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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Schmerz.
    Dann nahm sie wieder alle Kraft zusammen, riss an ihren Gurten und schaffte vielleicht ein oder zwei Zentimeter.
    Ein oder zwei Zentimeter von fast einem Meter. Nicht schlecht, aber trotzdem fühlte sie sich, als hätte sie gerade mal den ersten Schritt eines Marathonlaufs hinter sich gebracht.
    Sie hörte, wie sich draußen vor der Tür Schritte und Stimmen näherten. Reglos lag sie da und wartete, bis Schritte und Stimmen wieder verhallten.
    Weitere Kraftanstrengungen brachte weitere Zentimeter.

    Sie verdrängte den Gedanken daran, was sie machen würde, wenn sie bei dem Wagen angelangt wäre. Das hatte Zeit. Eins nach dem andern.
    Ein Zentimeter nach dem andern. Und noch einer. Und noch einer. Sie hatte sich jetzt fast bis auf Unterarmlänge an den Rollwagen herangearbeitet. Ein weiteres Mal bäumte sie sich mit zusammengepressten Augen auf und schaffte wieder ein paar Zentimeter. Als sie die Augen aufschlug, sah sie den weißhaarigen Mann in der Tür stehen.
    Jürgen Lenz. So nannte er sich zumindest. Aber Jürgen Lenz war nicht Jürgen Lenz.
    Sie konnte die unglaubliche Wahrheit immer noch nicht ganz fassen.

42. KAPITEL
    Die österreichischen Alpen

    Am Ende der Hochstraße befand sich ein Sportgeschäft, das alles führte, was der sportbegeisterte Tourist im Gebirge so braucht. Ben lieh sich ein Paar Langlaufskier aus und fragte, wo er einen Wagen mieten könne.
    Nirgendwo, lautete die Antwort.
    Vor dem Laden stand ein altes BMW-Motorrad, das zwar ziemlich klapperig aussah, aber anscheinend noch funktionierte. Drei Minuten später hatte ihm der junge Bursche, der das Geschäft führte, das Motorrad vermietet.
    Ben schnallte sich die Skier auf den Rücken und fuhr über den Semmering-Pass bis zu der Stelle, wo eine schmale, unbefestigte Landstraße abzweigte, die sich durch eine Schlucht steil nach oben bis zum Schloss wand. Nach den Reifenspuren zu urteilen, hatten erst kürzlich Lastwagen oder andere schwere Fahrzeuge die holperige und vereiste Straße benutzt.
    Nach etwa vierhundert Metern hielten ihn ein Schild mit der Aufschrift DURCHFAHRT VERBOTEN - PRIVATBESITZ und eine gelb-schwarz gestreifte Schranke auf. Wahrscheinlich elektronisch gesichert, dachte Ben. Trotzdem versuchte er es: Er sprang über die Schranke und zog das Motorrad schräg unter dem Metallbalken durch.
    Nichts passierte: keine Sirenen, keine Alarmglocken.
    Die Straße schlängelte sich weiter durch den tief verschneiten Wald bergauf und erreichte ein paar Minuten später eine hohe, mit Zinnen versehene Mauer. Sie sah aus, als stünde sie schon seit Jahrhunderten hier. Allerdings war sie anscheinend erst kürzlich ausgebessert worden.
    Die Mauer wurde noch einen Meter höher durch feine, waagerecht
gespannte Metalldrähte. Aus der Entfernung war diese zusätzliche Sicherung nicht erkennbar gewesen. Wahrscheinlich stand der Draht unter Strom. Er verzichtete darauf, auf die Mauer zu klettern und sich auf schmerzhafte Weise Gewissheit zu verschaffen.
    Ein Feldweg führte an der Mauer entlang, und nach ein paar hundert Metern erreichte Ben ein Tor, das der Haupteingang zu sein schien. Das kunstvoll verschnörkelte Tor aus Schmiedeeisen war etwa zwei Meter breit und drei Meter hoch. Bei genauerer Betrachtung erkannte Ben, dass das Tor in Wirklichkeit aus Stahl bestand und dahinter zusätzlich durch ein dichtes Drahtgitter verstärkt war. Die schmiedeeisernen Ornamente waren nur aufgemalt. Eindringlinge dürften sich an diesem Bollwerk die Zähne ausbeißen.
    Er fragte sich, ob das Stahltor die Menschen daran hindern sollte, hinein- oder herauszukommen.
    Hatte Anna einen Weg gefunden, die immensen Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden? Oder hatte man sie als Gefangene hierher gebracht? War sie überhaupt hier?
    Er ging, das Motorrad schiebend, weiter an der Mauer entlang, bis nach einigen hundert Metern der Weg einfach aufhörte. Vor ihm lag jungfräulich glitzernder Schnee. Er lehnte das Motorrad an die Mauer, schnallte sich die Bretter unter und setzte seinen Weg auf Skiern fort.
    Er hatte vor, das Anwesen einmal ganz zu umrunden - oder zumindest so weit wie möglich. Wobei er wider alle Wahrscheinlichkeit darauf hoffte, irgendeine Schwachstelle in den Sicherheitsvorkehrungen zu finden.
    Das ohnehin mühsame Vorwärtskommen im tiefen Pulverschnee wurde noch erschwert durch zahlreiche Schneeverwehungen, die sich an der Mauer gebildet hatten. Als es dann auch noch steiler wurde, kam er mit den Skiern nur noch sehr langsam

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