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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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vom Schlage eines Strasser oder Lenz einlassen?«
    »Sie vergessen die unverzichtbare Rolle, die Ihr Vater dabei gespielt hat.«

    »Ein Jude?«
    »Deshalb war er sogar in doppelter Hinsicht unverzichtbar. Damals wurden beträchtliche Summen aus dem Dritten Reich ins Ausland transferiert. Das unbemerkt abzuwickeln, war eine logistische Herausforderung allererster Güte. Ihr Vater war ein Genie in Finanzdingen und wurde dieser Herausforderung bravourös gerecht. Von gleichfalls nicht zu unterschätzender Bedeutung war die Tatsache, dass er Jude war. Das beruhigte unsere Gegner in den Reihen der Alliierten. Es verlieh unseren Beteuerungen Glaubwürdigkeit, dass wir keine Handlanger Hitlers waren, dass es uns ausschließlich ums Geschäft ging und um Wertzuwachs.«
    Ben schaute ihn misstrauisch an. »Sie haben mir immer noch nicht erklärt, warum diese Industriellen ausgerechnet an Gerhard Lenz so interessiert waren.«
    »Lenz hatte etwas ganz Spezielles anzubieten. Oder - um genau zu sein - er hatte ihnen etwas ganz Spezielles in Aussicht gestellt. Unter den Bossen war das Gerücht im Umlauf, Lenz sei ein äußerst viel versprechender Durchbruch auf einem wissenschaftlichen Gebiet gelungen, an dem sie ausnahmslos ein ganz persönliches Interesse hatten. Beflügelt durch einige frühere Erfolge, glaubte Lenz der Lösung näher zu sein, als er ihr tatsächlich war. Aber sein Enthusiasmus wirkte ansteckend. Wie sich herausstellte, konnten Sigmas Gründerväter von seinen Forschungen nicht mehr profitieren. Aber es bleibt ihr Verdienst, das alles ermöglicht zu haben. Durch die Milliarden von Dollar, die sie unbemerkt in Lenz’ Forschungen pumpten. Angesichts dieser Größenordnung nahm sich das Manhattan Project zur Entwicklung der Atombombe wie die Experimente einer Highschool-Klasse aus. Aber wir rühren jetzt an Dinge, die wohl jenseits Ihrer Vorstellungskraft liegen.«
    »Käme auf einen Versuch an.«
    »Ihr Wissensdurst steht natürlich in keinerlei Zusammenhang mit eigenen Interessen«, meinte Lenz trocken. »Und das Gleiche trifft wohl auch auf Miss Navarro zu, nehme ich an.«
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte Ben. Er starrte Lenz an, als sei er gerade aus der Betäubung erwacht. Die Phase des Zorns hatte er hinter sich. Er war jetzt gelassener - und dachte
daran, Jürgen Lenz zu töten. Der Gedanke, dass er dazu fähig wäre, einen Menschen zu töten, erfüllte ihn mit einer sonderbaren Genugtuung.
    Außerdem dachte er darüber nach, wie er Anna finden konnte. Ich werde dir weiter zuhören, du Bastard. Ich werde höflich und gehorsam sein, und ich werde mit dir reden, bis du mich zu ihr führst.
    Und dann werde ich dich töten.
    Lenz schaute ihn gleichgültig an und fuhr mit seinen Erläuterungen fort. »Ich nehme an, dass Sie begriffen haben, worum es im Wesentlichen ging. Einfach ausgedrückt, stellte mein Vater in Aussicht, an den Grenzen der Sterblichkeit zu rütteln. Ein Mensch kann vielleicht um die hundert Jahre alt werden. Mäuse haben zwei Jahre, Galápagos-Schildkröten zweihundert. Warum? Setzt die Natur diese willkürlichen Grenzen?«
    Lenz hatte begonnen, hin- und herzugehen. Die Wachmänner standen etwas abseits. »Mein Vater musste zwar nach Südamerika gehen, leitete jedoch das Forschungsinstitut hier weiter. Mehrmals pro Jahr kam er her. Ende der Fünfziger machte dann einer seiner Wissenschaftler eine faszinierende Entdeckung. Dass nämlich bei jeder Zellteilung die winzigen DNA-Fäden der Chromosomen immer kürzer werden. Nur minimal, aber doch messbar. Aber was genau war das, was da kürzer wurde? Es dauerte noch Jahre, bis sie auch darauf die Antwort gefunden hatten.« Er lächelte. »Vater hatte Recht gehabt. Das Geheimnis lag in der menschlichen Zelle verborgen.«
    »In den Chromosomen«, sagte Ben. Langsam verstand er.
    Vater hatte Recht gehabt.
    Ben begann zu ahnen, wohin sich sein eigener Vater abgesetzt hatte.
    »Nur ein winziger Teil der Chromosomen. Die Spitzen. Sehen ein bisschen so aus wie Plastikspitzen an Schnürsenkeln. Diese kleinen Kappen - die Telomeren - hatte man 1938 entdeckt. Unser Team hat dann herausgefunden, dass bei jeder Zellteilung diese kleinen Kappen kürzer werden, bis die Zelle schließlich abstirbt. Die Haare fallen aus, die Knochen werden spröde, die Wirbelsäule krümmt sich, die Haut wird runzelig und schlaff. Wir werden alt.«

    »Ich habe die Kinder gesehen und was Sie mit ihnen anstellen«, sagte Ben. »Sie benutzen sie für Ihre Experimente.«

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