Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
den besten Bergsteiger unmöglich zu erklimmen sein. Rund um diese Insel ragten spitze Klippen aus dem Meer, an denen sich die Wogen schäumend und tosend brachen. Es war schier undenkbar, sich der Insel mit einem Schiff zu nähern, ohne an den Klippen zu zerschellen.
Sie näherten sich der Felswand mit unverminderter Geschwindigkeit und Adrian konnte schon viele Feinheiten an dem schroffen Felsen mit seinen Vorsprüngen erkennen. Von einem Höhleneingang war aber keine Spur. Nur noch wenige Meter trennten sie von dem Felsen, aber der Drache drosselte seine Geschwindigkeit noch immer nicht, gleich würden sie unausweichlich mit dem Felsen kollidieren. Adrian kniff seine Augen zu und hielt seinen Arm reflexartig schützend vor sein Gesicht. Plötzlich war alles dunkel und Feuerauge kam fast mit einem Mal zum Stehen, aber wie eine Kollision hatte es sich nicht angefühlt. Als Adrian seine Augen wieder öffnete, konnte er aufgrund der Dunkelheit nichts erkennen. Nur ganz langsam gewöhnten sich seine Augen an das wenige Licht. Sie befanden sich in einer geräumigen Höhle, scheinbar inmitten des Felsens.
»Wir sind unbemerkt angekommen«, stellte Feuerauge fest und seine Stimme hallte noch Sekunden später durch die Höhle. Magnus, der schon vom Rücken des Drachens herabgestiegen war, machte sich mit seinem Zauberstab, der hell wie eine Taschenlampe leuchtete und lange Schatten in die Höhle warf, an der gegenüberliegenden Wand zu schaffen. Kurze Zeit später öffnete sich ein kleines Loch im dunklen Fels und ein heller Lichtstrahl durchschnitt die Höhle und verbreiterte sich zusehends, bis sich das anfänglich kleine Loch zu einem Durchgang in einen benachbarten Raum aufgeweitet hatte.
»Wir sehen uns später, Feuerauge!«, verabschiedete sich Magnus und winkte dem Jungen zu, ihm zu folgen. Adrian, der inzwischen auch von Feuerauges Rücken herabgesprungen war, stand schon neben seinem Lehrer und beide verließen die Höhle und betraten den angrenzenden Raum. Dieser war kreisrund und hatte eine hohe Kuppel. Der dunkle Fußboden und auch die hellen Wände bestanden aus einem kristallinen Material, und obwohl man nicht erkennen konnte, was dahinter lag, waren doch schemenhaft so etwas wie Symbole zu erkennen, die darin eingearbeitet zu sein schienen. Der ganze Raum war von einem kühlen, feierlich wirkenden Licht durchflutet, was einfach von den Wänden abgestrahlt wurde.
Im Zentrum des Raumes war eine große, freie Fläche und Adrian meinte, unterhalb der Oberfläche Konturen des Wappens wiederzuerkennen, dass auf dem Päckchen aufgeprägt und das auch auf dem Amulett seines Großvaters abgebildet war, welches er wie immer um seinen Hals trug. Die Wände des Saales waren über und über in vielen Ebenen mit kleinen Balkonen übersät und in einem davon stand Adrian jetzt mit Magnus. Die Loge, in der sie standen, sah zusammen mit sechs Weiteren allerdings etwas anders aus als die vielen Anderen. In den meisten Balkonen befanden sich Menschen verschiedenster Herkunft. Viele von ihnen trugen auch recht sonderbare Kleidung. In dem Moment, als Magnus und Adrian auf der Bildfläche erschienen, verstummten sämtliche Gespräche und Adrian hatte schon wieder einmal das Gefühl, von Hunderten Blicken durchbohrt zu werden. Verlegen hob er seine Hand etwas, um den vielen neugierigen Beobachtern zuzuwinken.
»Hi!«, rutschte ihm über die Lippen und sofort bereute er es, denn trotz des riesigen Raumes war seine Stimme, magisch verstärkt, laut und deutlich zu hören. Mit hochrotem Kopf und einem verlegenen Lächeln stand er da und wartete darauf, was passieren würde. Magnus nahm auf einem der Sitze Platz und deutete Adrian an, es ihm gleich zu tun. Nach und nach wandten sich die Blicke wieder von ihm ab und die Leute ihren Gesprächen zu. Aber erst nach einiger Zeit hatte Adrian endlich das Gefühl, nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, wobei ihn aber das Gefühl nicht verließ, beobachtet zu werden.
»Es dauert noch etwas, bevor es losgeht!«, sagte Magnus zu ihm. Erstaunlicherweise wurde seine Stimme nicht verstärkt.
»Was geht los?«, flüsterte Adrian so leise wie möglich, um nicht erneut die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Solange du sitzt, kannst du ganz normal sprechen, erst wenn du aufstehst, können es alle hören. Gleich beginnt eine Große Versammlung des Ordens von Arlon. Sobald die anderen Magister ihren Platz eingenommen haben, geht es los«, erklärte Magnus. Jetzt fiel es Adrian auch
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