Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
war das vor einigen Wochen schon gewesen, als Adrian nachmittags nicht wie gewöhnlich nach Hause kam. Abends war dann so ein eigenartig aussehender Mann mit einem ungewöhnlichen, hellen Anzug bei seinen Eltern gewesen und hatte sich für zwei bis drei Stunden mit ihnen unterhalten. Sandy und ihre Schwester Juliette hatten zwar versucht zu lauschen, konnten aber nicht herausbekommen, worüber die Erwachsenen sprachen, auch wenn der Vater mehrmals etwas lauter geworden war und von der Mutter beruhigt werden musste.
Als der alte Mann, der sehr nett zu den Mädchen gewesen war, wieder ging, hatte Juliette beobachtet, wie er im Weggehen einen Stab in der Hand hielt und damit auf das Haus zeigte. Von der Spitze des Stabes löste sich eine durchsichtige, bläulich leuchtende Blase, die auf das Haus zuflog und sich dabei wie ein riesiger Luftballon aufblies und schließlich das ganze Haus einschloss. Ihre Eltern wollten aber nichts davon wissen, sondern erklärten nur, dass Adrian in der nächsten Zeit nicht zu Hause sein würde, da er auf einer besonderen Schule lernen werde und deshalb im Internat wohne. Und seitdem war immer wieder einmal eine Karte angekommen, immer mit dem gleichen Inhalt:
Mir geht es gut! Ich habe schon viel gelernt!
Viele Grüße!
Adrian
Vor einigen Wochen waren dann ganz eigenartige Leute mit dunkelroten Kutten in der Straße aufgetaucht. Sie hatten alle Häuser der Nachbarschaft angeschaut. Nur am Haus der Pallmers waren sie vorbeigegangen, als ob es überhaupt nicht existierte. Anne-Marie, die Mutter Adrians, hatte zwar mehrmals nervös aus dem Fenster geschaut, beruhigte sich aber schnell wieder, als diese komischen Leute endlich weg waren. Seitdem war nichts Besonderes mehr passiert und alle gingen ihren täglichen Aufgaben nach.
Myritha und Camille bereiteten aus verschiedenen Pflanzen, Ölen und ein paar anderen Zutaten, die Adrian auch nicht kannte, eine Art Salbe zu, die Camille dann ganz behutsam auf die noch immer blutende Wunde strich. Zuvor sagte sie noch ganz beiläufig, »Das könnte jetzt etwas unangenehm werden und ein wenig brennen ...«
Am liebsten hätte Adrian ja laut aufgeschrien, als Camille ganz vorsichtig die gelbliche Salbe auftrug. Es fühlte sich nämlich so an, als würde seine Haut verbrennen. Aber er kniff seine Lippen und Augen zusammen und gab kein Sterbenswörtchen von sich.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Cami ganz leise.
Adrian nickte nur, um durch seine Stimme nicht zu verraten, wie schmerzvoll es war. Nach einigen Sekunden ließ der Schmerz dann aber nach und Adrian öffnete seine Augen wieder. Myritha, die kleine rote und blaue Blätter von einem Strauch ganz in der Nähe gepflückt hatte, bereitete damit einen Verband vor und legte ihn auf die Stelle, wo die Wunde gewesen war. Als sie mit ihrem leuchtenden Kristall, den sie wie immer um ihren Hals trug, einmal darüber strich, fühlte Adrian eine sanfte Wärme auf sich übergehen und der Schmerz war mit einem Mal verflogen. Während er sich bei den beiden bedankte, steckte er sich unbemerkt die kleine Schale mit den Resten der Salbe in seine Tasche und lief dann zum Haus und direkt in sein Zimmer. Als er die Tür verriegelt hatte, holte er den Liburen hervor, den er noch immer in seiner Innentasche trug und legte ihn auf seinen Tisch. Auch die Wunde an dessen Körper blutete immer noch. Er war zwar ganz warm, aber ansonsten war kein Lebenszeichen zu erkennen. Adrian stupste ihn mit dem Finger an - aber keine Reaktion. Dann holte er die Reste der wundersamen Salbe aus seiner Tasche und strich mit seinem Finger ganz vorsichtig etwas auf die Wunde. Der kleine Körper bäumte sich kurz auf, die Flügel machten zwei kurze Ausschläge, dann blieb er bewegungslos liegen. Adrian beobachtete staunend, wie sich die Wunde von allein verschloss, als würde frisches Fleisch und Haut einfach nachwachsen. Der Libure blieb aber weiterhin wie tot liegen. Auch in den darauffolgenden Tagen änderte sich das nicht. Adrian hatte in der Nacht den Käfig in sein Zimmer geschmuggelt und das Wesen behutsam hineingelegt. Er hatte sich sogar einen Stofffetzen organisiert, mit dem er den Liburen fürsorglich zudeckte.
Währenddessen trainierte er weiter hart an seinen magischen Fähigkeiten, oft mit seinem alten Lehrer, manchmal allein und manchmal auch mit Camille, die seit seiner kleinen Verwundung sehr nett zu ihm war. Sie waren jetzt wie gute Freunde zueinander und es machte ihnen Spaß, gemeinsam zu
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