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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erledigen hätte und dass sie sich auch gleich vor dem Kino treffen könnten. Die folgenden Tage brütete sie über Zeitschriften wie Mademoiselle oder Glamour und fand schließlich in Seventeen - in der Titelgeschichte »Wie mache ich ihn auf mich aufmerksam?« - das perfekte Outfit. Ein Kleid, das ein reiches Mädchen mit Klasse tragen würde, ein Mädchen, mit dem Brads Eltern sicher einverstanden wären.
    Es war ein Laura-Ashley-Kleid, bedruckt mit winzigen Blumen und verziert mit einem hohen Rüschenkragen. Sie hatte es bei Goodwill gekauft und merkte erst hinterher, dass es nicht perfekt saß. Die Espandrilles, die Pappagallo-Bermuda-Tasche und das Stirnband - alles war limonengrün. Als sie Brad vor dem Kino traf, kam sie sich auf einmal lächerlich vor, wie ein kleines Mädchen, das sich für Halloween herausgeputzt hatte. Neben Brad, der in zerrissenen Jeans und gestreiftem Poloshirt auftauchte, sah sie hoffnungslos overdressed aus. Es war nicht zu übersehen, wie sehr sie sich angestrengt hatte.
    Als sie den Kinosaal betraten, hatte sie das Gefühl, dass jeder
sie anstarrte - die überkandidelte falsche Zicke mit ihrem Traumprinzen.
    Nach dem Kino wollte er in Ship’s Pub auf eine Pizza und ein Bier. Sie nahm eine Diät-Cola. Obwohl sie ganz von den Socken war von ihrem Teenager-Adonis und immer noch nicht richtig glauben konnte, dass sie ein Date mit ihm hatte, spielte sie die Geheimnisvolle, die nicht leicht zu haben war.
    Nach drei, vier Bieren wurde er allmählich zudringlich. Er rutschte auf der Polsterbank ganz nah an sie heran und fing an, sie zu betatschen. Ihr fiel nichts besseres ein, als Kopfschmerzen vorzuschützen und ihn zu bitten, sie nach Hause zu fahren. Sie stiegen in den Porsche, und er raste betrunken durch die Stadt und bog schließlich in den Park ein.
    Brad war ein zweihundert Pfund schwerer, unglaublich kräftiger Kerl, der genügend Bier intus hatte, um gefährlich zu werden. Er zerrte ihr die Kleider herunter, presste ihr, als sie schreien wollte, die Hand auf den Mund und keuchte immer wieder: »Was ist denn? Du willst es doch, du mexikanische Schlampe.«
    Das war ihr erstes Mal.
    Ein Jahr lang ging sie regelmäßig in die Kirche. Die Schuld fraß sie fast auf. Ihre Mutter wäre zerstört gewesen, hätte sie davon erfahren.
    Die Erinnerung verfolgte Anna noch Jahre.
    Und ihre Mutter ging weiter ins Haus der Reedys zum Putzen.

    Ihr Blick fiel auf die Bankauszüge, die auf der Stuhllehne lagen. Konnte man sich eine unwiderstehlichere Abendlektüre vorstellen?
    Sie ging im Zimmer auf und ab und sah dabei die Auszüge durch. Nach ein paar Minuten blieb ihr Blick an einer Zahl hängen. Das konnte nicht stimmen. Vor vier Monaten waren auf Robert Mailhots Konto eine Million Dollar überwiesen worden.
    Sie setzte sich in den Sessel, sah sich den Auszug genauer an und spürte das Adrenalin, das durch ihren Körper pumpte. Die Zahlen passten ganz und gar nicht zu dem bescheidenen Holzhaus des Robert Mailhot.
    Eine Million Dollar.
    Langsam wurde die Sache spannend.

    Zürich

    Die Straßenlaternen beleuchteten den Rücksitz des Taxis wie ein im Dreisekundentakt aufflackerndes Blitzlicht. Ben starrte ins Nichts und dachte nach.
    Der Kommissar hatte seine Enttäuschung kaum verhehlen können, als er im Laborbericht las, dass Ben die Pistole nicht abgefeuert hatte. Widerwillig unterzeichnete er das Formular, das Ben wieder zum freien Mann machte. Dass Ben auch seinen Pass zurückerhielt, war vermutlich den diskreten Bemühungen Howies zu verdanken.
    »Ich setze Sie nur unter der Bedingung auf freien Fuß, dass Sie sofort den Kanton Zürich verlassen«, sagte Schmid. »Sollte ich Sie noch einmal hier antreffen, könnte das für Sie unangenehm werden. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Die noch nicht geklärten Fragen erlauben es mir jederzeit, einen Haftbefehl für Sie auszustellen. Und vergessen Sie eins nicht: Wenn sich die Einwanderungsbehörde einschaltet, kann man Sie für ein Jahr in Gewahrsam nehmen, bevor ein Richter sich den Fall überhaupt anschaut. Beim nächsten Mal werden Ihnen Ihre einflussreichen Freunde nicht mehr helfen können.«
    Doch mehr als diese Drohungen beschäftigte Ben die Frage, die der Kommissar so nebenbei gestellt hatte. Hatte der Albtraum vom Bahnhofplatz irgendetwas mit Peters Tod zu tun?
    Oder anders gefragt: Wie standen die Chancen, dass das alles nichts mit Peters Tod zu tun hatte? Ben vergaß nie, was sein Mentor in Princeton, der Historiker

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