Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)
Geschühriemen und den Bell seines neuen Falken, zieht den festen Falknerhandschuh über und lässt den Vogel auf seine Faust steigen.
Swicker tritt zu ihm. »Werdet Ihr ihn nicht bedecken?«
»Aber ja, ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Falke stets besser mit Haube getragen wird. Einen Habicht könnt Ihr ohne Haube mit auf die Beize nehmen.« Er tritt an ein weiteres Reck heran. »Seht, ich habe hier noch einen unerfahrenen
Terzel. Wenn Ihr noch eine Weile bleibt, dann können wir ihn zusammen abtragen.«
Swicker schüttelt den Kopf. »Wir werden morgen unseren Weg fortsetzen.«
»Und wohin führt er Euch?«
»Ins Königreich Ungarn.«
Kraft von Ehrenberg pfeift nach seinem Jagdhund, der die Beize stets begleitet. Die beiden Männer besteigen ihre Pferde, reiten über den Hof und dann den gewundenen Pfad um die Burg herum bis zum Tor in der unteren Burgmauer. Der drahtige, schwarze Hund des Ritters läuft ihnen voran. Sie reiten den Bergrücken entlang auf den Wald zu.
»Ungarn? Was hat ein Templer aus Kastilien in Ungarn zu suchen?«
Swicker stößt einen harten Laut aus. »Wenn ich diese Frage beantworten kann, dann komme ich auch in meiner Entscheidung weiter. Mein Comandador Don Fernando schickte mich mit meinem Wappner Humbert nach Paris, da er hoffte, unser Großmeister Jacques de Molay würde sich mit seinem inneren Kreis dort im Pariser Tempel aufhalten, doch ich kam vor ihm dort an. Ich übergab meine Briefe dem Meister von Paris, als mich Jean de Tour, der Schatzmeister des Tempels – und des französischen Königs! – holen ließ. Er stellte mir Jean de Folliaco vor und bat mich, ihn nach Ungarn zu begleiten. Da der Pariser Meister den Befehl bestätigte, musste ich reisen, obwohl Don Fernando mich sicher schon lange zurückerwartet. – Nun, vielleicht haben sie ihm einen Boten geschickt. Der Franzose sagt, wir würden ein paar Komtureien in Ungarn aufsuchen und Anweisungen vom Pariser Tempel bringen, aber ich glaube ihm nicht. Wie ich mitbekommen habe, steht er mit den Männern des Königs auf vertrautem Fuß.«
»Gibt es viele Komtureien der Templer im ungarischen Königreich?«
Swicker nickt. »Ja, wie überall hat sich der Orden vor allem dort angesiedelt, wo Pilger und Kreuzfahrer unserer Schwerter
bedürfen. All die großen Kreuzfahrerheere sind über Ungarn ins Heilige Land gezogen. Beim zweiten Kreuzzug waren es die wenigen Templer des Heeres, die den großen Haufen vor der völligen Vernichtung bewahrten.«
»Wie das?«, erkundigt sich der Ehrenberger.
»Die Franzosen schleppten sich zu Tausenden ohne rechte Waffen und Essen dahin, ohne kundigen Führer und ständig von kriegerischen Türken bedrängt. Die Vorhut der Ritter, die den großen Haufen schützen sollte, rückte viel zu schnell in die Schluchten von Chones vor, so dass die Türken sie vom Heer abschneiden konnten. Ganze Wolken von Pfeilen prasselten auf die Kreuzfahrer herab. Panisch stoben sie auseinander. Die Türken hätten sie bis zum letzten Mann abgeschlachtet, wenn nicht die Templer unter ihnen eine wirksame Verteidigung formiert hätten. Tempelmeister Eberhard von Barres war einer der tapferen Ritter, denen das Heilige Land verdankt, dass wenigstens Teile seines französischen Heeres bis zu den Toren Jerusalems gelangten!«
Kraft von Ehrenberg zuckt mit den Schultern. »Das ist lange her. Nun sitzen die Heiden seit vielen Jahren wieder in der Heiligen Stadt, und es sieht mir nicht so aus, als könnten wir sie zurückerobern. – Nicht einmal mit der Hilfe der tapferen Templer« , fügt er ein wenig spöttisch hinzu.
»Unser Großmeister wird nichts unversucht lassen, den Heiligen Vater zu überzeugen, dass es Zeit ist, zu einem neuen Kreuzzug aufzubrechen.«
»Ach, und dann sollen die ungarischen Templer wieder das Heer schützen? Vielleicht deshalb die Briefe?«
Swicker schüttelt den Kopf. »Nein, wenn es nach Großmeister de Molay geht, dann wird es keinen allgemeinen Aufruf zum Kreuzzug geben. Diese Haufen von Abenteurern und Bettlern, Gauklern und freien Weibern, Handwerkern ohne Arbeit und mittellosen Raubrittern sind kein Heer, mit dem man ein Land erobern kann. Vermutlich würde bereits wieder mehr als die Hälfte auf dem Landweg den Tod finden, der Rest käme ausgehungert
und ohne jede Ausbildung an den Waffen ins Heilige Land. Nein, es muss eine Armee aus Rittern und Waffenknechten sein, die etwas von ihrem Handwerk versteht und einem Kommandanten gehorchen kann. Die sich diszipliniert
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