Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
gerade aufgezählt habe. Tja, was noch? Chloralhydrate. Placidyl - ein schon etwas älteres Schlafmittel. Überhaupt Schlafmittel. Fentanyl zum Beisiel ist ziemlich schwierig nachzuweisen. Dann
Organophosphate, das sind Insektizide. Und DMSO, Dimethylsulfoxid, das ist ein entzündungshemmendes Mittel, das man bei Pferden anwendet. Und dann warte ab, was dabei rauskommt. Schätze, dass man die Untersuchungen mittels Gaschromatografie und Massenspektrometrie durchführt.«
    »Keine Ahnung. Was ist das?«
    »Das sind die derzeit besten Verfahren. Wo bist du eigentlich, irgendwo in der Pampa?«
    »Nein, so schlimm ist es auch nicht. Schon eine Stadt. In Kanada.«
    »Ah, gut. Die Jungs von der RCMP sind top. Und die Labors, die die da oben haben, sind wesentlich besser als unsere - was ich öffentlich natürlich nie behaupten würde. Sorg auch dafür, dass das Leitungs- oder Brunnenwasser überprüft wird, ob sich vielleicht da was findet. Die Leiche ist schon einbalsamiert, oder? Du brauchst eine Probe von der Einbalsamierungsflüssigkeit, lass die einzelnen Bestandteile bestimmen. Sie sollen auch noch mal Blut-, Gewebe- und Haarproben nehmen. Manche Proteine sind fettlöslich. Denk dran, dass Kokain sich im Herzgewebe ablagert und dass die Leber wie ein Schwamm funktioniert.«
    »Wie lange dauert es, bis das alles gemacht ist?«
    »Wochen, vielleicht Monate.«
    »Spinnst du?« So begeistert sie ihm zugehört hatte, so deprimiert war sie auf einmal.
    »Das dauert eben. Andererseits - vielleicht hast du Glück. Wenn sie gleich einen Treffer landen, dauert’s möglicherweise nur einen Tag. Allerdings stehen die Chancen ziemlich beschissen, wenn man nicht genau weiß, nach welchem Gift man sucht.«

    »Es spricht alles dafür, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist«, sagte Higgins, als sie in den Obduktionssaal zurückkehrte. »Wahrscheinlich Herzrhythmusstörungen. Natürlich Arteriosklerose. Hatte mal einen Herzinfarkt.«
    Mailhots Gesichtshaut war von der Schädeldecke nach unten gezogen worden. Sie sah aus wie eine Latexmaske. Der Schädel klaffte offen, man konnte die rosafarbene Hirnmasse sehen. Anna wurde mulmig. Am Haken einer Hängewaage hing ein Lungenflügel.

    »Wie schwer?«, fragte sie und nickte in Richtung Waage.
    Er lächelte anerkennend. »Leicht. Zweihundertvierzig Gramm. Relativ wenig Blut.«
    »Also ist er schnell gestorben. Ein Beruhigungsmittel für das Zentralnervensystem kann man wohl ausschließen.«
    »Wie gesagt, ich tippe auf Herzinfarkt.« Higgins schien allmählich die Geduld zu verlieren.
    Anna zückte ihr Notizbuch und sagte ihm, was sie bei der toxikologischen Untersuchung alles überprüft haben wollte. Mit großen Augen schaute er sie an. »Wissen Sie, was das kostet?«
    Sie atmete einmal durch. »Die amerikanische Regierung wird natürlich dafür aufkommen. Ich will, dass alles gründlich erledigt wird. Wenn ich jetzt nichts herausfinde, dann wahrscheinlich nie. Deshalb möchte ich Sie auch um einen Gefallen bitten.«
    Er schaute sie fest an. Sie spürte, dass er verärgert war.
    »Ich möchte Sie bitten, der Leiche die Haut abzuziehen.«
    »Sie machen Witze, oder?«
    »Nein.«
    »Darf ich Sie daran erinnern, Agent Navarro, dass die Witwe eine Trauerfeier bei offenem Sarg wünscht?«
    »Man sieht doch nur die Hände und das Gesicht, oder?« Einer Leiche die Haut abziehen hieß, die Haut in so großen Stücken zu entfernen, dass man sie später wieder zusammennähen konnte. Man konnte so die Unterseite der Haut untersuchen. Manchmal konnte man Einstichstellen nur auf diese Weise aufspüren. »Es sei denn, Sie haben Einwände«, sagte Anna. »Ich bin nur Ihr Gasthörer.«
    Higgins wurde rot. Dann drehte er sich um, stieß das Skalpell etwas zu heftig in das Fleisch und fing an, Roger Mailhot die Haut abzuziehen.
    Anna fühlte sich etwas benommen. Wieder hatte sie Angst, dass ihr übel würde. Sie verließ den Obduktionsraum und machte sich auf die Suche nach der Toilette. Ron Arsenault kam ihr entgegen. Er hielt einen riesigen Pappbecher Kaffee in der Hand. »Immer noch am Schnipseln und Häckseln da drin?«, fragte er. Er hatte seinen Humor offenbar wieder gefunden.
    »Schlimmer. Er zieht gerade die Haut ab.«
    »Wird’s Ihnen auch zu viel?«

    »Ich muss nur mal eben für kleine Mädchen.«
    Er schaute sie fragend an. »Nichts gefunden bis jetzt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ihr Yankees glaubt wohl nicht an Altersschwäche?«
    »Bin gleich zurück«, sagte sie kühl.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher