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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Geschichtsschreibung.
    Und das hat Sigma geschafft.

    Trevor Griffiths schaute durch das Zielfernrohr. Die schweren Vorhänge, die das Zimmer verdunkelten, waren für das Infrarot-zielfernrohr so durchsichtig wie eine dünne Gardine. Dahinter bewegten sich verschwommene Gestalten, die wie Quecksilberkleckse aussahen. Sie verschwanden oder veränderten ihre Größe, je nachdem, ob sie sich um Säulen herum oder an Möbelstücken
vorbei bewegten. Die sitzende Gestalt war sein primäres Ziel. Die beiden anderen würden vom Fenster wegstürzen und sich in Sicherheit wähnen. Und dann würde er sie durch die Ziegelwand hindurch ebenfalls erledigen.

    »Wenn das stimmt, was Sie sagen...«, fing Ben an.
    »In den meisten Fällen lügen die Menschen, um ihr Gesicht zu wahren. Wie Sie sehen, hat sich diese Motivation für mich erledigt.« Chardins Mundschlitz hob sich an den Seiten. Ob zu einer Grimasse oder zu einem Lächeln konnte man nur mutmaßen. »Ich hatte Sie gewarnt, dass es Ihnen schwer fallen würde, das ganze Ausmaß zu begreifen. Vielleicht haben Sie aber wenigstens einen Einblick erhalten. Viele mächtige Männer überall auf der Welt haben allen Grund, die Wahrheit unter Verschluss zu halten. Heute mehr denn je. Und zwar, weil Sigma in den letzten Jahren eine neue Richtung eingeschlagen hat. Das lag zum einen am großen Erfolg der Organisation. Der Kommunismus stellt keine Bedrohung mehr dar. Es schien überflüssig, weiterhin Milliarden für Bürgeraktivitäten oder politische Gruppierungen auszugeben. Zumal, wenn eine weitaus wirkungsvollere Methode zur Verfügung stünde, um Sigmas Ziele zu erreichen.«
    »Sigmas Ziele«, wiederholte Ben abwesend.
    »Das ist vor allem Stabilität: Abweichende Meinungen im Keim ersticken, Störenfriede mundtot machen, jegliche Bedrohung für den Industriestaat ausschalten. Als Gorbatschow sich als lästig erwies, haben wir seine Amtsenthebung eingeleitet. Wenn Staaten im asiatisch-pazifischen Raum bockig wurden, haben wir für eine plötzliche und massive Kapitalflucht gesorgt, die schwere Rezessionen zur Folge hatten. Als die politische Führung Mexikos sich als wenig kooperativ zeigte, haben wir Veränderungen innerhalb der Regierung vorgenommen.«
    Ben schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Eine Sitzung wurde anberaumt, ein Entschluss gefasst und binnen kürzester Zeit in die Tat umgesetzt. Wir haben mit den Regierungen der Welt gespielt wie mit Zinnsoldaten. Und wir
haben das Spiel beherrscht. In dem Zusammenhang hat es natürlich nicht geschadet, dass Sigma Eigentümer zahlloser Firmen war. Viele Aktiengesellschaften hielten Anteile an diesen Firmen, sodass die wahren Eigentumsverhältnisse im Dunkeln blieben. Allerdings vertrat eine kleine Gruppe innerhalb der Führung die Meinung, dass sich Sigma in der neuen Ära nicht damit begnügen dürfe, nur auf aktuelle Krisen zu reagieren, sondern dass man eine auf lange Sicht stabile Führung schaffen müsse. Also wurde in den vergangenen Jahren ein ganz besonderes Projekt lanciert. Sollte es Erfolg haben, würde es das Wesen der Weltherrschaft revolutionieren. Es ginge nicht mehr primär um die Zuteilung und Steuerung von Geldmitteln, sondern darum, wer den Sprung in die neue Führungsclique schaffte, wer zum >Kreis der Auserwählten< gehörte. Und dagegen habe ich gekämpft.«
    »Dann haben Sie sich also zerstritten mit Sigma«, sagte Ben. »Sie sind ein Ausgestoßener und bewahren trotzdem Sigmas Geheimnisse?«
    »Ich wiederhole: Wenn die Wahrheit darüber ans Tageslicht kommen sollte, wie viele bedeutende Ereignisse seit dem Krieg manipuliert worden sind, dass sie von dieser Clique inszeniert wurden, dann käme es zu gewalttätigen Aufständen.«
    »Was Sie uns erzählen, hat sich über Jahrzehnte entwickelt. Warum aber diese vielen Morde gerade in letzter Zeit?«
    »Weil es jetzt nur noch um Tage geht«, sagte Chardin.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie fragen sich, wie ein Eremit wie ich so gut informiert sein kann? Man lernt, auf die Signale zu achten, die aus den Eingeweiden kommen. Man muss das tun, wenn man überleben will. Und wenn man sonst nichts zu tun hat, macht man nichts anderes mehr. Die vielen Jahre bei Sigma haben mich gelehrt, dort Melodien zu erkennen, wo andere nur Krach hören.« Er schob mit dem Zeigefinger die Kapuze etwas zurück und deutete auf sein Ohr, das einfach ein Loch in wildem Fleisch war.
    »Und das erklärt diese plötzliche Mordserie?«
    »Es ist, wie ich gesagt habe: Sigma macht seit kurzem

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