Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
gutes Dutzend von ihnen, die der Blitz direkt getroffen hatte, stürzten taumelnd zu Boden und blieben dort, soweit das erkennbar war, regungslos liegen. Der Schwarm nahm aber keinerlei Notiz davon, er formierte sich in einiger Höhe zu einem großen Haufen und verharrte so für einige Minuten. Dann brach er ohne Vorzeichen auseinander und die Liburen flogen in kleinen Grüppchen in alle Richtungen davon.
»Sie schwärmen wieder aus!«, sagte Magnus leise zu Adrian.
»Wer waren diese Leute? Warum sind die hinter mir her?«, wunderte sich der Junge.
»Das war Tomar von Eisenberg.«
»Sie kennen den?«
»Natürlich kenne ich Tomar!«, antwortete Magnus, »Er war Mitglied des Ordens von Arlon. Er gehörte zu denen, die sich vor nicht all zu langer Zeit abgespalten haben und zu den Verschwörern von G'Marbor übergelaufen sind.« In seiner Stimme war die persönliche Entrüstung darüber zu hören.
»Jetzt wundert mich auch nicht mehr, dass wieder Liburen unterwegs sind«, setzte er fort, »Tomar hatte Zugang zu den noch verbliebenen Kolonien, als er noch im Orden tätig war. Es muss ihm gelungen sein, sich heimlich ihrer zu bemächtigen.« Da die Gefahr, entdeckt zu werden, nun vorbei war, entfernte Magnus den Tarnzauber, der sie umgeben und vor den Blicken der Liburen und der Zauberer verborgen hatte.
»Du bist ja verletzt!«, sagte Magnus, der gerade die kleine Wunde am Hals des Jungen bemerkt hatte, von der ein kleiner Tropfen Blut an Adrians Hals herablief und einen dünnen roten Strich hinterließ.
»Das ist nichts weiter!«, wiegelte Adrian ab, während er mit seinem Jackenärmel das Blut abwischte. Zu seiner Überraschung veränderte sich der Blutfleck schon nach kurzer Zeit von allein auf der Oberfläche des Stoffes, sodass es aussah, als ob nur etwas Staub daran haftete. Als Adrian dann seinen Arm ein wenig schüttelte, fielen diese Reste auch noch ab, sodass gar nichts von dem Fleck zurückblieb.
»Okay, wenn wir zurück sind, lässt du dir aber von Myritha etwas geben, damit die Wunde wieder verheilt. Wunden, die durch einen Zauber verursacht werden, heilen nur sehr schwer von allein!«
Magnus begann dann, die Reste des Kokons zu untersuchen. Währenddessen lief Adrian zu der Stelle, wo die toten Liburen lagen. Er wollte sich unbedingt noch einmal diese eigenartigen Wesen anschauen. Der Anblick, der sich ihm bot, war traurig. Fast zwanzig dieser Kreaturen lagen verstreut auf dem Boden, bei Einigen fehlten Teile ihrer Flügel. Die meisten von ihnen hatten offene Wunden an ihren dünnen Körpern, aus denen grünes Blut floss. Obwohl sie vor Kurzem noch versucht hatten, ihn zu verletzen, spürte Adrian jetzt Mitleid mit ihnen. Aber tiefe Abneigung keimte in ihm gegen die rothaarige Hexe auf.
»Adziazzss Pallmezzss, hilfzzzss mizzs ...«
Adrian riss seinen Kopf so schnell herum, dass er sich fast seine Halswirbel dabei ausrenkte. Durch die ruckartige Bewegung flog ihm sein Zauberstab aus der Hand und landete nur wenige Meter von dem Abgrund entfernt auf dem Boden. Es dauerte aber nur einen kurzen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Nachdem er seinen Stab geholt hatte, kam er vorsichtig zurück zu der gleichen Stelle.
»Adziazzss Pallmezzss, hilfzzzss mizzs, bittesszzz ...«
Neben einem Grasbüschel lag eine der Liburen, die Flügel waren unnatürlich verrenkt und am Hinterteil klaffte eine Wunde, aus der aber nur wenig des grünen Blutes austrat. Die Kreatur war offensichtlich ziemlich schwer verletzt, aber nicht tot wie die anderen. Doch aus eigener Kraft konnte sie sich nur etwas aufrichten. Adrian stand nur noch einem Schritt von ihr entfernt und richtete die Spitze seines Zauberstabes auf sie.
»Adziazzss Pallmezzss, bittesszzz hilfzzzss mizzs ...«, flehte der Libure ihn erneut mit kaum hörbarer, lispelnder Stimme an.
»Vorhin wolltest du mich noch töten und jetzt soll ich dir helfen?«, fragte Adrian mit gedämpfter Stimme.
»Wizz wollensszz dichsszz nichszz tötenzzz! Wizz müssensszzz gehozchenzz, wizz habenszz keinesszz Wahlsszz!«
»Wenn ich dir helfe, verrätst du mich sicher gleich wieder!«
»Sie habensszz michszz zuzückzzgelassensszz ... Füzz sssie binzz ichszz totszz. Ich binsszz jetzzz fzeisszz!! Hilfzzz mizzs, dannzzs gehözezz ichszz zzu dizz!«
Adrian kniete sich neben ihm hin und hob ihn vorsichtig auf. Der dünne Körper fühlte sich erstaunlich warm an. Adrian schaute hinter sich, um zu sehen, wo der alte Zauberer war. Der untersuchte immer noch die Reste des
Weitere Kostenlose Bücher