Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
können wir einfach nicht eingehen. Glaub mir, ich habe lange darüber nachgedacht und denke, dass das der sicherste Weg ist!«
»Und wenn ich mich weigere?«, entgegnete Adrian, obwohl er im Grunde die Argumente ja verstand und, wenn er ehrlich zu sich selbst war, auch nachvollziehen konnte.
»Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass ich dich zu nichts zwingen werde! Wenn du nicht möchtest, kehren wir um. Der Rat der Magister wird bestimmt auch einen anderen Nachfolger für deinen Großvater finden. Auch wenn zuweilen der Beitrag, den EINER leisten kann, von großer Bedeutung ist, so ist doch KEINER unersetzbar!«
»Und sie meinen, MEIN Beitrag ist von Bedeutung?«, flüsterte Adrian mit einem dicken Kloß im Hals. Magnus schaute ihn mit seinem alles durchdringenden Blick an. Sein Gesichtsausdruck war ernst, strahlte aber wie immer eine ungeheure Milde und Vertrauen aus.
»Natürlich glaube ich, dass DU einen entscheidenden Beitrag leisten kannst!«
Der Drache, der während der Unterhaltung schweigend und nahezu bewegungslos dagestanden hatte, legte sich auf den Boden, sodass er Adrian genau im Blick behalten konnte. Seine Augen bohrten sich förmlich in Adrian hinein, der das Gefühl hatte, als könne er seine Gedanken nicht im Geringsten vor ihm verbergen.
»Bevor du dich entscheidest, willst du nicht einfach einen Versuch machen?«, fragte Feuerauge und Adrian glaubte, so etwas wie ein Lächeln bei ihm zu erkennen.
»Was für einen Versuch denn?«, Adrians Widerstand schien langsam zu brechen.
»Du steigst auf meinen Rücken und ich laufe ein wenig herum ...«
»Ohne zu fliegen?«
»Ohne zu fliegen!«
Die Neugierde war in Adrian inzwischen so angewachsen, dass er beinahe bereit war, den Versuch zu wagen.
»Gut. Aber wenn ich genug habe, kann ich sofort herunter?«
»Sofort!«
Adrian trat an den Drachen heran und berührte vorsichtig den schuppigen Panzer mit seiner rechten Hand. Zu seiner Überraschung fühlte er sich nicht kalt und glatt an, wie es der metallische Schimmer erwarten ließ. Er war vielmehr so wie weiches, aber undurchdringbares Leder. Als er auf den Rücken von Feuerauge kletterte, stellte er fest, dass es ein Leichtes war, sich festzuhalten, fast so, als würde er mit ihm verschmelzen.
»Ich laufe jetzt los, in Ordnung?«, sagte der Drache ganz leise und begann loszulaufen, und ganz langsam, aber mit einer unglaublichen Eleganz und Geschmeidigkeit, bewegte sich das riesige Reptil auf dem engen freien Platz vor der Höhle. Seine Angst war inzwischen völlig verschwunden. Das Gefühl, eins mit dem Drachen zu sein, weckte in ihm den Drang nach mehr. Erst nur in Gedanken, dann ganz leise geflüstert und letztendlich ganz laut rief Adrian Feuerauge zu, »Flieg ... flieg ... flieg ... FLIEG!«
Feuerauge breitete seine Schwingen aus und hob mit einem einzigen Flügelschlag ganz sanft vom Boden ab. Ohne große Bewegungen ausführen zu müssen, glitt er durch die Luft. Ein Gefühl der absoluten Freiheit durchflutete Adrian und spülte die letzten Reste seiner Angst fort, als der Wind sanft durch sein Haar wehte. Die vorbeifliegenden Baumkronen unter ihnen, die Berge in der Ferne und das Glitzern eines stillen Bergsees im Sonnenlicht boten einen unbeschreiblichen Anblick. Als Feuerauge wieder vor dem Höhleneingang landete, strahlte Adrian über das ganze Gesicht. Magnus schaute ihn an und erkannte sofort, was geschehen war, fragte aber trotzdem, »Willst du immer noch zurückgehen?«
»NEIN! Auf keinen Fall! Bei mir ist alles okay. Ist es nicht Zeit, dass wir aufbrechen?«
»Ja, wir sollten aufbrechen! Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Alles Weitere besprechen wir unterwegs!«, antwortete Magnus und kletterte ebenfalls auf den Rücken von Feuerauge. Nachdem er hinter Adrian Platz genommen hatte, erhob sich der Drache wieder in die Höhe. Es schien so, als ob er das Gewicht der beiden Menschen kaum spürte. Feuerauge stieg schnell immer höher, bis sie die unterste Wolkenschicht erreicht hatten und für eine kurze Zeit wie durch eine Waschküche flogen. Der Nebel war so dicht, dass Adrian noch nicht einmal das Ende des Drachenschwanzes erkennen konnte. Aber schon nach kurzer Zeit öffnete sich wieder die Wolkendecke. Über ihnen schien jetzt die Sonne, umgeben von einem herrlichen, blauen Himmel. Unter ihnen glitten die strahlend weißen Wolkenberge dahin, die wie eine bizarre Gebirgslandschaft aussahen. Adrian hatte inzwischen völlig vergessen, dass er eigentlich Höhenangst
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