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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Elternhäuser oder im Kugelhagel umkommen zu lassen, wie es die so genannte zivilisierte Welt tut, oder ihnen die Chance zu geben, den Lauf der Geschichte zu ändern? Die Art telomeraser Enzyme, die man für die Behandlung braucht, kann man ziemlich leicht aus dem Gewebe des zentralen Nervensystems isolieren - aus den Zellen des Groß- und des Kleinhirns. Bei jungen Menschen ist die Zahl dieser Zellen viel größer. Es ist ein sehr komplexes Protein, dessen Form und Struktur von entscheidender Bedeutung sind. Unglücklicherweise kann man es nicht synthetisch herstellen. Also sind wir gezwungen, auf Menschen zurückzugreifen.«
    »Die Wehrlosen werden geschlachtet«, wiederholte Ben.
    Lenz zuckte mit den Schultern. »Die Opfer, die Sie beklagen, haben die Welt bislang nicht allzu sehr beunruhigt.«
    »Was meinen Sie?«
    »Die Statistiken kennen Sie doch auch. Jedes Jahr verschwinden zwanzigtausend Kinder. Die Leute wissen das, und keinen kümmert’s. Man hat sich daran gewöhnt. Vielleicht wäre es ja ein Trost, wenn man wüsste, dass diese Kinder nicht umsonst gestorben sind. Es hat uns Jahre gekostet, Analysemethoden, Techniken, Dosierungen etc. zu perfektionieren. Das war der einzige Weg. Und es wird auch in absehbarer Zukunft keinen anderen geben. Wir brauchen menschliches Zellgewebe. Und es muss von jungen Menschen stammen. Das Gehirn eines Erwachsenen ist kaum größer als das eines siebenjährigen Kindes. Es besteht aus etwa eineinhalb Litern einer gallertartigen Masse. Mit dem Unterschied, dass sich im jungen Gehirn zehnmal so viel telomerase Enzyme befinden. Es gibt auf der Erde keine größere und wertvollere natürliche Quelle, und es wäre pure Verschwendung, diese Quelle nicht zu nutzen.«
    »Also lassen Sie jedes Jahr tausende und abertausende von Kindern verschwinden.«
    »Normalerweise aus Kriegsgebieten, wo die Kinder eine ohnehin jämmerliche Lebenserwartung hätten. So sterben sie wenigstens nicht vergeblich.«

    »O ja, vergeblich sterben sie nicht. Sie sterben für die Eitelkeit. Sie sterben, damit Sie und Ihre Freunde ewig leben können. Das ist es doch, oder etwa nicht?« Ben wusste, dass argumentieren sinnlos war. Aber er konnte seine Wut kaum noch bezähmen.
    Lenz verzog mitleidig das Gesicht. »Ewig! Ich bitte Sie, Benjamin. Niemand lebt ewig. Wir halten den Alterungsprozess nur auf und können hin und wieder auch dessen Folgen korrigieren. Mit dem Enzym lassen sich Schäden an der Haut weitgehend reparieren. Oder die Folgen eines Herzinfarkts rückgängig machen. Aber bis jetzt ist es uns nur in Ausnahmefällen möglich, jemanden in die Blütezeit seiner Jugend zurückzuversetzen. Schon die Aufgabe, einem Mann meines Alters den Körper eines nur Vierzigjährigen zurückzugeben, würde extrem viel Zeit in Anspruch nehmen.«
    »Dann kommen diese Leute also hierher, um sich... tja... jünger machen zu lassen?«, fragte Ben.
    »Nur ganz wenige. Die meisten sind Personen des öffentlichen Lebens und können, ohne aufzufallen, ihr Aussehen gar nicht drastisch verändern. Sie kommen auf meine Einladung, um den Alterungsprozess aufhalten und vielleicht einige altersbedingte Schäden korrigieren zu lassen.«
    »Personen des öffentlichen Lebens«, sagte Ben höhnisch. »Sie meinen Leute mit Geld und Macht.« Allmählich verstand er, was Lenz betrieb.
    »O nein, ich meine bedeutende Menschen. Menschen, die für unsere Gesellschaft und Kultur Außergewöhnliches leisten. Ich meine die wenigen, die unsere Zivilisation vorantreiben. Die Gründer von Sigma begriffen das schließlich. Sie erkannten, dass die Zivilisation sich in einem fragilen Zustand befand und dass es nur einen Weg gab, die nötige Kontinuität zu gewährleisten. Der Industriestaat musste für alle Eventualitäten der Zukunft gerüstet werden. Unsere Gesellschaft würde nur weiter voranschreiten, wenn man den Zeitpunkt des Todes hinausschieben könnte. Jahr um Jahr bediente sich Sigma aller zur Verfügung stehenden Mittel, um bestimmte Ziele zu erreichen. Doch jetzt haben wir ein Werkzeug in der Hand, das sich als weitaus effektiver erweisen wird als die Abermilliarden von Dollar, die für Umstürze, politische Parteien oder andere politische Aktivitäten
verpulvert worden sind. Ich spreche von der Möglichkeit, eine stabile, dauerhafte Elite zu etablieren.«
    »Die die Geschicke unserer Zivilisation bestimmen wird.«
    »Exakt.«
    »Und Sie sind der Mann, der dieser Elite vorstehen könnte.«
    Lenz lächelte dünn. »Benjamin, ich bitte

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