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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aufgesessen waren. Wer oder was waren ihre Quellen? Ein Agent war nur so gut wie seine Mitarbeiter. Sie wusste nur zu gut, welche Schwachstellen das System hatte. Falls die CIA tatsächlich verwickelt war, schwebte Ben Hartman dann nicht in Gefahr, wenn sie ihn auslieferte? Es gab so viele Unwägbarkeiten. Ihr blieb nichts übrig, als sich auf ihre Intuition zu verlassen.
    Sie rief Walter Heisler an. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten«, sagte sie. »Ich habe in Hartmans Hotel angerufen. Es hat da eine Schießerei gegeben. Anscheinend hat Hartman sich abgesetzt, ohne sein Gepäck mitzunehmen. Ich würde gern mal einen genauen Blick in seinen Koffer werfen.«
    »Tja, nach Einleitung einer Untersuchung ist der eigentlich Eigentum der Polizei.«
    »Haben Sie eine Untersuchung eingeleitet?«
    »Nein, noch nicht. Aber...«
    »Ich wäre Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie das Gepäck in mein Hotel bringen lassen könnten.«
    »Nun ja, ich glaube, das lässt sich einrichten«, sagte Heisler mürrisch. »Auch wenn es etwas ungewöhnlich ist.«
    »Danke, Walter«, erwiderte sie mit süßer Stimme und legte auf.
    »Das nenne ich Service«, sagte Ben grinsend. Außer den Boxershorts hatte er immer noch nichts an.

    Sie warf ihm ein Unterhemd zu. »Ziemlich kühl heute«, bemerkte sie mit trockener Stimme.

    Als Ben Hartman auf den Gehweg vor dem Hotel trat, wanderte sein Blick nervös umher. Nachdem er sich geduscht und rasiert hatte, fühlte er sich wenigstens einigermaßen frisch - obwohl er die zerknitterten Sachen trug, in denen er geschlafen hatte. Er betrachtete den dichten Verkehr auf der breiten Straße, blickte hinüber zu den grünen Bäumen des Stadtparks und kam sich vor wie auf dem Präsentierteller - entblößt und verwundbar. Dann wandte er sich nach rechts, Richtung erster Gemeindebezirk.
    Während der letzten halben Stunde hatte er ein Telefonat nach dem andern geführt. Als Erstes hatte er auf den Cayman Islands einen Kontaktmann angerufen, der die eine Hälfte einer Zwei-Mann-Firma war, die offiziell für multinationale Konzerne potenzielle zukünftige Mitarbeiter überprüfte. In Wirklichkeit engagierten wohlhabende Privatpersonen oder Firmen sie hauptsächlich deshalb, weil sie - aus welchen Gründen auch immer - Einblick in die Geheimnisse der dort ansässigen Banken begehrten.
    O’Connor Security Investigations war die äußerst diskrete Unternehmung des Iren und ehemaligen Polizeibeamten Fergus O’Connor, der ursprünglich als einfacher Wachmann einer britischen Bank auf die Cayman Islands gekommen und dann geblieben war. Er stieg zum leitenden Angestellten und schließlich zum Chef der Sicherheitstruppe auf, kannte seitdem alle Chefs der diversen Sicherheitsunternehmen und wusste, wen man schmieren konnte und wen nicht und wie das System funktionierte. Als er den Marktwert seiner Kontakte und seines Wissens erkannt hatte, kündigte er und machte sich selbstständig.
    »Muss ja mächtig wichtig sein«, brummte Fergus ins Telefon.
    »Weiß ich nicht«, sagte Ben. »Ich weiß nur, dass es mächtig lukrativ sein wird.«
    »Na, das hört sich doch gut an«, meinte Fergus. Er klang jetzt deutlich versöhnlicher.
    Ben leierte eine Liste Routing-Codes und Überweisungsnummern herunter und sagte, dass er ihn noch heute Abend zurückrufen würde.

    »Keine Chance bis heute Abend«, erklärte Fergus.
    »Und wenn ich Ihr übliches Honorar verdopple? Ändert das was?«
    »Na, aber ganz gewaltig.« Nach einer kurzen Pause sprach er weiter. »Übrigens sind da ein paar unschöne Geschichten über Sie im Umlauf.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Haufen Affenscheiße. Wissen ja, wie schnell die Gerüchteküche brodelt. Es heißt, dass Sie wie im Blutrausch Leute abschlachten.«
    »Sie machen Witze.«
    »Es heißt, dass Sie Ihren eigenen Bruder umgebracht haben.«
    Ben sagte nichts. Ihm war auf einmal speiübel. Entsprach das in gewissem Sinne nicht sogar der Wahrheit?
    »Verrücktes Zeug halt. Kenn mich bei so was nicht so aus. Mit was anderm kenn ich mich aus: Wie man in der Finanzwelt Gerüchte streut, um ein bisschen Staub aufzuwirbeln. Haufen Affenscheiße, wie ich immer sag. Trotzdem: Interessant ist es schon, dass jemand meint, so was unter die Leute bringen zu müssen.«
    »Dank Ihnen für die Warnung, Fergus«, sagte Ben und klang dabei angeschlagener, als ihm lieb war.
    Er schnaufte ein paar Mal durch, bis er sich wieder gefangen hatte, und rief dann eine junge Frau an, die im New Yorker Büro einer

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