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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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John Barnes Godwin, immer gesagt hatte: Berechne die Chancen, rechne nach und rechne noch mal nach. Und dann tu, was dein Bauch dir sagt."
    Sein Bauch sagte ihm, dass das kein Zufall gewesen war.
    Und dann das Rätsel um Jimmy Cavanaugh. Nicht nur, dass die Leiche verschwunden war. Seine Identität, seine Existenz waren ausgelöscht. Wie konnte so etwas passieren? Und woher kannte der Schütze Bens Aufenthaltsort? Nichts von alldem ergab einen Sinn.
    Das Verschwinden der Leiche und die in seiner Tasche versteckte Pistole belegten, dass der Mann, den er als Cavanaugh
kannte, Helfer gehabt hatte. Aber wen? Und wobei? Für wen um alles in der Welt könnte Ben Hartman eine Bedrohung sein?
    Es musste irgendetwas mit Peter zu tun haben.
    Im Kino wusste man immer sofort, dass etwas vertuscht werden sollte. Es hieß dann: »Er ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.« Damals war Bens erster Gedanke gewesen, dass eine Verwechslung vorliegen müsse, dass die Person in dem Flugzeug nicht Peter Hartman war. Die Behörden hätten einen Fehler gemacht, und Peter lebte noch. Er würde das mit einem Anruf klären, und hinterher würden sie darüber lachen - wenn auch mit einem etwas komischen Gefühl im Bauch. Um keine falschen Hoffnungen zu wecken, hatte Ben das gegenüber seinem Vater nie erwähnt. Das Ergebnis der medizinischen Untersuchung ließ schließlich keinen Zweifel zu.
    Doch jetzt beschäftigte sich Ben mit der eigentlich interessanten Frage: Nicht ob Peter gestorben war, sondern wie ? Ein Flugzeugabsturz war schließlich eine effiziente Methode, um Beweismittel für einen Mord zu vernichten.
    Und trotzdem: Vielleicht war es doch ein ganz normaler Unfall gewesen.
    Aber wer könnte Peters Tod gewollt haben? Jemanden zu ermorden und dann mit einem Flugzeug abstürzen zu lassen war eine lächerlich aufwändige Vertuschungsaktion.
    Allerdings hatte ihm der heutige Nachmittag eine neue Definition in Sachen Plausibilität beschert. Wenn Cavanaugh bzw. diese Person, die er für Cavanaugh gehalten hatte, versucht hatte, ihn aus unerfindlichen Gründen zu töten, war es dann nicht gut möglich, dass Cavanaugh oder die Leute, für die er arbeitete, vor vier Jahren auch Peter umgebracht hatten?
    Howie hatte von Datenbanken gesprochen, zu denen einer seiner auf Wirtschaftsspionage spezialisierten Kollegen Zugang hatte. Plötzlich kam Ben der Gedanke, dass ihm Frederic McCallan, der Kunde, den er in St. Moritz treffen wollte, vielleicht behilflich sein konnte. McCallan drehte nicht nur ein großes Rad an der Wall Street, er war in Washington auch Mitglied mehrerer Regierungen gewesen und kannte Gott und die Welt. Ben zückte sein Tri-Band-Handy von Nokia und rief das Hotel Carlton in St. Moritz an. Das Carlton war ein ruhiges Hotel, dessen Eleganz
luxuriös, aber nicht protzig wirkte. Es verfügte über einen eindrucksvollen Panoramapool mit Blick über den See.
    Der Anruf wurde zu Frederic McCallans Zimmer durchgestellt.
    »Ich hoffe, du versetzt uns nicht«, sagte Frederic in jovialem Tonfall. »Louise wäre untröstlich.« Louise war seine angeblich wunderschöne Enkelin.
    »Fällt mir gar nicht ein. War ein bisschen chaotisch hier. Ich habe den letzten Flug nach Chur verpasst.« Genau genommen, entsprach das sogar der Wahrheit.
    »Schade, wir hatten schon zum Abendessen mit dir gerechnet. Wann kommst du?«
    »Ich nehme einen Mietwagen und fahre noch heute Abend.«
    »Mit dem Wagen brauchst du Stunden. «
    »Aber es ist eine schöne Fahrt«, erwiderte Ben. Eine lange Autofahrt war genau das Richtige, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    »Man kann doch sicher ein Flugzeug chartern, oder?«
    »Geht nicht«, sagte er ohne weitere Erklärung. Er wollte sich am Flugplatz nicht blicken lassen, weil da eventuell Cavanaughs Helfer - wenn es sie gab - auf ihn warten könnten. »Wir sehen uns zum Frühstück, Freddie.«

    Das Taxi brachte Ben zur Avis-Station in der Gartenhofstraße. Er mietete einen Opel Omega, ließ sich den Weg erklären und erreichte problemlos die A3, die in südöstlicher Richtung aus Zürich hinausführte. Es kostete Ben einige Zeit, sich an das hohe Tempo und die Aggressivität der Schweizer Autofahrer zu gewöhnen. Wenn sie überholen wollten, fuhren sie dicht auf und gaben einem mit der Lichthupe unmissverständlich zu verstehen, dass man zu langsam unterwegs war.
    Einmal hatte er einen kurzen Anfall von Verfolgungswahn. Er bildete sich ein, dass ihm ein grüner Audi nachfuhr, bis dieser schließlich abbog.

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