Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
versprechen.«

    Zürich

    Kesting konnte seine Überraschung nicht verhehlen, als Anna nach ein paar Stunden mit einer Adresse zurückkehrte. Tatsächlich wunderte sich sogar Anna darüber. Sie hatte durchgezogen, was sie vorgehabt hatte, und es hatte geklappt. Nach eingehendem Studium der Rossignol-Akte war sie auf einen einzigen Namen gestoßen, der vielleicht einen Ansatz bot: Daniel Taine, ein Staatsbeamter aus Zürich. Der Name tauchte in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder auf, und schließlich wurde Annas Intuition bestätigt.
    Gaston Rossignol war Taines erster Arbeitgeber und anscheinend auch sein Mentor gewesen. In den Siebzigern hatten Rossignol und Taine als Partner in einer GmbH kooperiert, die Geschäfte mit höchst profitablen Eurobonds betrieb. Rossignol
hatte dann Taines Aufnahmebemühungen für die Kifkintler-Gesellschaft unterstützt, einen Herrenclub, der viele der einflussreichsten Bürger Zürichs zu seinen Mitgliedern zählte. Inzwischen hatte es Taine zu einem bescheidenen Vermögen gebracht und diente dem Kanton Zürich in zahlreichen ehrenamtlichen Positionen. Er verfügte exakt über die Art von Kontakten und Mitteln, um seinem alten Mentor die ungestörte Verfolgung seiner Pläne zu ermöglichen.
    Anna war unangemeldet in Taines Haus aufgetaucht, hatte sich vorgestellt und die Karten auf den Tisch gelegt. Ihre Botschaft war einfach. Gaston Rossignol befände sich in unmittelbarer und großer Gefahr.
    Taine war sichtlich beunruhigt, hielt aber natürlich den Mund. Anna hatte nichts anderes erwartet. »Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, Miss Navarro. Er ist umgezogen. Keiner weiß wohin, und es interessiert auch keinen.«
    »Die Mörder vielleicht.«
    Taine bemühte sich zwar um einen skeptischen Gesichtsausdruck, war für Annas Geschmack aber etwas zu schnell auf die Geschichte angesprungen. »Selbst wenn es diese Attentäter tatsächlich geben sollte, wer sagt, dass die ihn überhaupt finden, wenn schon Sie dazu nicht in der Lage sind. Bei den beträchtlichen Möglichkeiten, über die Ihr Arbeitgeber sicherlich verfügt.«
    »Ich habe Grund zu der Annahme, dass die Verfolger bei ihrer Suche Fortschritte machen.«
    Ein kurzer, scharfer Blick. »Ach ja? Und wie kommen Sie darauf?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Das gehört zu den gewissen Dingen, die ich nur mit Gaston Rossignol persönlich besprechen kann.«
    »Warum sollte überhaupt jemand Rossignol töten wollen? Er ist einer der angesehensten Bürger Zürichs.«
    »Versteckt er sich deshalb?«
    »Sie reden Unsinn«, sagte Taine.
    Anna schaute ihn einen Augenblick kühl an. Dann gab sie ihm ihre Visitenkarte, auf der auch ihre Telefonnummern im Office of Special Investigations verzeichnet waren. »Ich werde Sie in
zwei Stunden in Ihrem Büro aufsuchen. Ich nehme an, auch Sie verfügen über recht beträchtliche Möglichkeiten. Überprüfen Sie mich. Tun Sie alles, was Sie für nötig halten, um sich davon überzeugen, dass ich mich Ihnen gegenüber korrekt verhalten habe.«
    »Aber, Miss Navarro. Wie sollte ein einfacher Schweizer Bürger...«
    »Sie haben Mittel und Wege, Mr. Taine. Und wenn nicht, dann Ihr Freund. Ich bin sicher, dass Sie Ihrem Freund behilflich sein wollen. Ich denke, wir verstehen uns.«
    Zwei Stunden später fuhr Anna Navarro vor dem im vertrauten Beaux-Arts-Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts erbauten Marmorgebäude vor, in dem sich Taines Büro befand. Sie wurde sofort vorgelassen. Taines Büro war großzügig und sonnig; die Wände waren von hohen Bücherregalen gesäumt. Die dunkelgetäfelte Tür fiel kaum hörbar hinter ihr ins Schloss.
    Taine saß ruhig hinter seinem Schreibtisch aus Walnussholz. »Das war nicht meine Entscheidung«, sagte er mit Nachdruck. »Monsieur Rossignol hat darauf bestanden. Ich bin ausdrücklich dagegen.«
    »Haben Sie meine Angaben überprüft?«
    »Man hat Sie überprüft, ja«, sagte Taine betont vage und gab ihr die Visitenkarte zurück. »Gute Reise, Miss Navarro.«
    Die Adresse stand in kleinen Druckbuchstaben links neben ihrem Namen.
    Als Erstes rief sie Bartlett an und brachte ihn auf den neuesten Stand. »Sie verblüffen mich immer wieder, Miss Navarro«, sagte er. Ein überraschend warmer Unterton lag diesmal in seiner Stimme.

    Auf dem Weg zur Hauserstraße sagte Kesting zu Anna: »Die Überwachung wurde heute Morgen genehmigt. Es werden mehrere Zivilfahrzeuge dafür abgestellt.«
    »Und das Telefon?«
    »Kein Problem. Dauert nur ein paar Stunden. Dann kann ein

Weitere Kostenlose Bücher