Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
nächstliegenden Kandidaten, Wei-Wei oder Lyssa, wären eine Katastrophe. Auch wenn Nava uns das Leben schwer gemacht hatte, war sie eine Anführerin gewesen, die die Stadt als Gesamtheit antrieb. Sie konnte die Leute zu großen Anstrengungen und Zusammenhalt motivieren, aber sie hatte auch böse Witze und Frust provoziert. Nava mit dem roten Haar und den grünen Augen und der unerschöpflichen Energie, die jeden durch die bloße Macht ihrer Persönlichkeit zur Arbeit antreiben konnte.
    So viele Tote. Alle auf unserer Seite.
    Hatten die Söldner gewusst, dass Nava unsere Anführerin war?
    Ich wusste nicht, ob ich noch weitere schlechte Nachrichten ertragen würde. »Gibt es sonst noch etwas, das wir wissen müssen?«
    »Nur dass es morgen eine Zusammenkunft des Kriegsrats geben wird, dort, wo die Straße zum Kleinen Samtsee abzweigt. In aller Frühe.«
    Warum sagte er uns das? War er der Meinung, dass wir daran teilnehmen sollten?
    »Falls sie bis dahin nicht zurückgekehrt sind«, fügte er hinzu.
    »Das werden sie nicht tun«, sagte Kayleen.
    Hunter sah sie mit leichter Verwunderung an. »Bist du dir sicher?«
    Sie lächelte. Vielleicht hatte seine Ernsthaftigkeit sie überrascht. »Ziemlich sicher. Aber im Krieg ist nichts absolut sicher. Das hast du selbst mehr als einmal zu mir gesagt.«
    Hunter erwiderte das Lächeln, mit einem müden und ein wenig traurigen Ausdruck. »Gute Antwort.« Er blickte zu mir. »Jetzt geh zu Sasha. Sie wird sich über die Gesellschaft freuen. Sie und Sky haben schon mindestens dreimal nach dir gefragt.«
    Wir fanden Sky und Sasha in einer Ecke des größeren der zwei Räume, die zu vorübergehenden Unterkünften umfunktioniert worden waren. Hier saßen mindestens zwanzig Leute auf dem weichen Boden, in Gruppen von zwei bis fünf Personen. Stellenweise lagen Gesichter oder Schultern oder Füße im hellen Schein der wenigen Lampen, die man an der Wand angebracht hatte, und einige hielten sogar vorsichtig Kerzen in den Händen. Schatten fielen in jede Richtung. Leise Gespräche vermischten sich im Raum miteinander, so dass keine Stimme dominierte. Alle blickten auf, als wir hereinkamen. Manche lächelten, andere wirkten verängstigt, und ein Ehepaar aus der Stadt, das ich kaum kannte, funkelte uns wie unwillkommene Gäste in unserer eigenen Höhle an.
    Sasha saß mit geschientem Bein an einer Wand und spielte Springende Steine mit Timmy, einem Jungen, der nur ein paar Jahre jünger als sie war. Ihm wuchs gerade der erste Bartflaum am Kinn. Sie blickte auf, als wir zu ihr kamen, und ihr Gesicht strahlte. »Sky sagte, dass ihr bald kommen würdet.« Sie grinste. »Ich habe gehört, ihr habt verhindert, dass die gesamte Stadt niederbrennt.«
    »Dabei haben noch viel mehr Leute mitgeholfen.« Ich setzte mich neben sie und beobachtete, wie Timmy seine Steine einsammelte und ging. »Ich wollte euer Spiel nicht unterbrechen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich war sowieso am Gewinnen, und ihm wurde bereits langweilig.«
    »Schmerzt das Bein sehr?«, fragte Kayleen, als sie und Sky sich setzten.
    Im Hintergrund des Raumes wurden die Gespräche fortgesetzt, und ich kam mir nicht mehr vor wie etwas, das beim Geschichtenabend vorgeführt wurde.
    Sasha blickte stirnrunzelnd auf ihren Gipsverband. »Nicht sehr. Aber ich werde mich in den nächsten Wochen kaum von der Stelle bewegen können.« Sie blickte zu mir auf. »Jetzt kann ich doch nicht mit dir auf die Jagd gehen.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen.« Allerdings würden wir demnächst jagen müssen. Die meisten Vagabunden, die sich für die Höhle entschieden hatten, waren sehr jung oder sehr alt, und die Stadtbewohner hielten Vieh und jagten kein Wild.
    Sasha würde hier für längere Zeit mit ihrem Bein festsitzen. Vielleicht war der Konflikt bis dahin beendet. »Wir werden mindestens ein komplettes Fell für dich reservieren«, sagte ich.
    Ein zufriedener Ausdruck breitete sich auf Sashas Gesicht aus, als wäre die Welt mit unserer Ankunft wieder in Ordnung. Sie lehnte sich zurück. »Danke, dass ihr uns gewarnt habt. Ich wusste, dass ihr uns beschützen würdet.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich tatsächlich irgendwen vor irgendwas beschützen konnte. Aber wie sollte ich das Sasha erklären?

Kapitel 43
    Der Kriegsrat

    Früh am nächsten Morgen warteten wir vor der Höhle, um Hunter abzufangen, als er herauskam. Er blieb stehen, als er unsere drei Silhouetten vor dem ersten Licht der Dämmerung sah.
    »Wir werden dich zum Kriegsrat

Weitere Kostenlose Bücher