Das silberne Schiff - [Roman]
herausfinden kannst. Öffne dich den Daten.«
Ich schluckte, und mein Puls raste.
Ich musste es versuchen.
Ich öffnete mich. Silberheim schrie mich an. Zahlen. Koordinaten. Listen mit Krediteinheiten. Namen und Worte, die ich nicht kannte. Viel, viel mehr, als wir auf Fremont hatten, und viel, viel schneller. Datenfäden bohrten sich in mich und rissen mich aus meinem Körper. Zertrümmerten mein Inneres. Ich stürzte ins Gras, landete auf den Knien, dann auf allen vieren.
»Stop«, befahl Marcus.
Ich konnte nicht. Ich hatte nicht genug Kraft, nicht genug Zusammenhalt. Zu viele Daten erfüllten mich. Teile meiner Persönlichkeit schienen von den Daten fortgerissen zu werden.
Er beugte sich über mich, sein Gesicht war ernst und ruhig. Stille hüllte mich ein, bis ich aufhörte zu zittern. »Du musst jetzt mitkommen«, sagte er.
Alicia kniete neben mir. Ich erinnerte mich nicht, dass sie mich berührt hatte, aber ihre Hand streichelte meine Wange.
Ich blickte lächelnd zu ihr auf, nahm sie in mich auf und sehnte mich so sehr danach, sie in die Arme zu nehmen, dass es sich wie ein körperliches Bedürfnis anfühlte, wie Durst. Ich begnügte mich damit, ihre Hand zu nehmen. »Er hat recht. Ich muss gehen.«
Sie nickte, mit Tränen in den Augen, den Rücken kerzengerade aufgerichtet. Ihre Unterlippe zitterte leicht. »Ich weiß.«
»Wir bleiben in Verbindung?«, fragte ich.
Sie schaute zu Marcus auf, und wenn Blicke schmerzen könnten, hätte er jetzt ein Pflaster gebraucht. Ihre Stimme klang leise und wild. »Ich werde es schaffen. Irgendwie.«
»Hier muss es irgendwelche Möglichkeiten der Kommunikation geben.« Bryan klang wütend und verzweifelt. Man hatte ihn verprügelt, dann war er ins Schiff verfrachtet worden, ohne dass er genau wusste, wie ihm geschah, während der Reise hatte er die meiste Zeit geschlafen, dann war er aufgewacht und auf einer sehr seltsamen Welt gelandet. Er hatte Chelo verloren, seine beste Freundin, und nun würde er auch mich verlieren.
Ich wollte, dass Alicia sich um ihn kümmerte, aber ich kannte Bryan zu gut. Ich drückte Alicias Hand. »Ihr beiden passt gut aufeinander auf.«
»Das werden wir«, sagte Alicia.
Sie streckte die andere Hand aus, und ich ließ mir von ihr aufhelfen. Meine Beine zitterten.
»Zeit zu gehen«, sagte Marcus.
Glocke kreiste über unseren Köpfen, und ihre Federn glänzten im spätnachmittäglichen Licht, als wäre sie selbst ein kleiner Sonnenuntergang. Ein solches Verhalten hatte ich noch nie bei einem Vogel beobachtet. Bei Hunden schon, aber nie bei einem Vogel.
Jenna umarmte mich, Bryan drückte mich für etwa eine Sekunde an sich, und Alicia klammerte sich an mich. Sie trat erst zurück, als ich mich behutsam von ihr löste. Ich sah Tiala an und staunte erneut über die Unterschiedlichkeit der Schwestern. Tiala hätte Jennas Kind oder Enkelkind sein können. Mir fiel auf, dass man uns gar nicht richtig vorgestellt hatte. »Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Tiala.«
Sie neigte den Kopf. »Viel Glück.«
Ich wandte mich Jenna zu. »Wann werde ich dich wiedersehen?«
Marcus beantwortete die Frage. »Frühestens in einigen Monaten.«
Das kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich sah noch einmal alle der Reihe nach an, nahm ihre Gestalten in mich auf, die Züge ihrer Gesichter. Ich schluckte mühsam und sagte: »Ich bin bereit.«
Kapitel 17
Lernen
Ich wachte vom Geruch gebackenen Brotes auf, wälzte mich herum und streckte mich auf dem glatten, weichen Laken aus, das nach Gartenluft duftete. Das Brot! Der Geruch hallte in der Leere wider, wo sich ansonsten mein Magen befand. Das Letzte, was ich gegessen hatte, war das Raumfahrerbrot gewesen.
Ich kämpfte mich hoch und spürte, dass mich jeder Muskel schmerzte. Vage Erinnerungen an eine Landung irgendwo in der Dunkelheit. Wir waren durch die Dunkelheit geflogen, und ich hatte unmittelbar darauf meiner Erschöpfung nachgegeben.
Ich war allein.
Abgesehen von Marcus. Wer war er wirklich?
Als wir angekommen waren, hatte Marcus mich gestützt und mich eine schwach beleuchtete Treppe hinaufgeführt. Ich erinnerte mich daran, registriert zu haben, dass er mich in ein Bett brachte, um dann zu entscheiden, die Augen zu schließen.
Er hatte mich angezogen gelassen, aber meine Schuhe standen ordentlich neben dem Bett, und der Pilotenmantel hing an der Ecke einer kunstvoll geschnitzten Holzkiste über dem Bett. Ich schlug eine leichte grüne Decke zurück und tapste zum Bad, das neben dem
Weitere Kostenlose Bücher