagen!
    »Juliana, meine Tochter!«, riss sie die Stimme des Ehrenbergers aus ihrer Verzweiflung. Einen Augenblick starrte sie den Vater nur an, dann umarmte sie ihn und schluchzte in den Stoff seines Rockes. Er legte den rechten Arm um sie und zog sie an sich.
    »Was muss ich von dir hören, mein Kind? Warum bist du nicht daheim und gehorchst deiner Mutter?«
    »Ich habe so viele Fragen, und keiner kann mir Antworten geben. Warum nur, Vater, warum? – Und außerdem will ich den Kochendorfer nicht heiraten!«, fügte sie trotzig hinzu.
    »Das sollst du auch nicht, doch nun hast du mich in eine schwierige Situation gebracht.« Sie spürte, wie er wankte. Juliana ließ ihn los und starrte auf seine linke Hand, die er gegen seinen Unterleib presste. Hellrotes Blut floss über seine Finger hinab.
    »Vater, seid Ihr schwer verletzt?«
    »Ich glaube, er hat mir meinen Leib ganz schön zerfetzt«, stöhnte der Ritter und lockerte den Griff. Ein Schwall Blut färbte seinen Rock und spritzte auf die Beinlinge. Kraft von Ehrenberg wurde blass, aber ehe er fallen konnte, griff ihm André unter den einen Arm und einer der herbeigeeilten Mönche unter den anderen. Noch bevor sie die drei Pallozas des Spitals erreichten, verlor Ritter von Ehrenberg das Bewusstsein. Rasch trugen sie ihn in die Hütte, entzündeten eine Lampe und zogen ihm Rock und Hemd aus. Der Schnitt an der Seite war nicht tief und blutete kaum mehr, aber der Stich unterhalb des Bauchnabels war tief eingedrungen und hatte ihm die Gedärme zerschnitten. Juliana fing den besorgten Blick auf, den sich die beiden Padres zuwarfen. Tränen rannen über ihre Wangen. Einer der Mönche füllte eine Kräuterpaste in ein Leinentuch, wickelte es zu einem Kissen zusammen und drückte es auf die Wunde. Gemeinsam schlangen sie breite Stoffstreifen um den Leib des Ritters. Ein dritter Bruder brachte Wein mit einem Schlaftrunk.
    »Sein Leben ist nun in Gottes Hand«, sagte einer der Mönche und klopfte Juliana väterlich auf die Schulter. »Mehr können wir nicht tun, außer für ihn beten. Cura Diago wird drüben in Santa María la Real eine Messe für ihn lesen. Kommst du mit?«
    »Ich glaube, ich bleibe lieber bei ihm«, wehrte Juliana ab. »Wenn er aufwacht, soll er nicht allein sein.«
    »Er wird ein paar Stunden schlafen. Du brauchst dich nicht sorgen – nicht jetzt. Einer der Brüder wird an seinem Lager wachen. Er reichte ihr die Hand und half ihr beim Aufstehen. André, der sich inzwischen seine drei leichten Schnittwunden hatte verbinden lassen, ging neben ihr her zur Kirche.
    »Und wie bist du in diese Verschwörung verwickelt? Was hast du mir alles verschwiegen?«, fragte sie mit leichter Bitterkeit in der Stimme.
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts, außer – außer meine Gefühle.
Es war Zufall, dass ich auf deinen Vater traf. Er hatte zwar ein wildes Gestrüpp im Gesicht, aber dennoch fiel mir die Ähnlichkeit ins Auge. Ich wusste ja, dass du jemanden suchst, und so sagte ich ihm auf den Kopf zu, dass sein Sohn sich kaum eine Tagesreise hinter ihm befände. Nun, er wehrte ab. All seine Söhne seien im zarten Kindesalter gestorben. Ich müsse ihn verwechseln. Er habe nur eine Tochter. – Ich war so blind! Erst als er diese Worte aussprach, habe ich es begriffen. Allerdings wunderte ich mich sehr, dass er, statt zu warten, seinen Schritt noch beschleunigte. Er müsse erst nach Ponferrada, sagte er, Don Fernando Muñiz aufsuchen oder den Templer Sebastian von Gemmingen. Als wir dort ankamen, waren beide nicht da. Wie ein gefangener Wolf lief dein Vater in der Burg auf und ab. Ritter Sebastian war zu irgendwelchen Besitzungen unterwegs, und der Comandador sollte in den nächsten Tagen aus Santiago zurückkehren. So beschloss er, ihm entgegenzuwandern. Ich wollte ihn begleiten. Er warnte mich, es könne gefährlich werden, doch ich sagte, ich würde ihm helfen. Da kaufte er mir ein Schwert und bestand darauf, dass ich es trage. Nur so sei ich ihm von Nutzen.« André hob die Schultern. »Nun, er hat Recht behalten.«
    Sie traten durch das Portal in die kleine Kirche, die schon sehr alt sein musste. Vor dem einfachen Steinaltar, über dem ein Bildnis der Jungfrau

Weitere Kostenlose Bücher