Das silberne Schiff - [Roman]
ihr nicht gefällt«, sagte Kayleen und streichelte den Hals des Gebras.
»Irgendein kleines Tier wohnt hier oder kommt zumindest gelegentlich vorbei. Ich habe Spuren im Staub gesehen, als ich das letzte Mal hier war.« Liam schleppte das Holz auf den Sims vor der Höhle. »Wir sollten die ganze Nacht ein Feuer brennen lassen.«
Kayleen führte Brise in die Höhle. Ein winziges flaches Tier mit buschigem schwarzem Schwanz schoss aus dem Holzhaufen hervor und flüchtete nach draußen. Brise wich zurück, schnaufte und zog Kayleen mit sich. Die beiden verschwanden hinter der Ecke aus meinem Sichtfeld. Liam und ich lachten, und nach einer Weile hörten wir, wie Kayleen in das Gelächter einfiel. Also waren sie noch in der Nähe. »War das alles?«, rief Kayleen.
Liam stocherte mit einem scharfen Stock im Holzhaufen herum und scheuchte zwei weitere der kleinen Tiere auf. Eins zischte und wollte nach ihm schnappen, als es losrannte. Ganz unten im Haufen fand er ein Nest mit drei makellosen braunen Eiern. Er runzelte die Stirn. »Ein Säugetier, das Eier legt – seltsam.« Er blickte sich um. »Jedenfalls werden sie in nächster Zeit nicht zurückkommen.« Vorsichtig trug er das kleine Nest nach draußen. »Vielleicht finden sie die Eier wieder«, sagte er ohne große Überzeugung. »Die Luft ist rein!«, rief er dann Kayleen zu.
Diesmal ließ sich Brise widerstandslos hereinführen, obwohl sie nervös blieb und weiterhin die Ohren gespitzt hatte.
Liam entzündete das Feuer, während Kayleen das Gebra entlud und es in der Ecke unterbrachte, die am weitesten vom Holzhaufen entfernt war. Ich bereitete unsere Schlafstellen vor, wobei ich darauf achtete, dass alle drei den gleichen Abstand zueinander hatten.
Kayleen sah mich mit beleidigter Miene an. »Das musst du nicht tun. Du kannst neben Liam schlafen.« Sie wandte den Blick ab. »Damit habe ich kein Problem.« Doch ihr Tonfall sagte etwas ganz anderes als ihre Worte.
Liam, der das Gespräch mitgehört hatte, drehte sich zu uns um. »Kayleen.« Er sprach ihren Namen aus, als wäre sie ein Kind, und ich spürte seine Besorgnis. »Für diese Nacht geht es. Du willst doch bestimmt nicht allein sein. Du musst nicht allein sein, zumindest nicht mehr als wir.«
Ihre Unterlippe zitterte. »Wir müssen doch nicht alle allein sein.«
Er sah sie blinzelnd an. »Ich bin mir nicht ganz sicher, was du erwartest«, sagte er, obwohl ich davon überzeugt war, dass er es wusste.
Jedenfalls wusste ich es.
Als er sie ansah, war Liams Blick nicht mehr so streng. Ich konnte die Gefühle in seinen Augen nicht lesen. Vielleicht war es Zuneigung, vielleicht Mitleid. Vielleicht etwas von beidem. Er hatte sie recht direkt aufgefordert, offen zu sein, und nun beobachtete er sie aufmerksam und geduldig.
Natürlich musste ihm das Problem bereits durch den Kopf gegangen sein. Aber er würde zurückkehren, um seine Sippe zu führen. Obwohl die meisten Beziehungen in den Sippen zwischen einem Mann und einer Frau bestanden, gab es auch einige Paarungen von Leuten des gleichen Geschlechts. Aber es waren immer zwei. Es klang vernünftig, dass wir drei uns zusammentaten, und einige Bemerkungen in der Stadt über die Modifizierten liefen darauf hinaus, dass sie wesentlich komplexere Beziehungen führten. Aber wir hatten so etwas nie erlebt.
Auch ich beobachtete Kayleen.
Ihr Blick ging zwischen uns beiden hin und her. Je länger sie von der Stadt fort war, desto mehr wurde sie wieder sie selbst. Die junge Frau, die jetzt dastand und ihr Bettzeug an den Körper drückte, war wieder meine Freundin, jemand, den ich kannte. Trotz unseres schwierigen Gesprächs am vergangenen Abend.
»Ich liebe euch beide«, sagte sie schließlich. Sie hielt inne, während die Worte ihre Wirkung entfalteten, einfach und eindringlich zugleich. Ihre Augen schimmerten feucht, aber sie hatte den Kopf erhoben. »Ich möchte nicht mein ganzes Leben lang allein sein, und ich will auch nicht, dass Chelo ihr ganzes Leben lang allein ist. Die anderen Männer, Bryan und Joseph, sind fort. Wir wissen nicht, ob sie jemals zurückkommen. Aber das bedeutet doch nicht, dass Chelo oder ich allein bleiben müssen.«
Liam blickte zu mir und wartete auf eine Reaktion. Ich biss mir auf die Lippe und schwankte erneut zwischen den beiden Möglichkeiten, vor denen ich mich fürchtete. Ich sah sie an und dann beide, während ich mir immer sicherer wurde, dass sich das Problem nur zwischen ihr und mir lösen ließ.
Also ging ich nicht auf
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