Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
zu seinem Schreibtisch und blätterte in dem dicken Zauberbuch, bis er das Kapitel fand, wonach er suchte. Nachdem er es gelesen hatte, zog er seinen Zauberstab und ging zu dem Käfig, und während er den Riegel der Tür öffnete, stellte er den Tarnzauber um den Käfig wieder her, so, wie er es jedes Mal machte, um den Käfig zu verbergen, obwohl fast nie jemand in sein Zimmer kam, außer ab und zu Camille, wenn sie ihn zum Essen holte. Diesmal fügte er aber unmerklich einen weiteren Zauber, einen Überwachungszauber, hinzu, den er schon ein paar Mal mit Magnus probiert hatte.
»Ich muss jetzt los. Bis später!«, verabschiedete sich Adrian und verließ sein Zimmer. Von außen schloss er die Tür sorgfältig und fügte noch zusätzlichen einen magischen Schild hinzu, der sich wie ein blasser Lichtschimmer zuerst über die Tür und dann über die ganze Wand, die an sein Zimmer grenzte, zog und dann wieder verblasste und einen unsichtbaren Schutz hinterließ.
In der Küche war schon Myritha zugange. Während auf der hölzernen Arbeitsplatte ein großes Messer selbstständig Zwiebeln und anderes Gemüse kleinschnitt, beförderte ein großer Löffel, ebenfalls von allein, die kleinen Stücke in die Pfanne, die auf dem Herd stand. Darin tanzten in dem heißen Öl schon kleine Speckwürfel und wurden von einem Holzlöffel umgerührt. Das Brot, welches auf dem Tisch lag, wurde von einem langen Brotmesser in gleichmäßige Scheiben geschnitten. Während das Essen sich so selbst zubereitete, saß die alte Frau, wie immer schweigend, über ein dickes Buch gebeugt am Tisch und las. Nur ab und zu schaute sie kurz auf und dirigierte mit ihrem Zeigefinger, auf dem ein silberner Ring steckte, die Küchengeräte, die auch prompt allen ihren Befehlen gehorchten. Nachdem Adrian und Magnus gegessen hatten, verließen sie das Haus. Camille, die gerade mit einem etwas verschlafenen Blick aus einem der Zimmer kam, fiel Adrian völlig unerwartet um den Hals und wünschte ihm alles Gute. Etwas verlegen bedankte er sich, bevor er durch die Tür in die frische, kühle Morgenluft trat.
Die Sonne kam langsam zwischen den hohen Bergen hervor und tauchte die Landschaft in ein rötliches Licht. Das Gras und die Bäume sahen aus, als wären sie von tausenden Diamanten übersät, da sich die Sonnenstrahlen in den dicken Tautropfen, die alles bedeckten, funkelnd brachen. Nachdem sie schweigend eine ganze Weile zu Fuß unterwegs und bereits fast am Rand des Tales angekommen waren, wurde Adrian langsam ungeduldig.
»Gehen wir jetzt etwa die ganze Strecke zu Fuß? Und überhaupt ...«
Adrian wurde gerade bewusst, dass er überhaupt nicht wusste, wohin sie genau liefen. Er wusste nur, dass sie unterwegs zum Orden von Arlon waren, aber bisher hatte er noch gar nicht darüber nachgedacht, wo das sein könnte. In seiner Fantasie hatte er immer ein großes Gebäude, ähnlich wie ein Parlament, mit vielen Sitzen und Menschen vor Augen gehabt, aber plötzlich kam ihm dieser Gedanke unpassend vor. Bestimmt muss das irgendein mystischer Ort sein, der vor der Öffentlichkeit verborgen war. Magnus lächelte geheimnisvoll und antwortete nur, »Lass dich doch einfach überraschen! Du wirst es, oder besser ihn, gleich sehen!«
Jetzt war Adrian völlig verwirrt. Wen sollte er gleich sehen? Den Orden? Oder einen Boten? Vor Anspannung konnte er es kaum mehr aushalten.
»Wen werde ich sehen?«
»Einen Moment Geduld noch! Geduld ist nicht nur eine edle Tugend, oft ist sie der einzige Weg zum Erfolg!«, erwiderte Magnus mit seiner sanften, belehrenden Art und immer noch mit dem geheimnisvollen Lächeln in seinen Mundwinkeln. Sie hatten inzwischen den Rand des Tales erreicht. Adrian blickte sich um und sah ganz in der Ferne das kleine Haus, von wo sie gekommen waren. Nicht weit entfernt vor ihnen erhob sich eine große Felsformation. Sie betraten nun einen schmalen Pfad, der in einen dichten Wald hineinführte, der den Fuß des Felsens umsäumte. Der Weg war von einem Schlagbaum versperrt, der zusätzlich mit einer dicken Kette und einem Vorhängeschloss gesichert war und Adrian bemerkte jetzt auch den hohen, fast völlig zugewachsenen Maschendrahtzaun am Waldrand und die Warnschilder, die überall am Zaun hingen. Was darauf stand, konnte er erst lesen, als er kurz davor stand:
!! SPERRGEBIET !!
VORSICHT LEBENSGEFAHR!
Herabstürzende Felsen
Vulkanische Aktivitäten
BETRETEN STRENG VERBOTEN!
Magnus lief, ohne anzuhalten, auf die
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