Das silberne Schiff - [Roman]
ab.
Ein Knie fühlte sich aufgeschürft an. Nichts Schlimmes.
Meine Stimme zitterte. »Mit euch beiden alles in Ordnung?«
Liam, angespannt. »Mir geht’s gut. Das war verdammt knapp.«
Die sanften Laute, mit denen Kayleen das Gebra tröstete, konkurrierten mit dem Geheul und den reißenden Geräuschen, als das Rudel draußen auf unsere Ausrüstung losging.
Licht fiel schlagartig in den Korridor, und ich dankte Kayleen lautlos dafür. Jetzt sah ich die Wut, die in Liams dunklen Augen stand. »Hol Kayleen her«, blaffte er. »Du übernimmst Brise.«
»Warum Kayleen?«, fragte ich. Sie und Brise waren in Sicherheit.
»Weil sie mir eine Waffe besorgen soll.« Ein Blick in Liams Gesicht, und ich arbeitete mich durch den Korridor, bis ich am Durchgang innehielt.
Brise hatte sich bis an den Bildschirm auf der Vorderseite zurückgezogen. Kayleen stand vor ihrem Kopf, den Rücken zu mir, und sprach leise auf das zitternde Gebra ein. »Alles ist gut. Hier bist du in Sicherheit.«
Ich nahm ihr die Führungsleine ab. »Liam braucht dich.«
Kayleen sah mich mit erschrocken aufgerissenen Augen an. »Geht es ihm gut?«
»Uns beiden ist nichts passiert. Geh einfach, und frag ihn, was er braucht. Ich bleibe so lange hier.«
»Lass Brise nicht allein«, bat sie mich.
»Natürlich nicht.« Ich streckte eine Hand aus, um Brises langen, zitternden Hals zu streicheln. »Ruhig … alles ist gut.« Ich übernahm Kayleens Worte, konzentrierte mich auf das Gebra und bemerkte es kaum, als Kayleen ging. »Wir lassen nicht zu, dass sie dich fressen. Du warst gut. Du hast mich frühzeitig gewarnt.« Unwillkürlich erinnerte ich mich wieder an Hüpfer. Durch ihren Tod hatte ich mich in Sicherheit bringen können, vielleicht war mir durch sie das Leben gerettet worden. Eine Hand zitterte an Brises bebender Flanke, und ich zwang mich dazu, ruhig ein- und auszuatmen und meinen Herzschlag zu verlangsamen. Gebras spürten, was wir empfanden.
Ein Teil meiner Aufmerksamkeit blieb bei Brise, während ich auf Liam und Kayleen horchte. Ich konnte Liams Worte verstehen. »… ich werde es werfen. Sag mir, wann.«
Was hatte er vor? Das leise Summen der sich wieder öffnenden Rampe ging fast im Gebell und Geheul unter, das sich nun verstärkte – wahrscheinlich, weil es durch die entstandene Öffnung dringen konnte. Kurz darauf schloss sich die Rampe mit einem Klicken, und von draußen war ein gedämpfter Knall zu hören, gefolgt von Tiergebrüll und ängstlichem Winseln. Brise erzitterte und drückte sich an mich, und ihre Haut zuckte, als das Ausgangssignal des Grenzalarms ausgelöst wurde, das durch den Gleiterrumpf kaum zu hören war.
Kayleen und Liam kamen durch den Durchgang zurück. Liams Gesicht drückte Zufriedenheit aus. »Ich glaube, wir haben sie vertrieben.«
»Was hast du gemacht?«, wollte ich wissen und überließ den Platz an Brises Seite wieder Kayleen.
Kayleen antwortete. »Erinnerst du dich an die Silberkugeln, von denen Alicia eine gestohlen hatte? Ich wollte sehen, was sie anrichten können.«
Ich schloss die Augen. Die Knochen in meinen Beinen verloren die Kraft, mich aufrecht zu halten, als mein Adrenalin mit einem Mal versiegte. Ich setzte mich. »Jenna sagte, wenn sie explodieren, verstreuen sie harte, scharfe Splitter.«
Liam grinste. »Wie es sich anhört, hat es funktioniert.«
»Woher weißt du, dass der Gleiter dadurch nicht beschädigt wurde?«, fragte ich.
»Deshalb haben wir sie geworfen, kurz bevor sich die Rampe wieder geschlossen hatte. Jenna sagte mir, dass nichts die Hülle des Gleiters verletzen kann.«
Ich hatte keine Spuren unserer harten Landung erkennen können, und die Neue Schöpfung hatte jahrelang ohne Anzeichen von Verwitterung auf der Grasebene gestanden. Trotzdem … »Was ist mit unseren Sachen?«
Liam setzte sich neben mich. »Die Tiere haben sie ohnehin zerfetzt. Sie mussten die Botschaft verstehen.«
»Sie waren größer als Dämonenhunde«, sagte ich und erschauderte. »Und schauriger.«
»Ja.« Liam seufzte. »Aber sie sehen wie nahe Verwandte aus. Vielleicht sollten wir sie große Dämonen nennen.« Er lachte, doch es hatte einen leicht nervösen Unterton.
Nichtsdestoweniger brach sein Lachen die Spannung, und ich sah ihn lächelnd an. Wir hatten es überstanden. Selbst Brise. »Brise hat mich vorgewarnt. Wir wären gestorben, wenn sie diese Wesen nicht gespürt hätte, bevor die Alarmglocken anschlugen.«
»Gutes Tier!«, sagte Kayleen gurrend zum Gebra. Dann sprach sie
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