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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Bryan war auf meiner anderen Seite, unser schweigender, stoischer Beobachter. Jenna und Tiala standen vor uns, Tialas Vogel hockte auf ihrer Schulter. Zum ersten Mal, seit ich sie gesehen hatte, gab Glocke keinen Ton von sich. Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt und ein rundes schwarzes Auge auf den Gleiter gerichtet.
    Ein großer, schlanker Mann trat auf das Gras und kam auf uns zu. Das Sonnenlicht zeichnete rötliche Reflexe auf sein dunkelbraunes Haar. Er trug eine einfache braune Hose und einen weißen Kittel mit Gürtel. Abgesehen von einer undefinierbaren Geschmeidigkeit seiner Bewegungen wirkte er völlig normal. Zumindest, bis er nahe genug heran war, um Blickkontakt aufzunehmen. Seine tiefgrünen Augen hatten die gleiche Intensität, die ich gespürt hatte, als ich ihm an Bord der Neuen Schöpfung begegnet war. Goldene Splitter trieben in den Pupillen, die etwas ausstrahlten, das mich gleichzeitig an Jennas Wildheit, Lukas’ Macht und Navas Unbeirrbarkeit erinnerte. Wie Akashi, nur in doppelter oder dreifacher Potenz.
    Ich trug immer noch den Pilotenmantel, was ein unübersehbarer Hinweis war.
    Er lächelte mich an. »Joseph. Gelungener Landeanflug, ganz besonders für einen Neuling.« Seine Worte klangen weich und warm. Mütter würden dieser Stimme ohne Zögern ihr Baby anvertrauen.
    »Danke.« Ich bemühte mich, meine Stimme nicht zittern zu lassen. Er hatte Macht. Sie strahlte sogar jetzt von ihm aus, und ich hatte die Wahrheit tief in den Datenströmen des Schiffs gespürt. »Es freut mich, dich kennenzulernen.«
    Er sah Jenna an und kniff besorgt die Augen zusammen. »Jenna. Verdammt! Was ist mit dir passiert?«
    Ihr Blick musterte ihn von oben bis unten. Sie sah ihm in die Augen und testete ihn auf eine Weise, die ich nicht verstand. Nach einer Weile entspannten sich ihre Kiefer und ihre Schultern. »Ein Krieg, Marcus. Ein dummer Krieg, der auf dumme Weise geführt wurde.« Sie lächelte. »Während der letzten Schlacht kam mir eine Rakete etwas zu nahe. Man hat mich dem Tod überlassen.«
    Tiala beobachtete sie aufmerksam mit großen Augen. Waren das für sie neue Informationen?
    Jenna deutete auf uns drei. »Joseph hast du bereits getroffen. Alicia und Bryan wurden ebenfalls auf Fremont geboren. Ich habe sie nach Hause gebracht.«
    Marcus zog eine Augenbraue hoch, als er Bryans Gipsverband sah. »Ist auch dir eine Rakete zu nahe gekommen?«
    Bryan antwortete mit einem trockenen Lachen. »Nein, nur die Fäuste einiger unfreundlicher Menschen.«
    »Aber es waren sehr viele nötig, um ihn niederzuringen«, fügte Jenna hinzu. Ich hoffte, Bryan hörte den Stolz, der in ihrer Stimme lag.
    Bryan wurde unter Marcus’ Blick nervös. Schließlich streckte er die Hand aus. »Freut mich, dich kennenzulernen.«
    Marcus schüttelte seine Hand. »Ich hoffe, Silberheim meint es netter mit dir.« Er sagte nicht, er gehe davon aus, dass dies so war.
    Bryan trat einen Schritt zurück, wachsam wie immer. »Das hoffe ich ebenfalls.«
    Marcus sah mich an und schien meine Gedanken zu lesen. »Nein, ich weiß nicht, wo dein Vater ist. Nach seiner Rückkehr habe ich ihn einmal gesehen. Er war der Meinung, dass die Menschen auf Fremont rückständig und neurotisch sind.«
    Mein Vater lebte! Ich steckte eine Hand in die Tasche und berührte den Datenspeicher, in dem sich sein Tagebuch befand. Begeisterung überwältigte mich. Er war zurückgekehrt – wahrscheinlich hatte er die Fernfahrt geflogen, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Ich fühlte mich plötzlich leichter, als könnte ich die Arme erheben und fliegen.
    Bevor ich irgendeine Frage stellen konnte, sagte Marcus: »Er ist Pilot. Er dürfte irgendwo auf oder zwischen den fünf Welten unterwegs sein.«
    »Was ist mit meiner Mutter?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich bin ihr nie begegnet.«
    Zweifellos war auch sie eine Windleserin. Erschüttert wurde mir bewusst, dass ich keine Ahnung hatte. Diese Enttäuschung machte mein Glück bitter. Nachdem ich mir ihre Zeichnungen angesehen hatte, fühlte ich eine stärkere Verbindung zu ihr.
    »Erzählst du mir mehr über meinen Vater?«
    Er lachte. »Nicht jetzt. Dazu haben wir keine Zeit.« Er wandte sich an Jenna. »Er muss mit mir kommen.«
    Ich blinzelte verdutzt. Jenna versteifte sich. Alicia grub ihre Fingernägel in meinen Unterarm und rief: »Das wird er nicht! Wir sind gerade erst angekommen.«
    Marcus schüttelte den Kopf. »Die Raumhafenverwaltung lässt euch vielleicht in Ruhe, aber ihn

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