Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
hatte das zu bedeuten? Wer sollte ein Interesse daran haben, einen tatterigen Wachmann umzubringen?
    Während Ben sich langsam erhob, durchsuchte der Schütze die Innentaschen der Uniformjacke: Eine zweite kleine Automatikpistole mit Schalldämpfer kam zum Vorschein.
    »Mein Gott«, sagte Anna.
    Der Mann mit der olivfarbenen Haut packte den weißen Haarschopf des Alten, zog ruckartig an und hielt eine schlabberige Perücke in der Hand, die aussah wie ein Kaninchenfell. Die wirkliche Haarfarbe des Alten war stahlgrau.
    Der weiße Schnauzbart ließ sich ebenso leicht herunterziehen wie die runzeligen fleischfarbenen Gummifetzen, die das Gesicht auf alt getrimmt hatten.
    »Latex«, sagte der Mann. Er zog die Nase ab, dann die Tränensäcke unter den Augen. Nach und nach tauchte das glatte faltenlose Gesicht des Mannes auf, der vor Jürgen Lenz’ Haus in Wien auf Ben geschossen hatte. Der Mann, der in Paris ihn und Anna hatte töten wollen. Der Mann, der seinen Bruder auf dem Gewissen hatte.
    »Der Architekt«, sagte Anna atemlos.
    Ben war wie gelähmt.
    Er starrte den Toten ungläubig an. Es stimmte.
    »Er hätte Sie beide erschossen«, sagte der Mann. Seine Haut war ockerfarben, er hatte merkwürdig lange Wimpern und ein markantes Kinn. Nach dem leichten Akzent zu urteilen, würde ich auf Naher Osten tippen, dachte Ben. »Seine Tarnung hat Sie so arglos gemacht, dass er Sie aus nächster Nähe hätte erschieϐen können.«
    Ben fiel diese scheinbar sinnlose Handbewegung wieder ein, als der so gebrechlich wirkende Alte in seine Uniformjacke gegriffen hatte.
    »Jetzt weiß ich, woher ich Sie kenne«, sagte Anna plötzlich. »Sie sind Yossi. Aus Wien. Der angebliche CIA-Mann aus Israel.«
    »Wer zum Teufel sind Sie wirklich?«, fragte Ben.
    »Mein Name spielt keine Rolle«, erwiderte er.
    »Für mich schon. Also?«

    »Yehuda Malkin.«
    Der Name sagte Ben nichts. »Sie beschatten uns!«, rief er. »Ich habe Ihren Partner gesehen, in Wien und in Paris.«
    »Ja, er war etwas unvorsichtig. Er war die ganze letzte Woche an Ihnen dran. Hin und wieder hab ich ihn abgelöst. Dann kann ich Ihnen auch gleich sagen, wer unser Auftraggeber ist: Ihr Vater.«
    Vater? Aber weshalb? »Warum hat er...?«
    »Max Hartmans Geld hat unsere Eltern vor über fünfzig Jahren aus Nazideutschland freigekauft. Und mein ermordeter Partner, der hier liegt, war mehr als nur ein Partner. Er war mein Cousin.« Er schloss für einen Augeblick die Augen. »Verdammt. Avi war noch so jung. Er hatte noch das ganze Leben vor sich.« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Offensichtlich hatte er den Tod seines Cousins noch nicht verarbeitet. Und jetzt war nicht gerade der passende Augenblick dafür. Er sah Bens verwirrtes Gesicht. »Wir beide haben Ihrem Vater alles zu verdanken. Er muss über irgendwelche besonderen Kontakte zu den Nazis verfügt haben. Durch ihn sind ziemlich viele jüdische Familien aus Deutschland rausgekommen.«
    Max hat Juden freigekauft und aus den Lagern rausgeholt? Dann hatte Sonnenfeld doch Recht gehabt.
    Anna mischte sich ein. »Wo wurden Sie ausgebildet? Doch nicht in Amerika, oder?«
    Der Mann schaute sie an. »Ich bin in einem Kibbuz in Israel geboren. Meine Eltern hatten sich in Palästina niedergelassen.«
    »Haben Sie in Israel gedient?«
    »Ja, bei den Fallschirmjägern. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1968 sind wir nach Amerika ausgewandert. Meine Eltern hatten genug davon, immer nur zu kämpfen. Nach der Highschool ging ich zur Armee.«
    »Dieses CIA-Theater in Wien, was sollte das?«, fragte Anna.
    »Der andere war ein alter amerikanischer Kumpel, den ich engagiert hatte. Wir waren beauftragt, Ben aus der Gefahrenzone zu schaffen. Zurück nach Amerika. Wir sollten für seine Sicherheit sorgen.«
    »Aber wie war es...«
    Der Mann schnitt ihr das Wort ab. »Wir haben jetzt keine Zeit
für Erklärungen. Wenn Sie Strasser sprechen wollen, dann würde ich mich beeilen. Wird nicht mehr lange dauern, dann taucht hier Polizei auf.«
    »Okay«, sagte Anna.
    »Nur eine Frage noch«, warf Ben ein. »Wann hat mein Vater Sie angeheuert?«
    Der Mann schaute sich nervös um. »Ungefähr vor einer Woche. Er hat Avi und mich angerufen und gesagt, dass Sie in Gefahr sind. In der Schweiz. Er hat uns Namen und Adressen gegeben, von denen er angenommen hat, dass Sie dort auftauchen würden. Wir sollten alles tun, um Sie zu beschützen. Er wollte nicht auch noch den zweiten Sohn verlieren.« Wieder schaute er sich um. »In Wien und dann in Paris

Weitere Kostenlose Bücher