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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Grenzalarm hielt sie von Westheim fern, und die Herde war um zwei Tiere geschrumpft, nachdem die Dämonen eine Nacht lang ihr Jagdgebell hatten erklingen lassen. Sie wahrten eine höfliche Distanz zu uns, ganz gleich, wie klein und unbedeutend wir zu erscheinen versuchten.
    »Wärst du bereit für einen längeren Ausflug?«, fragte Liam vorsichtig.
    Kayleens Augen weiteten sich. »Es gibt noch so viel zu tun!«
    Wir liefen den steinigen Weg hinunter nach Hause. Brise ging vor uns und passte gut auf, wohin sie trat.
    »Ich möchte sie noch nicht mit nach draußen nehmen«, sagte Kayleen. »Ihre Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen.«
    »Sie gehorcht dir schon ziemlich gut«, warf ich ein.
    Kayleen blickte sich zu mir um. »Ich werde sie nicht außerhalb des Tals in Gefahr bringen.«
    »Wir müssen irgendwann Erkundungen vornehmen«, sagte Liam. »Am besten dann, wenn wir uns auf das Wetter verlassen können. Wenn wir uns niemals hinauswagen, haben wir bald das Tal leergejagt.«
    Kayleen blieb kurz vor uns und verbarg ihr Gesicht. Ihre Schultern hatten sich verkrampft. »Da draußen ist es nicht sicher.«
    Liam holte sie ein und drehte sie mit sanftem Druck zu sich herum. »Ich weiß, dass du es gewohnt bist, in einer Stadt zu leben. Artistos hat genügend Ressourcen innerhalb der Stadtgrenzen, aber wir nicht. Wir haben noch nicht genug Gemüse angebaut, um ein Kind zu ernähren, geschweige denn uns drei.«
    Sie entzog sich ihm und musterte unsere Gesichter. Aber wenigstens drehte sie nicht durch. Ihren verrückten Blick hatte sie fast völlig verloren. Sie senkte den Kopf. »Können wir noch eine Weile warten? Wir müssen einen Schuppen bauen, in dem wir das Gras für Brise lagern können.«
    Liams Stimme klang sanft, als würde er zu einem Kind sprechen. »Wir werden dir heute dabei helfen. Und heute Abend sollten wir packen. Wir werden nur ein paar Tage fort sein.«
    Sie antwortete nicht. Die Entscheidungsfindung in der Gruppe hatte sich zu einem Zwei-gegen-einen-Spiel entwickelt, wenn wir unterschiedlicher Meinung waren. Kayleen war zweifellos klar, dass sie diesen Kampf bereits verloren hatte.
    »Na komm schon«, sagte ich. »Wir haben genug Holz gestapelt, um sehr schnell einen Lagerschuppen bauen zu können.«
    Sie verzog das Gesicht und zuckte dann mit den Schultern, als wäre es ihr gleichgültig. Sie nahm meine Hand und sagte: »Also gut.« Dann schien sie sich einen Ruck zu geben und marschierte mit zügigen Schritten los, um dann hektisch und konzentriert mit der Arbeit zu beginnen, mit der sie den ganzen restlichen Tag beschäftigt war. Sie schien sich erst dann sicher zu fühlen, wenn ihr ganzer Körper in Schweiß gebadet war.
    Am späten Nachmittag, als der Schuppen zur Hälfte fertig war, machten Kayleen und ich eine kurze Pause. Wir hockten uns auf die Felsen am Rand des Teiches und saßen nahe beieinander, während der Wasserfall unser Haar mit winzigen Juwelen benetzte. Als sie mich ansah, schimmerten die Tröpfchen wie Sommersprossen auf ihrem Gesicht, und sie ließ die Beine baumeln, so dass sie mit einem überlangen Zeh die Wasseroberfläche streifte. Ihre verschränkten Arme lagen ruhig in ihrem Schoß. Sonst bewegte sich Kayleen die ganze Zeit – wenn sie still war, deutete das bei ihr auf Beherrschung und Furcht hin.
    Ihre blauen Augen betrachteten mich, und sie sprach laut, um den Wasserfall zu übertönen, der jeden Laut in seinem Rauschen verschlucken wollte. »Chelo. Du und Liam, ihr schließt mich aus. Wir sind zu dritt. Ihr könnt mich nicht ständig ausschließen. Ich habe niemanden außer euch beiden, keinen Mann außer Liam.« Ihre Worte sprudelten so schnell hervor wie der Wasserfall. »Und ihr sitzt im selben Boot. Ihr wisst genau, dass keiner von uns mit einem Unmodifizierten zusammen sein könnte.« Sie öffnete die Arme, ihr Fuß zuckte auf dem Wasser und erzeugte ein kompliziertes Wellenmuster.
    Ich zog die Knie an die Brust, um mich möglichst klein zu machen.
    Sie wartete nicht auf meine Antwort. »Du weißt es ganz genau. Du bist unsere Anführerin. Oder vielleicht du und Liam zusammen. Du solltest in die Zukunft blicken und erkennen können, dass wir eine Familie bleiben müssen.« Sie streckte mir eine Hand entgegen, ließ sie dann aber wieder in den Schoß sinken und schaute auf den Wasserfall. Ihre Lippen bildeten das Wort »bitte«, oder sie sagte es laut, und das Rauschen verschluckte es, da sie nicht mehr in meine Richtung blickte.
    Als würde ich oben am

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