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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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blitzschnell die Hand aus der Tasche riss und den gezackten Schlüssel von unten in sein Handgelenk bohrte. Der Mann heulte vor Schmerz auf, und die Pistole fiel in Annas Schoß. Schnell packte sie die Waffe und hielt ihm die Mündung vor die Nase.
    »La mejor palabra es la que no se dice«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Das schlaueste Wort ist das ungesagte.
    Sie befahl dem Mann auszusteigen und fünfzehn Schritte vom Wagen weg in das niedrige Gebüsch am Straßenrand zu laufen. Dann stieg sie aus, setzte sich nach vorn hinters Steuer und brauste davon. Sie hatte jetzt keine Zeit, sich über den Vorfall Gedanken zu machen. Auch hatte sie keine Zeit für Panik. Arbeit wartete auf sie.

    Marcel Prosperis Haus lag etwas zurückgesetzt von der Avenida Mariscal López. Es war ein riesiges Anwesen im spanischen Kolonialstil, das inmitten eines verschwenderisch gestalteten Parks lag und Anna an die spanischen Missionsgebäude in Kalifornien erinnerte. Anstatt eines simplen Rasens erstreckten sich terrassenförmige Rasenflächen mit Kakteen und üppigen Tropenpflanzen bis hinunter zu dem hohen schmiedeeisernen Zaun an der Straße.
    Sie stellte den silberfarbenen Mercedes in sicherer Entfernung ab und ging den Rest des Weges zu Fuß. Vor dem Eingangstor stand ein im Leerlauf brummendes Taxi. Ein kleiner fetter Mann stieg aus und ging ihr gemächlich entgegen. Er hatte die dunkle Haut des Mestizen, einen schlaffen schwarzen bandito- Schnauzer und glatt zurückgekämmtes schwarzes Haar, das eindeutig zu viel Pomade abbekommen hatte. Sein Gesicht glänzte von zu viel Hautcreme oder Schweiß und strotzte vor Selbstzufriedenheit. Das kurzärmelige weiße Hemd war auf der Brust so durchgeschwitzt, dass durch den nassen Stoff das dunkle, dichte Brusthaar zu sehen war.
    War das Captain Bolgorio?
    Warum nicht im Streifenwagen?, fragte sie sich, als das Taxi davonfuhr.
    Er kam mit strahlendem Gesicht auf sie zu, umfasste mit
seinen beiden feuchten Händen ihre rechte Hand und schüttelte sie.
    »Agent Navarro«, sagte er. »Es ist mir eine Ehre, die Bekanntschaft einer so schönen Frau machen zu dürfen.«
    »Danke, dass Sie kommen konnten, Captain.«
    »Kommen Sie, Agent Navarro, Senora Prosperi ist es nicht gewohnt, dass man sie warten lässt. Sie ist eine reiche und einflussreiche Frau, die ihren ganz eigenen Willen hat. Gehen wir also.«
    Bolgorio drückte auf den Klingelknopf und meldete sie an. Ein Summen ertönte, und Bolgorio drückte gegen das Tor.
    Anna sah einen Gärtner, der sich über eine Reihe Blumen bückte. Eine ältliche Hausangestellte, die ein Tablett mit leeren Gläsern und offenen Mineralwasserflaschen trug, ging einen Weg entlang, der zwischen Kakteen hindurchführte.
    »Können wir nach dem Gespräch sofort ins Leichenschauhaus fahren?«, fragte Anna.
    »Wie gesagt, Miss Navarro, das gehört nicht zu meinem Zuständigkeitsbereich. Ist das Haus nicht atemberaubend?« Durch einen Torbogen gelangten sie in kühlen Schatten. Bolgorio drückte auf einen Klingelknopf, der neben der reich verzierten, aus hellem Holz gefertigten Haustür zu sehen war.
    »Aber Sie können das für mich arrangieren, oder?« fragte Anna genau in dem Augenblick, als sich die Tür öffnete. Bolgorio zuckte mit den Schultern. Eine junge Frau in Hausmädchentracht - weiße Bluse, schwarzer Rock -bat sie hinein.
    Innen war es noch kühler. Der Boden war mit Terrakottafliesen ausgelegt. Das Mädchen führte sie in einen großen, offenen Raum, der mit einer Sitzgruppe, grob gewebten Läufern sowie aus Tonerde gearbeiteten Stehlampen und Vasen sehr sparsam eingerichtet war. Nur die in die hohe Stuckdecke eingelassene Lampe wirkte etwas deplatziert.
    Sie setzten sich auf das lange weiße Sofa und warteten. Das Mädchen bot ihnen Kaffee oder Mineralwasser an, doch sie lehnten dankend ab.
    Schließlich betrat eine große, schlanke Frau den Raum. Die Witwe Prosperi. Eine gepflegte und elegante Dame, die sicher schon über siebzig Jahre alt war. Sie war ganz in Schwarz gekleidet.
Ein Designertrauerkleid, dachte Anna; könnte von Sonia Rykiel sein. Auf ihrem Kopf thronte ein schwarzer turbanähnlicher Hut, die Augen verdeckte eine überdimensionale Jackie-Onassis-Sonnenbrille.
    Anna und Bolgorio erhoben sich von dem niedrigen Sofa.
    Ohne ihnen die Hand zu geben, sagte die Witwe: »Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen behilflich sein kann.«
    Bolgorio trat einen Schritt vor. »Ich bin Captain Luis Bolgorio von der hiesigen Polizei«, sagte er

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