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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Verlobungsanzeige in der Zeitung gelesen.«
    »Ihr Verlobter weiß nichts von dieser Angelegenheit?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, gar nichts, und er darf es auch niemals erfahren. Sonst würde ja alles ganz einfach sein. Glauben Sie denn, ich würde mich sonst so erpressen lassen?«
    Leon ergriff einen Schreibblock und Bleistift.
    »Wollen Sie mir den Namen des Mannes sagen? John ...?«
    »John Letheritt, 27 Lion Row, Whitechurch Street. Er hat sich dort ein kleines Zimmer gemietet. Ich habe mich schon erkundigt.«
    Leon wartete geduldig auf weitere Erklärungen.
    »Und warum kommen Sie jetzt zu mir? Was zwingt Sie dazu?«
    Sie nahm einen Brief aus der Handtasche, einen Brief in weißem, unbeschriebenem Umschlag.
    Leon las das Schreiben durch; ein typischer Erpresserbrief. Der Schreiber verlangte bis spätestens zum Dritten des Monats 3000 Pfund, andernfalls würde er die ›Papiere‹ in ›bestimmte Hände‹ gelangen lassen. Auch die kleine melodramatische Phrase war nicht vergessen, die man in einem jeden solcher Schreiben finden kann.
    »Ich werde sehen, was sich tun läßt. Wie kann ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen?« fragte Leon. »Ich weiß nun schon so viel ... Warum wollen Sie mir nicht Ihren wirklichen Namen und Ihre Adresse anvertrauen?«
    Sie antwortete nicht, sondern nahm aus ihrer Handtasche eine Anzahl Banknoten, die sie auf den Tisch legte.
    Leon lächelte.
    »Ich glaube, wir behandeln die Honorarfrage erst, wenn wir Erfolg gehabt haben. Was soll ich also tun?« »Schaffen Sie mir die Briefe zurück und jagen Sie dem Mann eine derartige Angst ein, daß er mich künftig in Ruhe läßt. Und das Geld hier ... Es wäre mir wirklich lieber, wenn ich es hier lassen könnte.«
    »Das wäre ganz gegen unseren Geschäftsgebrauch«, antwortete Leon freundlich.
    Dann gab sie ihm den Namen einer Straße und eine Nummer - eine Deckadresse, wie Leon mit Recht annahm.
    »Bitte, begleiten Sie mich nicht an die Tür«, sagte sie mit einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr.
    Er wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte und suchte dann seine Freunde im oberen Stock auf.
    »Über die junge Dame ist mir jetzt schon so viel bekannt, daß ich beinahe ihre Lebensbeschreibung aufsetzen könnte.«
    »Erzähle uns doch etwas davon«, schlug Manfred vor, aber Leon schüttelte den Kopf.
    Am gleichen Abend noch fuhr er nach der Whitechurch Street. Lion Row war eine winzige, elende Gasse, die kaum den großartigen Namen verdiente. In einem dieser alten, halbzerfallenen Häuser fand er im obersten Stock eine Tür, auf die ganz kürzlich mit weißer Farbe die Worte gemalt worden waren:
    J. LETHERITT, Export - Import
    Auf sein Klopfen wurde nicht geantwortet.
    Er klopfte wieder, noch einmal, dann hörte er das Knacken eines Bettes, und schließlich fragte eine rauhe Stimme, wer, zum Teufel, da wäre. Es dauerte geraume Zeit, bis er den Mann überredet hatte zu öffnen, und dann fand sich Leon in einem langen, schmalen Zimmer, das von einer einzigen Glühlampe ohne Schirm erleuchtet wurde. Die Einrichtung bestand aus einem Bett, einem alten Waschtisch und einem ebensolchen Schreibtisch, der mit ungeöffneten Reklameschreiben bedeckt war.
    Seiner Ansicht nach war der Mann, der ihm in schmutzigem Hemd und Hose gegenüberstand, ungefähr fünfunddreißig Jahre alt; er sah aber bedeutend älter aus. Er war unrasiert, und der ganze Raum war mit dem scharfen Geruch von Opium erfüllt.
    »Was wollen Sie?« brummte John Letheritt mürrisch.
    Mit einem einzigen Blick hatte Leon den Mann durchschaut - ein Schwächling, der stets und ständig den leichtesten Weg suchte und auch fand. Die kleine Pfeife auf dem Tischchen neben dem Bett sagte ihm genug.
    Bevor er antworten konnte, fuhr Letheritt fort:
    »Wenn Sie wegen der Briefe kommen, werden Sie kein Glück haben, lieber Freund; sie sind nicht hier.« Er schüttelte eine zitternde Faust vor Leons Gesicht. »Machen Sie, daß Sie zu der lieben Gwenda zurückkommen, und erzählen Sie ihr, daß Sie nicht mehr Glück gehabt haben als der andere, den sie hierher geschickt hat.«
    »Also Erpresser? Sie sind der schmierigste und erbärmlichste Erpresser, der mir je vor die Augen gekommen ist«, sagte Leon nachdenklich. »Sie wissen doch wohl, daß die junge Dame gegen Sie vorgehen wird?«
    »Das kann sie machen. Soll mich ruhig verhaften lassen! Ist doch nicht das erstemal, daß man mich einlocht! Vielleicht setzt sie es auch durch, daß meine Wohnung durchsucht wird; na,

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