Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
Armedana«, erklärte wieder Magnus, »Sie ist schon über einhundertfünfzig Jahre alt, auch wenn sie so jung aussieht wie fünfundzwanzig. Lass dich nicht von ihrem Lächeln täuschen, sie ist sehr streng und kann sehr unnachgiebig sein. Aber sie ist eine von Herzen gute Frau!«
»Sie ist ...«
Noch bevor Adrian seine Frage aussprechen konnte, trat der nächste Magister in seine Loge. Es war ein unscheinbarer Mann mittleren Alters mit ausdruckslosem Gesicht. Seine Kleidung und gesamte äußere Erscheinung war völlig unspektakulär. Sein kurzes, früher wahrscheinlich schwarzes Haar hatte schon einen leichten Grauschimmer und er trug eine kleine, runde, leicht getönte Brille relativ weit vorn auf seiner Nase. Seinem Aussehen nach glich er eher einem Politiker oder Geschäftsmann als einem Zauberer. Das einzig Auffällige an ihm waren mehrere Orden, die seine linke Brust schmückten und ein recht wuchtiger Ring mit einem dunklen Stein an seiner linken Hand. Wieder stellte Magnus den Ankömmling vor.
»Das ist Igor Kronovitsch Marenkin. Er ist zurzeit der oberste Magister - sozusagen der Präsident aller Zauberer.«
Der Anschlag
Gespannt wartete Adrian auf den letzten Magister, der noch kommen müsste. Aber die Loge blieb leer und mit einem Mal wurde ihm bewusst: Das war der Balkon seines Großvaters. Aber gerade, als sich bei ihm etwas Wehmut breitmachen wollte, begann die Versammlung. Igor Marenkin, der nach Magnus' Aussage der oberste Magister war, begann mit einer kurzen Begrüßung der vielen Anwesenden aus beinahe allen Teilen der Welt. Gleich danach übergab er das Wort an Mboa Wilson Ubugma, den dunkelhäutigen Magister. Das breite, freundliche Lachen war einem ernsten, traurig wirkenden Gesichtsausdruck gewichen. Er sprach mit gedämpfter Stimme über Hermer Pallmer, Adrians Großvater. Er redete voller Hochachtung über seine vielen Verdienste, seine aufopferungsvolle Arbeit im Rat der Magister und seinen selbstlosen Einsatz für die Freiheit und gegen Unterdrückung und schloss seine Rede mit einem leidenschaftlichen Nachruf.
»Hermer Pallmer stand wie ein Felsen in der Brandung, unverrückbar und fest im Kampf gegen das erneute Erstarken der Verschwörer vom G'Marbor. Durch Verrat wurde er hintergangen und feige überwunden. Sein viel zu frühes Dahinscheiden mag vielleicht wie ein Sieg der Finsternis über das Licht aussehen. Wenn wir sein Vermächtnis hochhalten und seine begonnene Arbeit fortsetzen, WIRD DIESER VERMEINTLICHE SIEG KEINEN BESTAND HABEN!«
Viele der Anwesenden waren von ihren Plätzen aufgesprungen. Einige hatten Tränen in den Augen, einige zeigten Entsetzen über die traurige Nachricht. Aber Adrian glaubte zu erkennen, dass manche der Anwesenden aber scheinbar froh darüber zu sein schienen, was seinem Großvater zugestoßen war. Das anfängliche Gemurmel, das nach einer kurzen Pause den Worten Ubugmas folgte, schwoll allmählich zu einem regelrechten Tumult an, der abrupt endete, als Marenkin aufstand und seine Hand mit dem großen Ring hob.
»Erhebt euch in Gedenken an Hermer Pallmer!«, forderte er die Anwesenden auf und tatsächlich erhoben sich alle schweigend, auch wenn sich ein paar von ihnen offensichtlich nur widerwillig fügten. Nach der Schweigeminute wurden verschiedene Dinge diskutiert, denen Adrian aber nicht wirklich folgte, da er zu sehr damit beschäftigt war, diejenigen genau zu beobachten, die scheinbare Freude am Schicksal seines Großvaters gezeigt hatten.
In der großen, lichtdurchfluteten Eingangshalle waren nur noch relativ wenige Leute unterwegs, da die Große Versammlung ja bereits im Gange war und die Türen zu den Rängen schon verschlossen waren. Die wenigen Leute, die noch eilig in den angrenzenden Gängen verschwanden, wollten wahrscheinlich irgendwo anders hin. Kurze Zeit später befanden sich nur noch ein paar einzelne Personen im Foyer, die entweder verstreut auf den herumstehenden Bänken saßen und keiner erkennbaren Tätigkeit nachgingen oder einfach an der Wand oder einer der dicken Säulen lehnten und uninteressiert in die Gegend schauten. Wie auf ein unsichtbares Signal hin sammelte sich plötzlich eine Gruppe von Personen und lief direkt zum Ausgang der Eingangshalle. Als sie den Eingang durchschritten hatten, trafen sie auf zwei weitere Gruppen, die bis dahin im Vorhof verstreut gewesen waren. Als sie in der Mitte des Vorhofes angekommen waren, zog Kumar, der der Anführer der Gruppe war, seinen zepterförmigen Stab unter
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