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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Firma arbeitete, die eine andere Art von Informationen beschaffte. Die Firma war groß, weltweit tätig, legal und hatte ehemalige FBI- und sogar CIA-Leute in ihren Reihen. Knapp Incorporated führte im Auftrag großer Unternehmen >Buchprüfungen< bei potenziellen zukünftigen Geschäftspartnern durch, untersuchte Wirtschaftsverbrechen sowie Unterschlagungen und Betrügereien innerhalb von Firmen. Eine Art global agierender Privatdetektei, deren Dienste auch von Hartman Capital Management gelegentlich in Anspruch genommen wurde.
    Eine von Knapps Spitzenleuten war Megan Crosby, eine Absolventin der Harvard Law School und auf dem Gebiet >Hintergrundinformationen von Unternehmen< unschlagbar. Sie hatte ein schon unheimliches Talent, extrem undurchsichtige Firmenstrukturen
aufzustöbern und dann zu entwirren. Firmenstrukturen, die einzig dem Zweck dienten, Behörden, argwöhnischen Investoren oder Konkurrenten den Blick auf die wahren Strukturen zu verstellen. Bei zwei weiteren Fragen konnte man keine Bessere als Megan Crosby bekommen: was wem an einer Firma gehörte und wer sich hinter welcher Briefkastenfirma verbarg. Wie sie zu ihren Ergebnissen kam, erfuhren die Klienten nie. Ein Magier gibt seine Tricks nicht preis. Ben hatte Megan einige Male zum Lunch ausgeführt, und da er sie hin und wieder aus Europa hatte anrufen müssen, hatte sie ihm auch ihre Privatnummer gegeben.
    »Wer ist da? Es ist drei Uhr morgens«, blaffte sie ins Telefon.
    »Ben Hartman. Entschuldigen Sie, Megan, aber es ist wichtig«, sagte er leise.
    Megan war sofort hellwach und änderte ihren Tonfall. Hartman Capital Management war ein guter Kunde. »Macht nichts. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin mitten in einer Besprechung in Amsterdam. Große Sache.« Seine Stimme wurde noch mal leiser. »Ich bin an einer kleinen Biotech-Firma in Philadelphia interessiert. Vortex Laboratories.« Anna hatte den Namen erwähnt. »Ich will wissen, wem der Laden gehört, ob’s stille Teilhaber gibt etc. etc.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Megan. »Versprechen kann ich aber nichts.«
    »Heute Abend?«
    »O Gott.« Dann, nach einer kurzen Pause. »Welcher Tag? Ihrer oder meiner? Sechs Stunden Unterschied sind immerhin etwas.«
    »Also gut, Ihr Tag. Hängen Sie sich rein.«
    »Alles klar.«
    »Noch eins. Oscar Peyaud, Paris, erledigt ab und zu für Hartman Capital Management Buchprüfungen in Frankreich. Der ist auch bei Knapp auf der Lohnliste. Schicken Sie alles, was Sie rauskriegen, auch an ihn.«

    Im Graben, einer von Wiens größten Fußgängerzonen, wimmelte es um zehn Uhr morgens von Kauflustigen, Geschäftsleuten und Touristen. Auf dem Weg zum Kohlmarkt kam er am berühmten Café Demel vorbei, wo er kurz stehen blieb und einen Blick
in das verschwenderisch dekorierte Schaufenster warf. Im spiegelnden Glas bemerkte er, wie sich jemand nach ihm umschaute und dann den Kopf sofort wieder abwandte.
    Ein großer, brutal aussehender Mann in einem ausgebeulten blauen Regenmantel. Das schwarze Haar war grau meliert und widerspenstig. Er hatte die dicksten Augenbrauen, die Ben je gesehen hatte. Mindestens zwei Zentimeter dick, zwei veritable Bürsten, schwarz mit grauen Sprenkeln. Die Backen des geröteten Gesichts waren überzogen mit einem Netz aus geplatzten Äderchen. Das Gesicht eines Trinkers.
    Ben hatte den Mann schon mal gesehen. Er war sich ganz sicher.
    Irgendwann in den letzten beiden Tagen war er diesem Rotbäckchen mit den beiden Bürsten über den Augen begegnet. Irgendwo in einer Menschenmenge. Aber wo?
    Oder bildete er sich das nur ein?
    Wurde er langsam paranoid? Sah er schon hinter jeder Hausecke Feinde?
    Als Ben sich umdrehte, war der Mann verschwunden.

    »Sehr verehrte Miss Navarro«, sagte Alan Bartlett. »Könnte es sein, dass wir hinsichtlich des Zwecks Ihrer Mission unterschiedliche Auffassungen hegen? Ich kann meine Enttäuschung nicht verhehlen. Angesichts der hohen Erwartungen, die Sie geweckt hatten.«
    Anna hatte in der CU in Washington angerufen und nach Robert Pollozi verlangt, war aber ohne Vorwarnung zu Bartlett durchgestellt worden.
    »Darf ich das erklären«, sagte Anna, die den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte. »Ich bin ganz kurz davor, eine entscheidende...«
    Bartlett fuhr ihr über den Mund. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie regelmäßig Bericht erstatten, Agent Navarro, und nicht tagelang abtauchen wie ein Collegestudent auf Sauftour.«
    »Würden Sie mich eine Minute anhören, damit

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