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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die er als Bankier dank seiner mittelmäßigen intellektuellen Fähigkeiten allerdings nicht zu spielen imstande wäre. Das allgemeine Urteil lautet: schwach, aber gutmütig. War mal Vorsitzender des Züricher Kunstvereins. Hat irgendeinen lukrativen, aber kaum arbeitsintensiven Posten bei einer Privatbank. Ich glaube als Vizepräsident. Dürfte kein Problem sein, das herauszufinden.«
    »Und wo könnte ich eruieren, ob Taille außer seinem Hauptwohnsitz noch anderen Grundbesitz im Kanton hat? Es gibt doch sicher irgendeine Stelle, wo man Unterlagen über Steuern einsehen kann, die bei Grundstücksübertragungen fällig werden.«
    »Unterlagen, die die Stadt betreffen, befinden sich im Rathaus. Das ist unten am Limmat. Wenn die Besitzübertragung in den letzten fünf Jahren stattgefunden hat, kann man das online überprüfen. Das gilt übrigens auch für die jeweiligen Steuerunterlagen. Eigentlich sollten das ja öffentlich zugängliche Dokumente sein, aber sie liegen auf einem extra gesicherten Server. Sie wissen ja, außer Schokolade ist das die zweite Schweizer Leidenschaft - die Geheimniskrämerei. Ich habe allerdings Benutzer-ID und Passwort. Erst neulich musste ich nämlich für die Broschüre der Stadt Zürich zum 650. Jahrestag des Beitritts zur Eidgenossenschaft
einen kleinen Beitrag schreiben. Gehört zwar nicht ganz zu meinem Gebiet, dafür war die Bezahlung recht üppig.«
    Eine Stunde später hatte Ben die Adresse eines Hauses, das entschieden bescheidener war als Rossignols früheres Domizil. Zwei Stunden später hatte er sich auch durch einen Wust unglaublich komplizierter Steuerunterlagen gewühlt und war sich jetzt sicher, dass Adresse und Haus zu Rossignol gehörten. Taille war zwar der offizielle Besitzer des Anwesens, aber es war nicht sein Hauptwohnsitz. Was war es dann? Ein Landhaus? Unüblich unter Zürichern. Eine Zweitwohnung für eine Geliebte? Zu groß. Außerdem war da noch die Immobilieninvestmentgesellschaft, die ein Mitspracherecht bei der Nutzung des Anwesens hatte. Taille konnte nicht uneingeschränkt über den Grundbesitz verfügen; er konnte ihn ohne Zustimmung der Gesellschaft weder verkaufen noch die Verfügungsgewalt übertragen. Und wo hatte die Gesellschaft ihren Sitz? Auf Jersey, einer der britischen Kanalinseln. Ben lächelte. Gute Arbeit. Ein Steuerparadies, wenn auch keins der wirklich anrüchigen. Es war zwar nicht so übel beleumundet wie Nauru im Pazifischen Ozean, aber dafür gaben sich Jerseys Banker noch zugeknöpfter und unzugänglicher.
    Ben schaute wieder auf den Zettel, auf dem er die Adresse notiert hatte. Der Gedanke war unfassbar, dass einer der Gründer der Sigma AG möglicherweise nur eine kurze Autofahrt entfernt von hier lebte. Peter hatte versucht, sich vor Sigma zu verstecken. Es hatte ihn das Leben gekostet. Ben holte tief Luft. Wieder stieg grenzenlose Wut in ihm auf. Jetzt drehen wir den Spieß um. Soll sich zur Abwechslung mal Sigma verstecken - und zwar vor mir.

20. KAPITEL
    Zürich

    Ben fuhr zu Gaston Rossignols Haus in Hottingen, einem hügeligen Züricher Stadtteil mit steilen Straßen und einem herrlichen Blick über die Stadt. Die Häuser versteckten sich auf riesigen Grundstücken hinter hohen Bäumen: sehr privat, sehr zurückgezogen.
    Rossignols Haus in der Hauserstraße stammte aus den Anfängen des 20. Jahrhundert. Es war ein weitläufiger, niedriger Bau aus braunem Stein und lag ganz in der Nähe des Dolder Grand Hotels. Die große alte Dame der Züricher Nobelherbergen genoss den Ruf des besten Hotels von Europa.
    Das Haus machte nicht den Eindruck, als sei es außergewöhnlich gut gesichert. Vielleicht war es gerade deshalb als Versteck so unverdächtig, dachte Ben. Rossignol war zwar in Zürich aufgewachsen, hatte aber die meiste Zeit seines Berufslebens in Bern verbracht. Natürlich kannte er die mächtigen und einflussreichen Züricher, private Bekanntschaften pflegte er jedoch keine in der Stadt. Und die Anwohner der Hauserstraße blieben für sich; so genannte nachbarschaftliche Kontakte waren hier nicht üblich. Ein alter Mann, der sich um seinen Garten kümmert, erregte hier keinerlei Aufmerksamkeit. Eben ein komfortables Leben, das sich ganz im Verborgenen abspielte.
    Ben parkte den Range Rover ein Stück hügelabwärts. Er zog die Handbremse an und schlug zur Sicherheit die Lenkung ein. Dann öffnete er das Handschuhfach und nahm Liesls Revolver heraus. Es befanden sich noch vier Patronen in der Trommel. Wenn er die Waffe

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