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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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war, hatte sie große Angst.
    »Allerdings wird man wohl später Ihre Leiche im Wrack eines Mietwagens finden. Ein bedauerlicher Fall von Alkohol am Steuer...«
    »Ich habe keinen Wagen gemietet«, sagte Anna mit stockender Stimme.
    »O doch, das haben Sie. Um präzise zu sein, jemand hat ihn mit Ihrer Kreditkarte gemietet. Man hat Sie letzte Nacht im Nachbarort nach einem Unfall festgenommen. Sie hatten zwei Komma fünf Promille, haben die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbracht und konnten heute Morgen wieder gehen. Aber Sie wissen ja, wie das mit Trinkern ist. Sie lernen einfach nicht dazu...«
    Sie zeigte keine Reaktion. Doch ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Wo war der schwache Punkt in Lenz’ Plan?
    Lenz setzte seinen Vortrag fort. »Versed ist die effektivste Wahrheitsdroge, die man je erfunden hat. Auch wenn sie nicht zu diesem Zweck entwickelt wurde. Nichts von dem, was von der CIA ausprobiert wurde, hat je funktioniert. Weder Thiopental-Natrium noch Scopolamin. Aber bei der richtigen Dosis Versed legen Sie alle Hemmungen ab. Sie berichten mir, was ich wissen will. Sobald die Droge wirkt, erzählen Sie - und zwar in geistig ziemlich klarem Zustand. Aber hinterher - und das ist das eigentliche Wunder - erinnern Sie sich an nichts mehr. Ziemlich bemerkenswert, finden Sie nicht auch?«
    Die Tür ging auf, und eine etwa vierzigjährige untersetzte Schwester mit breiten Hüften betrat das Zimmer. Sie rollte ein
Wägelchen vor sich her, auf dem Schläuche, Blutdruckmanschetten, Spritzen und andere medizinische Hilfsmittel lagen. Während sie aus kleinen Fläschchen einige Spritzen aufzog und Etiketten darauf klebte, schaute sie Anna immer wieder misstrauisch an.
    »Das ist Gerda, unsere beste Anästhesieschwester. Bei ihr befinden Sie sich in guten Händen.« Lenz verabschiedete sich mit einer knappen Handbewegung von Anna und verließ den Raum.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte Gerda mit einer harten, nichts sagenden Altstimme, während sie einen Beutel mit einer klaren Flüssigkeit an dem Infusionsständer aufhängte, der links neben Annas Bett stand.
    »Ziemlich erledigt«, sagte Anna stockend. Ihre Stimme war nur ein Flüstern, die fast geschlossenen Augenlider zitterten leicht. Ihr Hirn hingegen war hellwach. Es hatte in Umrissen einen Plan ausgearbeitet.
    Nach den Geräuschen zu urteilen, hantierte Gerda mit einem Plastikschlauch herum. Dann sagte sie: »Okay. Ich komme dann später wieder. Der Doktor möchte noch so lange warten, bis die Wirkung des Ketamin ganz verflogen ist. Ansonsten könnte das Versed einen Atemstillstand bewirken.« Dann verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Anna schlug die Augen auf und warf sich mit aller Kraft nach links. Dabei versuchte sie - so weit die Gurte das zuließen - sich mit den Händen abzustützen und so den Schwung zu verstärken. Mit jedem Versuch beherrschte sie den Bewegungsablauf besser. Sie machte Zentimeter um Zentimeter gut. Schließlich hatte sie es geschafft. Das Bett stand direkt neben dem Rollwagen.
    Sie drückte die Schultern, so hoch es ging, gegen den Gurt, drehte das Gesicht zur Seite und berührte mit der Stirn die kalte Oberkante des Wagens. Aus dem Augenwinkel konnte sie die Sicherheitsnadeln sehen, mit denen man die Verbände fixierte. Viereckige sterile Plastikbriefchen. Nur wenige Zentimeter entfernt.
    Und doch außer Reichweite. Noch.
    Wenn sie ihren Nacken ganz nach hinten bog, lag eine verpackte Sicherheitsnadel direkt vor ihren Augen. Die Sehnen in ihrem Nacken und im oberen Teil des Rückens waren so gespannt,
dass sie zu zittern anfingen. Die Schmerzen wurden mit jeder Sekunde schlimmer.
    Wie ein unverschämtes Balg streckte sie die Zunge so weit heraus wie möglich. Am Zungenansatz spürte sie ein leichtes Prickeln, das sich schnell in einen stechenden Schmerz verwandelte.
    Dann senkte sie die ausgestreckte Zunge wie den Ausleger eines Baggers langsam auf die obere Ablagefläche des Rollwagens. Die Zungenspitze berührte die Plastikpackung. Langsam zog sie den Kopf zurück, bis die kleine Packung etwas über den Rand der Fläche hinausschaute. Dann packte sie das Plastikviereck fest mit den Zähnen.
    Plötzlich hörte sie Schritte, und im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet.
    Schnell wie eine Klapperschlange riss Anna den Kopf zurück. Reglos lag sie im Bett. Unter ihrer Zunge steckte das Päckchen, dessen scharfe Kanten ihr in die Mundschleimhaut schnitten. Die

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